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Ein verhaengnisvoller Winter

Ein verhaengnisvoller Winter

Titel: Ein verhaengnisvoller Winter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniela Frenken
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glaub ich ein Loch in der Strumpfhose“, flüsterte Margot ihrer Freundin zu.
    „Was?“
    „Ein Loch. In der Strumpfhose. Sieh doch. Sie puhlt daran rum und macht es immer größer.“
    „Lina!“ Lisbeth zog die Hand ihrer Tochter von deren Knie weg. „Lass es sofort sein!“ Schnell zog sie Linas Rock ein Stückchen tiefer.
    „Jetzt komm ich mir noch ärmlicher vor“, jammerte Margot.
    „Herrgott nochmal! Da sehen die gleich wenigstens, wie arm wir sind.“
    „ Einmalig, Lisbeth! Trotzdem hättest du das Loch ja wohl flicken können. Das hat ja wohl nichts mit Armut zu tun“, flüsterte Margot zurück.
    „Zuhause war da noch kein Loch. Die Strumpfhose war etwas fadenscheinig, aber ich hab gedacht, wenn ich den Kindern ihre besten Sachen anziehe, dann machen wir nicht grade einen bedürftigen Eindruck“, entschuldigte sich Lisbeth.
    „Mein Gott, wie ich mich schäme! Ich glaub, ich geh wieder.“
    „Josefine“, wandte sich Lisbeth aufgebracht an die Frau, die zwischen ihnen saß, „kannst du deiner Cousine vielleicht mal sagen, dass auch anderen alles andere als wohl in deren Haut ist.“ Aufgebracht strich Lisbeth sich über ihren Rock, ehe sie sich abermals nach vorne beugte, um doch wieder das Wort an Margot zu richten. „Was meinst du, wie ich mich in den letzten Wochen gefühlt hab, als ich vor Not das Geld von meinem Schwager annehmen musste, um über die Runden zu kommen. Zumal wir sowieso ein gespanntes Verhältnis haben, weil Richard dauernd alte Geschichten wieder aufwärmt.“
    „Das find ich aber anständig vom Richard, dass der euch hilft“, platzte Josefine überrascht heraus.
    „Was? Ja, das ist ein netter Zug von ihm, aber das macht der nur, um seinem Neffen und seiner Nichte zu helfen. Glaub mal nicht, dass der etwas Sympathie für Mama und mich übrig hat.“
    „Ich weiß gar nicht, warum ihr alle kein gutes Haar an ihm lassen könnt. Der Richard hat euch doch nichts getan.“
    „Darf ich dich an die Gerüchte erinnern, die er über Mama und Herbert verbreitet hat?“
    „Er hat sie nicht verbreitet, er hat nach alten Gerüchten gefragt, die andere Leute verbreitet haben“, stellte Josefine klar, obwohl sie es damals auch nicht richtig gefunden hatte.
    „Und was ist damit, dass er der Anneliese dauernd unterstellt, sie wäre am Todestag seines Vaters bei ihnen in der Wohnung gewesen?“, mischte sich  Margot empört ein.
    „ Ach komm, wir hören damit auf, Margot“, antwortete Lisbeth, „du weißt doch, dass die Josefine einen Narren an Richard gefressen hat.“
    „Was hab ich?“ Josefine sah auf die beiden Frauen, die sich vornübergebeugt über sie hinweg unterhielten, als wäre sie nicht da.
    „Ja, das hab ich auch schon gemerkt. Bei der bekommt man kein Recht, wenn es um den Richard geht“, antwortete Lisbeth gerade. „Aber die wird schon sehen, was die davon hat. Und dann braucht sie nachher nicht ankommen und sagen, ich hätte sie nicht gewarnt.“
    „Seid ihr jetzt fertig?“ Josefine sah wütend abwechselnd von links nach rechts.
    „Eigentlich noch lange nicht, aber da wir bei dir ja sowieso kein Recht bekommen“, Lisbeth wühlte in ihrer Tasche, um einen Zwieback für den quengelnden Heinz hervorzuzaubern, „werd ich nichts mehr sagen“, endete sie und drückte ihrem Sohn den Zwieback in die Hand.
    „Mama, ich will auch einen“, meldete sich Franz.
    „Ich auch.“
    Wortlos kramte Lisbeth in ihrer Tasche.
    Josefine sah sich einmal in der Eingangshalle, in der sie mit anderen Leuten warteten, prüfend um. Keiner hatte ihr Gespräch mitbekommen, auch wenn einige Leute forschend den schmatzenden Heinz und die wieder an ihrer Strumpfhose pulende Lina betrachteten. So unwohl sie sich bei den Anspielungen der beiden Frauen fühlte, so hatte sie gerade eine Möglichkeit erkannt, vielleicht etwas Neues zu erfahren. Dazu musste sie zwar die Wahrheit etwas verbiegen, aber eine Notlüge war doch verzeihlich, oder?
    Sie sah Lisbeth nachdenklich an, während diese nach weiterem Zwieback  suchte. „Weißt du“, begann sie zögernd in gedämpftem Ton, „jetzt sagst du nur wieder, ich wolle den Richard verteidigen, aber ein bisschen verstehen kann ich ihn auch.“
    Lisbeth hielt im Wühlen inne. Langsam hob sie den Kopf. „Wie bitte?“
    Bei Lisbeths bösem Blick wand sich Josefine innerlich. „Ich meine die Sache mit deiner Mutter und Richards Vater“, beeilte sich Josefine zu erklären. „Der Richard hätte die ganze Angelegenheit schon längst vergessen,

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