Ein verhaengnisvoller Winter
wirklich.“
„Was willst du denn damit sagen?“, verlangte Herbert empört zu wissen.
„Was ich damit sagen will?“, herrschte Richard den anderen Mann an.
„Was ist denn hier los?“ Lisbeth kam auf den Hof geeilt. Nach einem Blick in die Runde rief sie ihre Kinder, die mit großen Augen das Schauspiel beobachteten. „Kinder, nach oben mit euch. Spielt mit dem Heinz, der sitzt im Laufstall.“
„Was hier los ist? Dein Schwager hat sie nicht mehr alle“, klärte Herbert sie auf, als die Kinder im Haus verschwunden waren.
„Halt du den Mund. Du steckst da doch auch mit drin. Zu dir komm ich später, wenn ich mit der hier fertig bin“, drohte Richard dem älteren Mann, ehe er einen Schritt näher auf Anneliese zutrat.
„Richard, du verschwindest jetzt“, rief Lisbeth bestimmt und trat zwischen die beiden.
„Du schmeißt mich vom Hof?“ , fragte Richard in drohendem Tonfall. „Das sind immer noch die Kinder von meinem Bruder, die hier wohnen.“
Herbert trat auf Richard zu. „Du hast gehört, was Lisbeth gesagt hat. Und ich kann verstehen, dass sie dich hier nicht mehr haben will. Jetzt mach, dass du wegkommst. Und dass du auch künftig fern bleibst, dafür werd ich schon sorgen.“
Ungläubig sah Richard den anderen Mann an. Nicht nur schmiss seine Schwägerin ihn vom Hof, wo er in den letzten Monaten nicht wenig getan hatte, um sie und die Kinder finanziell zu unterstützen, nein, jetzt kam der heimliche Geliebte der Mutter an und wollte ihm den Umgang mit seinen eigenen Neffen verbieten. Sein Bruder würde sich im Grabe umdrehen. Richard merkte, wie seine Halsschlagader anschwoll. Jetzt gleich würde er die Beherrschung verlieren, das spürte er. „Du“, Richard langte nach Herbert, der schnell einen Schritt zurücktrat.
„Jetzt hört doch auf“, rief Josefine und eilte auf sie zu.
„Du fehlst noch.“
„Richard, jetzt beruh ige dich doch. Du kannst doch nicht einfach hier ankommen und auf die Anneliese losgehen.“
„Ja, dass du mir jetzt in den Rücken fällst, das sollte mich auch ni cht mehr wundern.“ Richard sah sie von oben bis unten an.
„Ich fall dir ni cht in den Rücken. Aber was versprichst du dir denn davon, wenn du hier plötzlich so rumwütest?“
Richard holte tief Luft, und versuchte, sich zu beruhigen. „Du hast recht“, sagte er schließlich und nach einem Blick in die Runde fuhr er, an Anneliese und Herbert gewandt, fort: „Ihr habt schon seit Jahren ein Verhältnis, schon als der Erwin noch lebte. Ich kann es nicht beweisen, aber vielleicht habt ihr damals schon den lästigen Ehemann um die Ecke gebracht, als der euch erwischt hat. Dass mein Vater wieder davon angefangen hat, hat euch beunruhigt. Deshalb hast du ihn auch aus dem Weg geräumt.“ Richard zeigte mit dem Finger auf Anneliese. „Du warst in unserer Wohnung und du hast auch die Flasche mitgebracht. Wer weiß, was du damit gemacht hast. Und als euch die Hedwig zu unbequem wurde, habt ihr die auch umgebracht. Der Willi vom Ochsen hat gesagt, die Polizei hätte ein paar Routinefragen gestellt, letzte Woche und da ist rausgekommen, dass die Hedwig ihren Mantel im Ochsen hat hängen lassen. Da muss sie jemand zu gebracht haben, damit sie später schneller erfror. Außerdem hatte die Hedwig Altweiber noch einen Bekanntengetroffen, zu dem sie geeilt ist. Und ich hab mich umgehört. Kein Mensch kann sich erinnern, euch beide“, er sah von Anneliese zu Herbert, „später noch mal gesehen zu haben. Die Hedwig hat auf dein Winken reagiert, Anneliese, weil du nämlich von Meiss aus zurückgelaufen bist und du hast dafür gesorgt, dass sie ohne Mantel die Kneipe verließ. Dann habt ihr, du und Herbert, sie irgendwie dazu bekommen, dass sie stürzt und dann betrunken im Graben liegengeblieben ist. Und weil ich dir mittlerweile alles zutraue, würd es mich nicht wundern, wenn du den Toni auch umgebracht hättest, weil der dir immer schon ein Dorn im Auge war. Das kann ich zwar nicht beweisen, aber der Rest, der ist Offensichtlich, wenn man alles zusammen nimmt.“ Richard trat einen Schritt zurück und funkelte Anneliese an. „Das erste, was ich morgen nach Feierabend mach, das ist zur Polizei zu gehen. Und dann werd ich denen von meinem Verdacht erzählen. Dann wollen wir doch mal sehen, ob die nicht vielleicht zu demselben Schluss kommen wie ich und die ganzen Todesfälle noch einmal gründlicher untersuchen.“ Noch einmal sah Richard in die sprachlose Runde, ehe er zu seinem Fahrrad
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