Ein verhängnisvolles Angebot
besonders für den Angestellten.“
„Nicht unbedingt. Außerdem werden Sie nach der Hochzeit nicht mehr für mich arbeiten.“ Er sprach jedes Wort klar und ein wenig zu laut aus. Bevor Lauryn begriff, was plötzlich mit ihm los war, sah sie die Frau, die abrupt hinter ihm stehen blieb.
„Adam?“ Der Teint der Frau war so perfekt, dass man unmöglich ihr Alter schätzen konnte. Sie könnte in den Fünfzigern sein und genauso gut in den Siebzigern.
Adam sah anscheinend überrascht auf und ließ genug Zeit vergehen, bevor er hastig Lauryns Hand losließ und aufstand. „Guten Tag, Mrs. Ainsley. Darf ich Ihnen Lauryn Lowes vorstellen. Lauryn, Helene Ainsley. Sie sitzt im Vorstand so ziemlich jedes Wohltätigkeitsvereins in Miami.“
Helene Ainsley. Sie gehörte zu den Frauen, die sich geweigert hatten, an die Tür zu kommen, als Lauryn einen Moment mit ihnen hatte sprechen wollen. Das Haus der Ainsleys lag nicht weit entfernt von dem der Laurences. Und obwohl Mrs. Ainsley einer anderen Generation angehörte, hatten ihre Kinder Adrianna Laurence wahrscheinlich gekannt.
„Es freut mich, Sie kennenzulernen, Mrs. Ainsley.“ Auch wenn es sie vor zehn Monaten mehr gefreut hätte.
Mrs. Ainsley sah unter gelifteten Lidern von Adam zu Lauryn. „Gibt es Neuigkeiten?“
Lauryn stockte der Atem.
Ohne seine Begleiterin aus den Augen zu lassen, antwortete Adam: „Nein, keine Neuigkeiten.“
Lieber Himmel, der Mann war ein begnadeter Schauspieler. Sein Ton, sein Gesichtsausdruck und die Körpersprache sprachen sehr deutlich für das genaue Gegenteil.
„Ich hätte schwören können, dass Sie ‚Hochzeit‘ gesagt haben.“
Anscheinend widerwillig wandte er sich Mrs. Ainsley zu. „Das kann schon sein. Es hat schließlich einige Hochzeiten gegeben bei den Garrisons. Und meine Schwester Brittany ist ja auch verlobt.“
Mrs. Ainsley glaubte ihm natürlich kein Wort. Lauryn sah ihr deutlich die Neugier an. Wie klug von Adam, schon die ersten Weichen zu stellen, für den Fall, dass er Lauryn doch noch dazu überreden könnte, Ja zu sagen. Nicht dass ihm das gelingen wird, dachte sie entschlossen.
Mrs. Ainsley konzentrierte sich auf Lauryn. „Sind wir uns schon einmal begegnet, meine Liebe? Sie kommen mir so bekannt vor.“
Sie schöpfte Hoffnung. Sah sie ihrer Mutter ähnlich? Lauryn besaß nur verschwommene Schwarz-Weiß-Fotografien, auf denen Adriannas Gesicht nur sehr unklar zu sehen war. Lauryn war blond wie ihr Vater, ihre Mutter war brünett gewesen. „Nein, Madam.“
„Sind Sie sicher? Ich vergesse nie ein Gesicht.“
„Ja, ich bin sicher. Ich habe bisher nur wenig Menschen hier kennengelernt, da ich erst seit kurzer Zeit in der Gegend lebe.“
„Dann sollten wir das ändern. Am Samstag kommen ein paar Freunde zu uns. Vielleicht möchten Sie und Adam sich für eine oder zwei Partien Tennis zu uns gesellen?“
Die Einladung verblüffte Lauryn so sehr, dass sie sekundenlang nicht antworten konnte. Viele Türen werden sich öffnen, hatte Adam gesagt. Lauryn war nicht klar gewesen, dass sie in den gesellschaftlichen Kreisen aufgenommen würde, in denen sich ihre leibliche Mutter bewegt hatte. Wenn sie Adam Garrison heiratete, gehörte sie zur Elite von Miami – und wäre einer Antwort auf ihre brennenden Fragen näher als je zuvor. Die Vorstellung brachte sie in größere Versuchung, als ihr lieb war.
„Lauryn?“, fragte Adam.
„Ja? Oh, es tut mir leid. Ich spiele kein Tennis.“ Sie war zu sehr damit beschäftigt gewesen, ein aufsässiger Teenager zu sein, um Zeit für so etwas zu haben. Noch ein Grund, die vergeudeten Jugendjahre zu bereuen.
Mrs. Ainsley wandte sich an Adam. „Dann kommen Sie vielleicht mit Lauryn am Montagabend zu einem Cocktail vorbei. Der Klub ist dann doch geschlossen, oder?“
„Gern“, erwiderte Adam, ohne Lauryn um ihre Meinung zu fragen. Aber das machte ihr nichts aus. Durch ihn würde sie Zugang zu einem Haus erlangen, das ihre Mutter wahrscheinlich besucht hatte. Lauryn würde Menschen vorgestellt werden, die Adrianna gekannt hatten. Und wenn sie erst einmal auf der Insel waren, konnte sie Adam vielleicht noch dazu überreden, ihr sein Haus zu zeigen. Dann würde sie sehen, wo ihre Mutter gelebt hatte und aufgewachsen war.
„Wunderbar. Dann sehen wir uns also um acht.“ Mrs. Ainsley winkte zum Abschied und ging.
Adam setzte sich wieder. Gleich darauf wurde ihnen das Essen gebracht.
Nachdem der Kellner gegangen war, sah Lauryn ihren Chef streng an. „Sie sind
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