Ein verhängnisvolles Angebot
überwältigte seine Nähe sie. Ein kleiner Schritt reichte, und sie würden Brust an Brust, Hüfte an Hüfte stehen. Lauryns Blick ging unwillkürlich zu seinem Mund. Sie war sicher, dass er großartig küsste.
Adam nahm offenbar nichts von ihrem inneren Aufruhr wahr. Er zuckte die Achseln und beantwortete ihre Frage: „Grundstücke sind in Südflorida ziemlich rar. Da es aber an Geld meist nicht fehlt, ist es hier üblich, abzureißen und noch mal von vorn aufzubauen. Manchmal ist der Grund für einen Neubau allerdings auch die verheerende Wirkung eines Hurrikans.“
Kaum merklich zuckte sie zusammen. „Ihr Haus ist doch nicht niedergerissen worden, oder?“
Er betrachtete sie nachdenklich, als hätte er die Panik in ihrer Stimme gehört, die sie nicht vollständig hatte unterdrücken können. „Nein. Es ist das Originalgebäude. Warum?“
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Nichts … Ich liebe einfach nur alles, was mit Geschichte zu tun hat, und es tut mir weh, wenn etwas davon zerstört wird. Ihr Anwesen ist doch nicht weit von hier entfernt, nicht wahr? Würden Sie es mir zeigen?“
Er schwieg so lange, bis sie schon glaubte, er würde ihre Bitte ablehnen. „Natürlich, warum nicht. Diese Woche wohnt niemand darin.“
Erleichtert stieg Lauryn ins Auto, erfüllt mit so viel Vorfreude und Aufregung, dass sie kaum stillsitzen konnte.
Adam steuerte den Wagen vom Grundstück der Ainsleys und fuhr die mit Palmen umsäumte Straße hinunter. Wenige Minuten später bog er in eine schmale Auffahrt und hielt vor einem hohen, kunstvoll verzierten Eisentor. Adam gab einen Sicherheitscode auf einer Tastatur ein, die in die Mauer eingelassen war. Gleich darauf glitt das breite Tor zur Seite und gab ihnen den Weg frei.
Die seltsamsten Gefühle stürmten auf Lauryn ein, während sie die Auffahrt passierten und um einen Springbrunnen in der Mitte fuhren. Versteckte Sensoren schalteten sich automatisch an und erfüllten die Nacht mit strahlendem Licht. Lauryn nahm den Anblick des Hauses fast gierig in sich auf. Sie konnte nicht den Blick davon wenden und hakte in Gedanken jede Einzelheit ab: Der Stil erinnerte eher an das Mittelmeer, zu ihrer Linken gab es eine Garage für vier Wagen, die Fenster waren bogenförmig, die Säulen kunstvoll verziert, und die Veranden lagen im Schatten.
Das Zuhause ihrer Mutter. Lauryns Herz klopfte schnell und heftig, während sie mit zitternden Beinen ausstieg. Sie wünschte, sie könnte das Haus bei Tageslicht sehen statt im schwachen Schein des Halbmondes.
„Es ist wunderschön“, flüsterte sie.
„Wie ich schon sagte, es war eine gute Investition. Wenn ich es verkaufe, wird sein Wert sich verdoppelt haben.“
„Sie wollen verkaufen?“, fragte sie beunruhigt.
„Wenn die Preise günstig sind.“
Nervös wischte sie sich an ihrem schlichten schwarzen Kleid den Schweiß von den Händen und folgte Adam auf die Veranda. Nachdem er ins Haus gegangen war, gab er eine Nummer ein, um die Alarmanlage abzuschalten, deren Bedienungsfeld hinter einem Spiegel verborgen war.
Höflich bedeutete Adam ihr, ihm zu folgen, aber sie konnte sich nicht rühren. Ihre Beine verweigerten ihr einfach den Dienst. Sie war der Wahrheit so nahe. Die Tagebücher, die Antworten auf alle Fragen enthielten, befanden sich fast in Reichweite.
„Lauryn?“
Sie suchte verzweifelt nach einer plausiblen Erklärung für ihr Verhalten. „Dieser Luxus lässt sich wirklich nicht mit dem Kasernengebäude vergleichen, in dem ich aufgewachsen bin.“
„Das schien Sie bei den Ainsleys nicht sonderlich gestört zu haben.“
„Wahrscheinlich, weil ich so nervös war. All diese Menschen, das überwältigende Haus. Ich … ich gehe nicht sehr viel aus.“ Nicht mehr, dachte sie bei sich.
Sie musste sich überwinden, trat schließlich aber ein und fand sich in einem imposanten, kreisförmigen Foyer wieder, über dem sich hoch oben eine bemerkenswerte Kuppel wölbte. Mitten auf dem Marmorfußboden war eine Kompassrose abgebildet. Von dort ging Lauryn weiter zur breiten Treppe, die in einem weit ausholenden Bogen zum zweiten Stock führte.
„Wie wäre es mit einer kurzen Führung durch das Haus?“, fragte Adam und riss sie aus den Gedanken.
Sie brauchte einige Sekunden, bis sie sich wieder gefasst hatte. Adams Blick ruhte auf ihren Lippen, und Lauryn spürte, wie ihr Mund trocken wurde vor Erregung. Sie räusperte sich und wich jedem Blickkontakt aus. „Ja, gern. Wie viele Schlafzimmer hat es?“
„Sechs,
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