Ein verhängnisvolles Angebot
exklusiven Restaurant, das einen atemberaubenden Blick auf die Biscayne Bay bot. Lauryn war noch nie hier gewesen. Erstens, weil sie es sich nicht leisten konnte. Und zweitens, weil sie nie einen Platz bekommen hätte, selbst wenn sie es versucht hätte.
Mit der ihm eigenen Eleganz stieg Adam aus und warf einem Restaurantangestellten den Wagenschlüssel zu. Ein weiterer livrierter Mann öffnete für Lauryn die Tür, half ihr hinaus und begleitete sie zu Adam, der am Straßenrand wartete, als bekäme er ein kostbares Geschenk überreicht – oder ein Dummchen, dem man nicht zutraute, allein die Straße zu überqueren.
„Guten Tag, Mr. Garrison“, begrüßte eine junge Frau ihn, kaum dass sie den Eingangsbereich erreicht hatten. Innerhalb von zwei Sekunden hatte sie Lauryn mit einem kühlen Blick abgeschätzt und abgetan. „Ihr Tisch ist bereit.“
Adam machte Lauryn ein Zeichen, ihm vorauszugehen, ging jedoch so dicht hinter ihr, dass sie meinte, seine Hitze und seinen Blick auf ihrem Rücken zu spüren. Insgeheim hoffte Lauryn, dass ihr Nadelstreifenrock nicht zu eng saß. Und dann verwünschte sie sich innerlich.
Seine Meinung über deinen Po ist völlig belanglos, schimpfte sie mit sich.
Die neugierigen Blicke der übrigen Gäste zeigten ihr, dass ihr geschäftsmäßiges Outfit auffiel. Die meisten trugen teure Designerkleidung. Lauryn ignorierte die Aufmerksamkeit, die sie erregte. Gefasst ließ sie sich zu einem Tisch auf der hinteren Terrasse führen, die direkt am See lag. Lauryn setzte sich auf einen Stuhl unter einem breiten Schirm und nahm die Speisekarte entgegen.
Ein leichter Windhauch spielte mit einer ihrer Locken, die sich aus ihrem Knoten gelöst hatte und sie nun leicht an der Wange kitzelte.
Als sie aufsah, blickte sie direkt in Adams blaue Augen. Er hatte die Sonnenbrille abgenommen. Wie immer nahmen Lauryn auch jetzt die Intensität und Intelligenz in seinem Blick den Atem.
Unwillkürlich spannte sie sich an und wartete darauf, dass er auf den Antrag zurückkam. Zweifellos war sie deswegen von Adam hergelotst worden. Allerdings hatte sie ihre Meinung nicht geändert, auch wenn sie an kaum etwas anderes hatte denken können. In ein sündhaft teures Restaurant eingeladen zu werden, das würde sie nicht umstimmen.
Was für ein Mann fasste den kühlen Entschluss, eine Frau zu engagieren, zwei Jahre lang mit ihr zu schlafen, obwohl er sie nicht liebte, und sie dann einfach zu entlassen – als handelte es sich um einen normalen Job?
Andererseits konnte Lauryn sich vorstellen, dass Adam keine der Frauen liebte, mit denen er ins Bett ging. Bedrückt senkte sie den Blick und spielte mit ihrer Serviette. Früher hatte Lauryn geglaubt, dass ihre Eltern sich liebten. Inzwischen stellte sie jedoch jede der zärtlichen Gesten in all den Jahren infrage. Hatten sie sich tatsächlich nach Lauryns Geburt ineinander verliebt, wie Susan behauptet hatte? Oder war auch das gelogen?
Nachdem der Kellner die Bestellungen aufgenommen hatte, schenkte Adam Lauryn seine volle Aufmerksamkeit. Er ließ den Blick über ihr Gesicht schweifen, als wollte er sich jeden Zug einprägen. „Sie sind von Kalifornien hierher gezogen. Von wo genau?“
Small Talk. Das war ihr mehr als recht. Andererseits war seit ihrem letzten Rendezvous so viel Zeit vergangen, dass ihre Konversationsfähigkeiten wohl ein wenig eingerostet waren. Aber war es denn überhaupt ein Date? Lauryn hoffte nicht. „Nordkalifornien.“
„Und warum sind Sie gerade nach Florida gekommen?“
Die Frage konnte sie unmöglich wahrheitsgemäß beantworten. Lauryn war hier in den zehn Monaten sehr oft auf Ablehnung gestoßen, wenn sie sich nach ihrer leiblichen Mutter erkundigt hatte. Niemand wollte bestätigen, dass Adrianna ein außereheliches Kind zur Welt gebracht hatte. Genauso bewahrten die Leute eisernes Schweigen über die Umstände von Adriannas Tod. Die Gespräche waren meist abrupt zu einem Ende gekommen, sobald Adrianna Laurences Name gefallen war.
Sie war nur sechsunddreißig Jahre alt geworden, und Lauryn war jetzt sechsundzwanzig. Falls eine geheimnisvolle Erbkrankheit ihren Tod verursacht hatte, wollte Lauryn das lieber früher als später erfahren.
„Mein Vater war früher an der Tyndall Air Force Basis stationiert. Er hat mir viele Geschichten über Florida, die Everglades und die Strände erzählt. Und nach seinem Tod beschloss ich, mir alles einmal anzuschauen.“
„Und doch haben Sie sich eher an der Ostküste niedergelassen als
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