Ein verhängnisvolles Angebot
sehr hinterhältig.“
Ein spitzbübisches Lächeln umspielte seine Lippen. Sie ahnte, wie er als frecher kleiner Junge ausgesehen haben musste. In Lauryn erwachte die Rebellin von früher, aber sie unterdrückte den Drang, unartig zu sein. Schon vor Langem hatte sie ihre Vorliebe für Draufgänger aufgegeben.
„Ich weiß, was ich will, und habe keine Skrupel, es mir zu nehmen. Helene ist eine der schlimmsten Klatschbasen in Miami. Bevor wir unsere Verlobung bekannt geben, wird es schon die ganze Stadt wissen.“
Sie konnte ihn nur fassungslos ansehen. „Muss ich Sie daran erinnern, dass ich Ihren Antrag abgewiesen habe?“
„Sie werden es sich anders überlegen.“ Er hob sein Weinglas zum Toast und lächelte herausfordernd. „Irgendwie werde ich Sie schon dazu bringen. Wir werden gut zusammenpassen, Lauryn, im Bett und auch sonst.“
Ihr wurde heiß bei seinen Worten; und plötzlich war ihr klar, dass genau darin das Problem lag. Sie war ihrem Ziel so nah, konnte es jedoch nur erreichen, wenn sie ihr Versprechen brach. Die Tinte auf dem unterschriebenen Annullierungsformular war noch nicht getrocknet, als Lauryn es ihrem Vater versprochen hatte.
Sie hatte geschworen, dass sie das nächste Mal nur heiratete, wenn sie den Mann ihrer Wahl wirklich liebte. Und Adam Garrison war ein Fremder.
Er wusste, dass er sie fast so weit hatte.
Adam konnte sich zwar nicht erklären, warum Lauryn so gern mit den spießigen Gästen der Ainsleys einen Drink zu sich nehmen wollte. Aber er hatte das Interesse in ihren Augen aufblitzen sehen, und das Blut war ihr in die Wangen gestiegen.
Frisch rasiert und geduscht, ging er nackt in sein Schlafzimmer und zog sich für einen Freitagabend im Klub um. Der Rhythmus der Musik, die blitzenden Lichter und die Energie, die von den Gästen ausging, waren wie ein Lebenselixier für Adam. Das Wissen, dass er Hunderten von Menschen jeden Abend gute Unterhaltung bot und auch noch finanziell gut dafür belohnt wurde, erfüllte ihn mit tiefer Befriedigung.
Er lebte für seine Arbeit. Warum konnte seine Familie – und vor allem seine Brüder – das nicht anerkennen? Stattdessen glaubten sie, dass sein Leben eine einzige Party war und behandelten ihn wie einen ewigen Studenten, der nicht erwachsen werden wollte.
Auf halbem Weg durch sein Zimmer überfiel Adam die Vorstellung, wie Lauryn in seinem Bett liegen würde. Abrupt blieb er stehen. Es konnte doch nicht sein, dass er sich wirklich zu ihr hingezogen fühlte, oder? Lauryn hatte bisher nichts getan, um sein Interesse zu erregen. Sie verhielt sich eher kühl und zurückhaltend, und sie flirtete nie. Heute hatte er über eine Stunde Zeit mit ihr verbracht, wusste allerdings immer noch nicht mehr über Lauryn als vorher. Außer dass das Lächeln, mit dem er andere Frauen zum Schmelzen brachte, Lauryn Lowes völlig kaltließ.
Andererseits musste er zugeben, dass irgendetwas geschah, wenn er sie berührte, das seinen Puls beschleunigte. Oder reizte ihn an ihr nur, dass sie ihn abgewiesen hatte?
Er wandte sich vom Bett ab, um die Vorstellung abzuschütteln, wie Lauryn nackt auf den schwarzen Laken lag. Adam ging zum Schrank. Die Vorfreude, die er bei dem Gedanken empfand, sie wiederzusehen, beruhte sicher darauf, dass er durch sie sein Ziel erreichen konnte. Die Ehe selbst war nichts als ein Deal, kein Vergnügen. Trotzdem hatte Adam das Gefühl, dass die formlosen Kleider, die Lauryn täglich trug, einen aufregenden Körper verbargen. Und ihn zu entdecken, würde Adam großen Genuss bereiten.
Na schön, er gab es ja zu – er wollte sie nackt sehen. Nur weil er neugierig war. Und wenn es ihr so wichtig war, die oberen Zehntausend von Miami kennenzulernen, dann würde er ihr das ermöglichen. Auch wenn er normalerweise alles tat, um gesellschaftlichen Begegnungen dieser Art aus dem Weg zu gehen.
Ein Drink bei den Ainsleys konnte vieles bedeuten. Vielleicht war ein halbes Dutzend Gäste eingeladen oder hundert. Adam hoffte inständig, dass seine Mutter dort nicht erschien. Lauryn würde noch früh genug einen Eindruck von Bonita Garrison bekommen.
Während er sein Seidenhemd zuknöpfte, machte ihm sein schlechtes Gewissen zu schaffen. Für seine Mutter war es nicht leicht gewesen, nach achtunddreißig Jahren Ehe zu erfahren, dass ihr Mann eine siebenundzwanzigjährige Tochter mit einer Geliebten hatte und bis zu seinem Tod ein Doppelleben gerührt hatte. Trotzdem rechtfertigte das nicht, sich gleich nach dem Aufwachen einen Rausch
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