Ein verhängnisvolles Angebot
die Tür. Wortlos folgte er Lauryn in ihr Schlafzimmer, wo sie sich vor den Schrank kniete und ihren Koffer herausholte. Nachdem sie einen falschen Boden entfernt hatte, nahm sie zwei Ordner und ein Bündel ordentlich zusammengebundener Briefe heraus. Seufzend drehte Lauryn sich zu Adam um und reichte ihm die Papiere.
Als Absender auf den Briefen war die Adresse seines Hauses angegeben, nur gab es keinen Namen außer den Initialen A. L.
„Nachdem mein Vater gestorben war, erfuhr ich, dass ich zwar sein Kind bin, aber nicht das meiner Mutter. Adrianna Laurence war meine leibliche Mutter. Sie begegnete meinem Vater, als er in Florida stationiert war. Nach einer kurzen Affäre wurde Adrianna schwanger. In ihren Briefen erwähnt sie ein Geheimfach in ihrem Schlafzimmerschrank, wo sie ihr Tagebuch versteckt hatte. Sie schreibt: Nur du, ich und mein Tagebuch kennen die Wahrheit.“
Lauryn atmete tief ein. „Und ich hoffe, dass ich das Tagebuch finde und Einzelheiten über ihre Affäre erfahre. Natürlich keine intimen Details. Mich interessiert nur, was über mich darin steht. Und warum Adrianna mich weggegeben hat.“
Adam brauchte einen Moment, um seine Gedanken zu ordnen. Es war so gut wie unmöglich, dass Lauryn zufällig von Kalifornien nach Florida gezogen war und ihn kennengelernt und geheiratet hatte – ausgerechnet den jetzigen Besitzer des Hauses, in dem früher ihre Mutter gewohnt hatte. Sein Blick fiel auf die Ordner. Auf dem einen stand Adrianna Laurences Name, auf dem anderen seiner.
„Du hast mich also hinters Licht geführt.“
Sie zuckte zusammen. „Nicht richtig. Ich bin kurz nach der Beerdigung meines Vaters nach Florida gegangen. Ich wollte Adrianna treffen, aber sie war schon gestorben. Und es gibt auch keine lebenden Verwandten. Also habe ich mich erkundigt und herausgefunden, dass das Haus verkauft worden war. Fast niemand war bereit, mit mir zu reden. Und wer sich doch dazu herabließ, behauptete steif und fest, dass Adrianna kein Kind gehabt hätte.“ Sie klopfte auf den Ordner. „Das ist alles, was ich weiß, und es ist nicht genug.“
„Du willst ihr Haus beanspruchen?“
„Nein. Ich möchte nur das Tagebuch oder die Tagebücher, wenn es mehr als eins gibt. Irgendwann habe ich erfahren, dass du das Haus gekauft hast. Darum führte der einzige Weg, an die Bücher zu kommen, über dich.“
„Du hast mich benutzt“, erklärte er ruhig.
„Bitte versteh mich doch, Adam. Ich hatte gerade meinen Vater verloren. Und es kam mir so vor, als hätte ich mit ihm meine Identität verloren. Meine Mutter war nicht mehr meine Mutter. Die angeblich perfekte Ehe meiner Eltern war ein Schwindel. Mein Vater hat Susan geheiratet, die Witwe seines besten Freundes, weil sie ein Kind erwartete. Meine ganze Welt brach zusammen. Ich wusste nicht, was wahr war und was nicht. Ich weiß es immer noch nicht. Und jetzt brauche ich unbedingt die Wahrheit, nicht das Märchen, das man mir so viele Jahre aufgetischt hat.“
Die Geschichte war fast zu wirr, um wahr zu sein. „Du hast gesagt, du bist ein Einzelkind. War das auch gelogen?“
Lauryn zuckte zusammen. „Ich habe dich nur einmal angelogen, heute Abend, als ich sagte, dass ich müde sei und nach Hause wollte, um früh schlafen zu gehen. Sonst habe ich nur nicht die ganze Wahrheit erzählt. Susans Baby war eine Totgeburt, sie und mein Vater hatten keine anderen Kinder.“
„Aber warum veranstaltest du dieses ganze Theater? Weshalb hast du mir nicht ganz einfach gesagt, was du wolltest?“
„Ich bitte dich, Adam. Die Geschichte ist so absurd. Hättest du mir denn geglaubt?“
Wahrscheinlich nicht, dachte er.
„Ich habe mich ehrlich bei dir beworben. Meine Zeugnisse sind echt, und ich bin sehr gut für meinen Job qualifiziert. Irgendwie hatte ich gehofft, dass du mir eher glauben würdest, wenn du mich erst besser kennen würdest. Dass du mich dann nicht für verrückt halten würdest. Allerdings hat es nicht so funktioniert, wie ich anfangs dachte. Wir sahen uns höchstens zwei Stunden in der Woche, und das auch nur im Beisein von anderen Angestellten.“
Ihm fiel ein, welche Bedingung Lauryn gestellt hatte. Sie war bereit gewesen, ihn zu heiraten, wenn sie in diesem Haus wohnten. „Du hast mich also geheiratet, um in mein Haus zu gelangen.“
„Die Heirat war deine Idee.“
„Aber das Haus war der Grund, weswegen du zugestimmt hast.“
„Ja, das und die Tatsache, dass ich mit Leuten wie Helene Ainsley zusammenkommen würde, die
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