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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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nicht recht, was er sagen sollte. Also lehnte er sich zurück.
    »Myron?«
    »Was ist?«
    »Ich bin schuld, oder? Meine Affäre war der Auslöser für die ganze Sache.«
    »Ich glaub nicht, dass das so einfach ist«, sagte Myron. »Aimee hat einen ziemlich starken Willen. Die Affäre könnte dazu beigetragen haben, aber auf eine verrückte Art passt das alles zusammen. Van Dyne ist Musiklehrer und arbeitet in ihrem Lieblings-Musikgeschäft. Das ist natürlich schon mal ein gewisser Anreiz. Wahrscheinlich haben Aimee und Randy sich einfach auseinandergelebt. Aimee war immer ein braves Kind, stimmt’s?«
    »Absolut«, sagte er leise.
    »Wahrscheinlich musste sie dann einfach mal rebellieren. Das ist doch ganz normal, oder? Und da ist ihr Van Dyne gerade recht gekommen. Na ja, ich weiß natürlich nicht, ob es so gelaufen ist. Aber ich würde nicht die ganze Verantwortung auf dich abwälzen.«
    Erik nickte, schien es ihm aber nicht abzunehmen. Andererseits hatte Myron auch nicht gerade alles darangesetzt, ihn zu überzeugen. Myron überlegte, ob er die Polizei anrufen sollte, aber was hätte er da sagen sollen? Und was hätten die getan? Außerdem hatte Jake Wolf womöglich die ganze örtliche Polizei in der Tasche. Vielleicht hätte man ihn sogar gewarnt. Auf jeden Fall musste die Polizei seine Rechte beachten. Darüber brauchten Erik und er sich keine Sorgen zu machen.
    »Und wie ist die ganze Geschichte deiner Ansicht nach abgelaufen?« , fragte Erik.

    »Wir haben jetzt noch zwei Verdächtige«, sagte Myron. »Drew Van Dyne und Jake Wolf.«
    Erik schüttelte den Kopf. »Es ist Wolf.«
    »Wieso bist du dir so sicher?«
    Er legte den Kopf schräg. »Du begreifst die Sache mit der Elternbindung immer noch nicht, oder, Myron?«
    »Ich habe einen Sohn, Erik.«
    »Er ist drüben im Irak, stimmt’s?«
    Myron sagte nichts.
    »Und was würdest du tun, um ihn zu retten?«
    »Weißt du ja.«
    »Klar. Dasselbe wie ich. Und dasselbe wie Jake Wolf. Er hat schon bewiesen, wie weit er gehen würde.«
    »Es ist ein großer Unterschied, ob man einen Lehrer dafür bezahlt, Zeugnisse auszutauschen oder …«
    »… einen Mord begeht«, vervollständigte Erik den Satz für ihn. »Wahrscheinlich hat es ganz harmlos angefangen. Man redet mit ihr, versucht, ihr die eigene Position zu erklären. Man erwähnt beiläufig, dass sie auch Ärger kriegen kann und dass ihre Zulassung für Duke in Gefahr sein könnte. Aber sie bleibt hart. Und plötzlich ist alles klar: Es ist das klassische Wir-odersie-Szenario. Sie hat die Zukunft deines Sohns in der Hand. Entweder sie schafft es oder dein Sohn. Für wen entscheidest du dich?«
    »Das ist reine Spekulation«, sagte Myron.
    »Schon möglich.«
    »Du darfst die Hoffnung nicht aufgeben.«
    »Wieso nicht?«
    Myron sah ihn an.
    »Sie ist tot. Das wissen wir doch beide.«
    »Nein, wissen wir nicht.«
    »Gestern Nacht in der Sackgasse, weißt du noch, was du da gesagt hast?«
    »Ich hab viel gesagt.«

    »Du hast gesagt, du glaubst nicht, dass sie das zufällige Opfer eines verrückten Entführers geworden ist.«
    »Das glaub ich immer noch nicht.«
    »Dann überleg doch mal. Es war jemand, den sie kannte – Wolf, Davis, Van Dyne, du kannst dir einen aussuchen – warum hätten die sie entführen sollen?«
    Myron sagte nichts.
    »Alle haben ihre Gründe, sie zum Schweigen zu bringen. Aber jetzt überleg weiter. Du hast gemeint, es könnte Van Dyne oder Wolf sein. Ich würde auf Wolf tippen. Aber beide hatten Angst davor, dass Aimee was verraten könnte, stimmt’s?«
    »Stimmt.«
    »Wenn man einen Verrat verhindern will, entführt man keinen Menschen. Man bringt ihn um.«
    Er sagte das ganz ruhig, ohne die Hände vom Lenkrad zu nehmen. Myron wusste nicht, wie er damit umgehen sollte. Erik hatte die Situation ziemlich klar analysiert. Wenn es um Schweigen ging, entführte man niemanden. Das brachte nichts. Auch Myron hatte diese Angst mit sich herumgetragen. Er hatte versucht, sie zu unterdrücken, sie nicht herauszulassen, aber jetzt hatte sie genau der Mann in Worte gefasst, der das größte Interesse daran hatte, das Ganze durch eine rosarote Brille zu betrachten.
    »Und im Moment«, fuhr Erik fort, »geht’s mir gut. Verstehst du? Ich kämpfe, ich versuche, rauszubekommen, was passiert ist. Wenn wir sie finden, und sie ist tot, ist alles vorbei. Mit mir, meine ich. Dann bin ich erledigt. Ich werde mich hinter einer Fassade verstecken. Meinen anderen Kindern zuliebe werde ich weitermachen. Das

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