Ein verhängnisvolles Versprechen
Universität.«
»Alle reden von der Universität, als wäre das der ganz große Neuanfang«, sagte Myron. »Ihr tut ja alle so, als würden die ersten achtzehn Lebensjahre überhaupt nicht zählen.«
»In gewisser Weise ist das ja auch so.«
»Das ist doch Quatsch, Claire. Und was ist mit dem Baby?«
Claire ging wieder zur Tür. »Bei allem Respekt – und vollkommen unabhängig davon, was du von unseren Entscheidungen hältst –, aber das geht dich nichts an.«
Myron nickte. Sie hatte ihn erwischt.
»Für dich ist das Ganze damit erledigt«, sagte sie, und wieder hörte er die Schärfe in ihrer Stimme. »Danke für alles, was du getan hast. Ich muss jetzt zurück zu meiner Tochter.«
Und dann machte Claire ihm die Tür vor der Nase zu.
56
Eine Woche später saß Myron mit Lance Banner von der Polizei in Livingston und Loren Muse von der Staatsanwaltschaft Essex County im Baumgart’s. Myron hatte sich Hühnchen King Pao bestellt, Banner eine chinesische Fischspezialität und Muse ein überbackenes Käse-Sandwich.
»Überbackener Käse in einem chinesischen Restaurant?«, sagte Myron.
Loren Muse zuckte beim Abbeißen die Achseln.
Banner aß mit Stäbchen. »Jake Wolf behauptet, er hätte in Notwehr gehandelt«, sagte er. »Drew Van Dyne soll eine Pistole auf ihn gerichtet und wüste Drohungen ausgestoßen haben.«
»Was für Drohungen?«
»Van Dyne soll geschimpft haben, dass Jake Wolf Aimee Biel etwas antun würde. So in der Art. Einzelheiten nennen die beiden nicht.«
»Beide?«
»Jake Wolf und seine Starzeugin, seine Frau Lorraine.«
»Lorraine hat uns an dem Abend noch erzählt«, sagte Myron, »dass sie auf Van Dyne geschossen hat.«
»Das dürfte wohl stimmen. Wir haben an Jake Wolfs Hand einen Test auf Pulverrückstände durchgeführt. Wir haben nichts gefunden.«
»Haben Sie das bei Lorraine auch gemacht?«
»Sie hat den Test verweigert«, sagte Banner. »Jake Wolf hat es ihr verboten.«
»Also nimmt er die Schuld auf sich, um seine Frau zu schützen?«
Banner sah Loren Muse an. Er nickte langsam.
»Was ist?«, fragte Myron.
»Dazu kommen wir noch.«
»Wozu kommen wir noch?«
»Passen Sie auf, Myron, ich glaube, Sie haben Recht«, sagte Banner. »Jake Wolf versucht, seine ganze Familie zu schützen, indem er die ganze Schuld auf sich nimmt. Einerseits behauptet er, dass er in Notwehr gehandelt hat. Einige Hinweise sprechen auch dafür. Van Dyne hat eine interessante Vorgeschichte. Und er hatte eine Waffe bei sich, die auf seinen Namen angemeldet ist. Andererseits ist Jake Wolf auch bereit, für ein paar Jahre ins Gefängnis zu gehen, wenn seine Frau und sein Sohn ungeschoren davonkommen.«
»Sein Sohn?«
»Wir sollen ihm garantieren, dass sein Sohn trotzdem nach Dartmouth gehen kann und dass alle weiteren Anschuldigungen gegen Randy zurückgezogen werden, insbesondere die, die in Verbindung mit der Schießerei, dem Zeugnis-Skandal und Randys möglicher Verbindung zu Van Dyne und dem Marihuana stehen.«
»Tja«, sagte Myron. Aber das schien alles zusammenzupassen. Jake Wolf war zwar ein Arschloch, aber Myron hatte gesehen, wie er seinen Sohn bei der Abschlussparty angesehen hatte. »Er will immer noch Randys Zukunft retten.«
»Genau.«
»Und, schafft er das?«
»Kann ich nicht beurteilen«, sagte Banner. »Dartmouth liegt nicht im Zuständigkeitsbereich der Staatsanwaltschaft. Wenn die seine Zulassung zurücknehmen, können wir nichts dagegen machen – und ich glaube schon, dass die darüber nachdenken.«
»Was Jake da tut«, sagte Myron, »ist schon fast wieder bewundernswert.«
»Wenn nicht sogar ein bisschen verrückt«, ergänzte Banner.
Myron sah Loren Muse an. »Sie sagen ja gar nichts.«
»Weil ich glaube, dass Banner mit seiner Einschätzung danebenliegt.«
Banner runzelte die Stirn. »Ich liege nicht daneben.«
Loren wischte sich die Hände ab. »Erstens steckst du die falsche Person in den Knast. Der Pulverrückstandstest beweist, dass Jake Wolf Drew Van Dyne nicht erschossen haben kann.«
»Er behauptet, er hätte Handschuhe getragen.«
Jetzt runzelte Loren Muse die Stirn.
Myron sagte: »Da hat sie Recht.«
»Wow, Myron. Danke.«
»Hey, ich bin auf Ihrer Seite. Lorraine Wolf hat mir erzählt, sie hätte Drew Van Dyne erschossen. Sollte sie nicht vor Gericht kommen?«
Loren Muse sah ihn an. »Ich habe allerdings nie behauptet, dass ich Lorraine Wolf für die Täterin halte.«
Myron schüttelte den Kopf. »Jetzt kann ich Ihnen nicht mehr
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