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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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etwas. Abgesehen vom Heulen der Sirenen war es still.
     
    Lance Banner war der erste Polizist auf dem Parkplatz des Einkaufszentrums, kurz nach ihm trafen aber viele andere Polizeiwagen ein. Die Blaulichter blieben an. Alle Gesichter wurden abwechselnd rot und blau. Ein schwindelerregender Effekt.
    »Aimee«, sagte Erik leise. »Wo ist Aimee?«
    Myron versuchte, Ruhe zu bewahren und sich zu konzentrieren. Er stand mit Win zusammen etwas abseits. Wins Miene war, wie immer, gelassen.
    »Und was sagt uns das?«, fragte Win.
    »Harry Davis hat sie nicht entführt«, sagte Myron. »Das haben wir überprüft. Und wie’s aussieht, war es auch nicht Drew Van Dyne. Er hat Jake Wolf mit einer Waffe bedroht, weil er dachte, dass der sie entführt hätte. Und die Wolfs haben uns sehr überzeugend versichert, dass sie Aimee auch nicht entführt haben.«
    »Haben wir noch andere Verdächtige?«
    »Mir fällt keiner ein.«
    Win sagte: »Dann müssen wir uns die Vorhandenen noch einmal genauer ansehen.«
    »Erik glaubt, dass Aimee tot ist.«
    Win nickte. »Das meinte ich, als ich sagte, wir müssten sie uns noch einmal genauer ansehen.«
    »Du glaubst, jemand hat sie umgebracht und die Leiche versteckt?«
    Win hielt es nicht für nötig, darauf zu antworten.
    »Mein Gott«, sagte Myron. Er sah Erik an. »Waren wir von Anfang an auf der falschen Fährte?«

    »Wieso?«
    Myrons Handy surrte. Ein Blick aufs Display verriet ihm, dass die Nummer unterdrückt war.
    »Hallo?«
    »Hier ist Inspector Muse. Wissen Sie noch, wer ich bin?«
    »Selbstverständlich.«
    »Ich habe gerade einen anonymen Anruf bekommen«, sagte sie. »Die Anruferin hat behauptet, sie hätte Aimee Biel gestern gesehen.«
    »Wo?«
    »Auf der Livingston Avenue. Aimee hätte auf dem Beifahrersitz eines Toyota Corolla gesessen. Und die Beschreibung des Fahrers passt fast perfekt auf Drew Van Dyne.«
    Myron runzelte die Stirn. »Sind Sie sicher?«
    »Sie hat ihn so beschrieben.«
    »Er ist tot, Muse.«
    »Wer?«
    »Drew Van Dyne.«
    Erik stellte sich neben Myron.
    Und da geschah es.
    Eriks Handy klingelte.
    Er sah aufs Display. Als er die Nummer sah, schrie er fast: »Mein Gott …«
    Er riss das Handy ans Ohr. Tränen schossen ihm in die Augen. Seine Hand zitterte so stark, dass er die falsche Taste drückte. Er probierte es noch einmal und hielt das Handy wieder ans Ohr. Dann rief er fast panisch: »Hallo?«
    Myron beugte sich so weit zu ihm hinüber, dass er mithören konnte. Es knisterte kurz. Dann sagte eine Stimme, eine erschöpfte, ihm wohlbekannte Stimme: »Daddy?«
    Myron blieb fast das Herz stehen.
    Eriks Gesichtsausdruck entgleiste, seine Stimme klang aber absolut väterlich: »Wo bist du, Schatz? Ist alles in Ordnung?«
    »Ich weiß nicht … aber ich glaub, mir geht’s gut, Daddy.«

    »Ist schon okay, Schatz. Ich kümmer mich drum. Sag mir einfach, wo du bist.«
    Und das tat sie.

54
    Myron fuhr. Erik saß auf dem Beifahrersitz.
    Es war nicht weit.
    Aimee hatte gesagt, sie sei hinter dem Little Park in der Nähe der High School – das war derselbe Park, in den Claire mit ihr gegangen war, als sie drei Jahre alt war. Erik hatte darauf bestanden, dass sie am Apparat blieb. »Alles wird gut«, sagte er immer wieder. »Daddy holt dich ab.«
    Zur Abkürzung nahm Myron den Kreisel in entgegengesetzter Richtung. Er fuhr über zwei Kantsteine. Ihm war das egal. Erik auch. Sie wollten so schnell wie möglich bei ihr sein. Der Parkplatz war leer. Die Scheinwerferkegel durchschnitten die Nacht, und dann, als der Wagen um die letzte Kurve kam, erfassten sie eine einzelne Gestalt.
    Myron trat auf die Bremse.
    Erik sagte: »Oh mein Gott, oh du lieber, guter Gott, ich danke …«
    Er sprang aus dem Wagen. Myron folgte ihm. Beide rannten los. Doch dann blieb Myron zurück. Erik übernahm die Führung. Das war auch richtig so. Erik umarmte seine Tochter und hielt sie fest umklammert. Dann betrachtete er ihr Gesicht, als fürchtete er, es wäre alles nur ein Traum, ein Trugbild, das sich jederzeit in Luft auflösen könnte.
    Myron blieb stehen und beobachtete sie. Dann nahm er sein Handy und rief Claire an.
    »Myron? Was zum Teufel ist da los?«
    »Es geht ihr gut«, sagte er.
    »Was?«

    »Aimee ist in Sicherheit. Wir kommen jetzt mit ihr zu dir nach Hause.«
     
    Als sie im Wagen saßen, war Aimee ziemlich benommen.
    »Was ist passiert?«, fragte Myron.
    »Ich glaube«, setzte Aimee an, brach dann aber sofort wieder ab. Ihre Augen waren weit aufgerissen, ihre

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