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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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stehen und sah ihnen nach, als sie die Tür hinter sich schlossen. Er wollte feiern. Aimee war wieder da. Sie war gesund.
    Aber er war nicht in der richtigen Stimmung.
    Er fuhr wieder zu dem Friedhof mit Blick auf das Schulgelände. Das Tor stand offen. Er ging zu Brendas Grab und setzte sich daneben. Er hörte das Summen der Autos auf dem Highway. Er dachte an das, was gerade passiert war. Er dachte an das, was Aimee gesagt hatte. Er dachte daran, dass Aimee jetzt sicher zu Hause im Kreis ihrer Familie saß, während Brenda hier begraben lag.
    Myron blieb sitzen, bis noch ein Wagen vorfuhr. Er hätte fast gelächelt, als er Win sah. Win wartete noch etwas. Dann kam er langsam auf das Grab zu. Er blickte darauf hinab.
    »Ist doch schön, wenn man auch mal wieder gewonnen hat, was?«, sagte Win.
    »Da bin ich mir nicht sicher.«
    »Warum nicht?«
    »Ich weiß immer noch nicht, was eigentlich passiert ist.«
    »Sie lebt. Und sie ist zu Hause.«
    »Aber irgendwie reicht mir das nicht.«
    Win deutete auf den Grabstein. »Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest, würdest du wissen wollen, was passiert ist? Oder würde es dir reichen, wenn sie zu Hause und am Leben wäre?«
    Myron schloss die Augen und versuchte, sich nicht von dem Gedanken überwältigen zu lassen. »Es würde reichen, wenn sie zu Hause und am Leben wäre.«

    Win lächelte. »Da siehst du. Was will man denn mehr?«
    Myron stand auf. Er wusste keine Antwort auf diese Frage. Er wusste nur, dass er erst einmal genug Zeit mit den Geistern der Toten verbracht hatte.

55
    Die Polizei nahm Myrons Aussage auf. Sie stellten ihm ihre Fragen und gaben ihm keine Antworten auf die seinen. Die Nacht verbrachte Myron dann in seinem Haus in Livingston. Win blieb bei ihm. Das machte er nur sehr selten. Beide wachten früh auf. Sie aßen Frühstücksflocken und sahen sich dabei im Fernsehen Sports Desk an.
    Myron fand es extrem normal und wunderbar.
    Win sagte: »Ich habe über deine Beziehung mit Ms Wilder nachgedacht.«
    »Lass es.«
    »Nein, nein. Ich denke, ich muss mich bei dir entschuldigen«, fuhr Win fort. »Ich habe sie falsch eingeschätzt. Man muss sich an ihr Aussehen erst ein wenig gewöhnen. Ich glaube, ihr Hinterteil ist von besserer Qualität, als ich ursprünglich dachte.«
    »Win?«
    »Was ist?«
    »Was du darüber denkst, interessiert mich eigentlich nicht.«
    »Doch, mein Freund, es interessiert dich wohl.«
    Um acht Uhr morgens ging Myron zu den Biels. Er ging davon aus, dass sie um die Zeit wach waren. Er klopfte leise. Claire öffnete. Sie trug einen Bademantel. Ihre Haare waren ungekämmt. Sie trat vor die Tür und schloss sie hinter sich.
    »Aimee schläft noch«, sagte sie. »Das Mittel, das die Entführer ihr gegeben haben, hat sie offenbar echt umgehauen.«
    »Vielleicht solltest du mit ihr doch ins Krankenhaus gehen.«
    »Ein Freund von uns, David Gold – kennst du den nicht
auch? – war gestern Abend noch hier und hat sie sich angesehen. Er meinte, wenn die Wirkung der Medikamente nachlässt, wird das wieder.«
    »Was waren das für Medikamente?«
    Claire zuckte die Achseln. »Keine Ahnung.« Beide standen sich eine Weile schweigend gegenüber. Claire atmete tief durch und sah die Straße hinauf und hinab. Dann sagte sie: »Myron?«
    »Ja.«
    »Ich möchte, dass du die weiteren Ermittlungen der Polizei überlässt.«
    Er antwortete nicht.
    »Ich will nicht, dass du Aimee fragst, was da passiert ist.«
    Sie sagte das gerade scharf genug. Myron wartete ab, ob sie noch etwas hinzufügte. Das tat sie. »Erik und ich wollen, dass die Geschichte so schnell wie möglich zu Ende ist. Wir haben uns gestern einen Anwalt genommen.«
    »Warum?«
    »Wir sind Aimees Eltern. Wir wissen, wie wir unsere Tochter beschützen müssen.«
    Woraus man schließen durfte, dass Myron das nicht wusste. Sie hätte die erste Nacht nicht noch einmal erwähnen müssen, die Nacht, in der Myron Aimee abgesetzt und nicht weiter auf sie aufgepasst hatte. Aber genau das hatte sie gerade getan.
    »Ich weiß, wie du bist, Myron.«
    »Und wie bin ich?«
    »Du suchst nach Antworten auf offene Fragen.«
    »Du nicht?«
    »Ich will, dass meine Tochter gesund und zufrieden ist. Das ist mir wichtiger als die Antworten.«
    »Und der Täter soll nicht zur Rechenschaft gezogen werden?«
    »Wahrscheinlich war es Drew Van Dyne. Und der ist tot. Was soll das jetzt noch bringen? Wir wollen nur, dass Aimee so schnell wie möglich drüber wegkommt. Sie geht in ein paar Monaten auf die

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