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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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folgen.«
    »Dann gehen wir doch noch etwas weiter zurück«, sagte Loren Muse.
    »Wie weit?«
    »Zu Edna Skylar auf den Straßen Manhattans.«
    »Okay.«
    »Vielleicht haben wir schon die ganze Zeit danebengelegen. Schon seit sie uns angerufen hat.«

    »Ich kann Ihnen immer noch nicht folgen.«
    »Edna Skylar hat uns bestätigt, was wir bereits wussten: Katie Rochester ist von zu Hause ausgerissen. Und das haben wir zu Anfang auch von Aimee Biel gedacht, stimmt’s?«
    »Na und?«
    Loren Muse sagte nichts.
    »Moment mal. Wollen Sie etwa behaupten, dass Aimee Biel auch ausgerissen ist?«
    »Es gibt noch eine Menge ungeklärter Fragen«, sagte Loren.
    »Dann stellen Sie sie.«
    »Wem?«
    »Wie meinen Sie das? Fragen Sie Aimee Biel.«
    »Das haben wir versucht.« Loren Muse lächelte. »Aimees Anwalt lässt uns nicht an sie heran.«
    Myron lehnte sich zurück.
    »Finden Sie das nicht auch ein bisschen seltsam?«
    »Ihre Eltern wollen, dass sie die Sache so schnell wie möglich hinter sich lässt.«
    »Warum?«
    »Weil es ein traumatisches Erlebnis für sie war«, sagte Myron.
    Loren Muse sah ihn nur an. Lance Banner auch.
    »Die Geschichte, die sie Ihnen erzählt hat«, sagte Loren, »dass sie mit Medikamenten ruhiggestellt und in einer Blockhütte gefangen gehalten wurde.«
    »Was ist damit?«
    »Die ist ziemlich löchrig.«
    Ein kaltes Kribbeln begann an Myrons Nacken und bewegte sich langsam seine Wirbelsäule hinunter. »Was sind das für Löcher?«
    »Erst einmal hätten wir da den anonymen Anruf bei mir, in dem die Anruferin behauptet hat, dass sie Aimee mit Drew Van Dyne gesehen hätte. Wie kann das sein, wenn Aimee entführt worden war?«

    »Dann hat die Zeugin sich geirrt.«
    »Na klar. Sie hat rein zufällig den richtigen Autotyp erraten und eine fast perfekte Beschreibung von Drew Van Dyne gegeben. Aber ansonsten hat sie sich wohl geirrt.«
    »Anonymen Quellen kann man nicht trauen«, legte Myron nach.
    »Gut, dann kommen wir zum zweiten Loch. Diese ganze nächtliche Abtreibungs-Geschichte. Wir haben das in St. Barnabas überprüft. Da hat ihr keiner erzählt, dass die Eltern benachrichtigt werden. Das stimmt übrigens auch nicht. Die Gesetze ändern sich in dem Bereich zwar ständig, aber in ihrem Fall …«
    »Sie ist achtzehn«, unterbrach Myron. Achtzehn. Volljährig. Wieder dieses Alter.
    »Genau. Und es geht noch weiter.«
    Myron wartete.
    »Loch Nummer drei: Wir haben Aimees Fingerabdrücke in Drew Van Dynes Haus entdeckt.«
    »Sie hatten eine Affäre. Natürlich finden Sie in seinem Haus Fingerabdrücke von ihr. Die können ein paar Wochen alt sein.«
    »Wir haben Fingerabdrücke von ihr auf einer Getränkedose gefunden, die noch auf dem Küchentisch stand.«
    Myron sagte nichts, er spürte aber, wie etwas tief in seinem Innersten nachgab.
    »Und wir haben alle Ihre Verdächtigen gründlich überprüft – Harry Davis, Jake Wolf, Drew Van Dyne. Von denen hätte keiner die vermeintliche Entführung durchführen können.« Loren Muse breitete die Arme aus. »Also müssen wir den alten Grundsatz umdrehen. Wenn man alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen hat, muss man auf die erste, offensichtlichste Lösung zurückkommen.«
    »Sie glauben, dass Aimee ausgerissen ist.«
    Loren Muse zuckte die Achseln und rutschte auf ihrem Stuhl vor. »Wir haben es mit einer verwirrten jungen Frau zu tun. Sie bekommt ein Kind von einem Lehrer. Ihr Vater hat eine Affäre.
Sie ist in einen Zeugnis-Betrugsskandal verwickelt. Wahrscheinlich hatte sie das Gefühl, bis zum Hals in Schwierigkeiten zu stecken, oder wie sehen Sie das?«
    Myron hätte fast genickt.
    »Es gibt kein körperliches Anzeichen dafür – nicht ein einziges  –, dass Aimee mit Gewalt verschleppt worden ist. Und überlegen Sie doch mal. Warum hätte man sie überhaupt entführen sollen? Aus welchem Motiv? Die üblichen Motive sind, na ja, erstens sexueller Missbrauch. Wir wissen, dass es den nicht gab. So viel hat uns ihr Arzt immerhin verraten. Keine Verletzungen im Genitalbereich. Warum werden Menschen sonst noch entführt? Um Lösegeld zu erpressen. Aber auch das wurde, wie wir wissen, nicht versucht.«
    Myron war sehr still geworden. Das alles hatte auch Erik gesagt. Wenn man Aimee zum Schweigen bringen wollte, würde man sie nicht entführen. Man würde sie umbringen. Aber jetzt lebte sie. Folglich …
    Loren Muse fuhr fort: »Oder fällt Ihnen noch ein mögliches Motiv für diese Entführung ein, Myron?«
    »Nein«, sagte er. »Aber was

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