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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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beim Freizeit-Basketball stand das außer Frage. Kleine Männer wollten den großen Männern weh tun – sie auf einem Feld blamieren, auf dem normalerweise große Männer dominierten.
    Aber sein heutiger Gegner war leider die Ausnahme von der Regel. Der zwei Meter große Jugendliche kämpfte mit den Ellbogen und allen möglichen anderen erlaubten und unerlaubten Mitteln. Er war schnell und athletisch, dabei aber kein guter Basketballspieler. Myron versuchte, auf Distanz zu bleiben. Er konnte trotz seines Alters und des kaputten Knies nach Belieben punkten. Eine Weile tat er das auch. Es ergab sich einfach. Es fiel ihm schwer, sich zurückzunehmen, aber schließlich gelang es ihm. Er musste verlieren. Weitere Mitspieler waren dazugekommen. Das Siegerteam blieb immer für das nächste Spiel auf dem Platz. Er wollte auf die Bank, damit er sich in Ruhe mit Erik unterhalten konnte.
    Nachdem sie dann die ersten drei Spiele gewonnen hatten, verbockte Myron das vierte.
    Seine Teamkameraden waren nicht begeistert, als Myron sich beim Dribbeln den Ball auf den Fuß prellte und so den entscheidenden Ballverlust verursachte. Jetzt mussten sie aussetzen und warten. Sie klagten darüber, sonnten sich aber dennoch in ihrem bisherigen Erfolg. Als ob das irgendjemanden interessierte.
    Natürlich hatte Erik eine Flasche Wasser dabei. Seine Shorts passten zum T-Shirt, und die Schuhe waren ordentlich gebunden. Beide Socken waren genau gleich weit hochgezogen und oben gleich weit umgeschlagen. Myron trank einen Schluck aus dem Wasserspender und setzte sich zu ihm.
    »Und wie geht’s Claire so?«, fragte Myron.
    »Gut. Sie macht jetzt eine Mischung aus Pilates und Yoga.«
    »Aha?«
    Claire hatte begeistert die verschiedenen Fitness-Wellen mitgemacht. Sie war von Jane-Fonda-Leggins über Tae-Bo-Kicks zum Soloflex-Krafttraining voll dabei gewesen.

    »Da ist sie jetzt gerade«, sagte Erik.
    »Macht sie einen Kurs?«
    »Ja. Wochentags fängt der schon morgens um halb sieben an.«
    »Mann, das ist aber verdammt früh.«
    »Wir sind Frühaufsteher.«
    »Aha?« Myron ergriff seine Chance. »Und Aimee?«
    »Was ist mit Aimee?«
    »Steht sie auch so früh auf?«
    Erik runzelte die Stirn. »Eher nicht.«
    »Dann spielst du jetzt hier«, sagte Myron, »und Claire macht Fitness. Wo ist Aimee?«
    »Sie hat letzte Nacht bei einer Freundin geschlafen.«
    »Aha?«
    »Teenager«, sagte er, als würde das alles erklären. Vielleicht tat es das ja auch.
    »Ärger?«
    »Und wie.«
    »Aha?«
    Wieder dieses aha.
    Erik sagte nichts.
    »Was für welcher?«
    »Hm?«
    Myron wollte schon wieder aha sagen, fürchtete aber zu übertreiben. »Den Ärger mein ich. Was für Ärger?«
    »Ich versteh nicht, was du meinst.«
    »Ist sie aufsässig?«, fragte Myron und versuchte einen lockeren Plauderton beizubehalten. »Hört sie nicht zu? Bleibt sie lange auf? Schimpft sie über die Schule? Verbringt sie zu viel Zeit im Internet? Was für Ärger?«
    »Alles, was du gerade aufgezählt hast«, sagte Erik jetzt noch langsamer und konzentrierter. »Wieso fragst du?«
    Das reicht jetzt, dachte Myron. »Ich wollte mich nur mit dir unterhalten.«
    Erik runzelte die Stirn. »Wenn wir uns hier unterhalten, beklagen
wir normalerweise den Niedergang unserer hiesigen Profi-Teams.«
    »Es ist nichts weiter«, sagte Myron. »Ich dachte bloß …«
    »Was dachtest du?«
    »Als ihr bei mir auf der Party wart.«
    »Was war da?«
    »Ich weiß auch nicht, aber als ich Aimee so gesehen habe, hab ich darüber nachgedacht, wie schwer man’s als Teenager doch hat.«
    Erik kniff die Augen zusammen. Auf dem Platz hatte jemand ein Foul angesagt, und sein Gegenspieler protestierte. »Ich hab dich doch gar nicht berührt!«, rief ein Weißer mit Schnurrbart und Ellbogenschützern. Dann fingen die beiden an, sich zu beschimpfen  – ein Verhalten, das man auf dem Basketballfeld offenbar nie ablegte.
    Erik sah immer noch auf den Platz. »Hat Aimee dir was gesagt?« , fragte er.
    »Zum Beispiel?«
    »Irgendwas. Du bist doch bei ihr und Erin Wilder im Keller gewesen.«
    »Ja.«
    »Worüber habt ihr euch unterhalten?«
    »Nichts. Sie haben sich nur über mich lustig gemacht, weil das Zimmer so altmodisch eingerichtet ist.«
    Jetzt sah Erik Myron an. Myron wollte den Blick abwenden, widerstand dem Drang aber. »Aimee kann«, sagte Erik, »ziemlich rebellisch sein.«
    »Wie ihre Mutter.«
    »Claire?« Erik blinzelte. »Rebellisch?«
    Oh Mann, langsam sollte er wirklich gelernt haben, wann man besser

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