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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Arschloch.« Eine leise und gedämpfte Stimme. Vielleicht ein junger Mann, aber sicher war er nicht. »Hörst du mich, Myron? Ein Arschloch. Und für das, was du getan hast, wirst du bezahlen.«
    Der Anrufer legte auf. Myron drückte die Stern-Taste, dann die sechs und die neun und wartete darauf, dass die Nummer des Anrufers angesagt wurde. Eine Computerstimme verriet sie ihm. Die Vorwahl war aus Livingston, aber ansonsten kannte er die Nummer nicht. Er hielt an und schrieb sie auf. Das würde er später überprüfen.
    Als Myron seine alte Schule betrat, brauchte er einen Moment, um sich an das Neonlicht zu gewöhnen. Aber dann waren die Geister der Vergangenheit sofort wieder da. Die Halle roch wie alle Schul-Sporthallen. Jemand dribbelte mit einem Basketball. Ein paar Männer lachten. Es waren immer die gleichen
Geräusche – und sie hatten in Myrons Ohren einen hohlen Beiklang.
    Myron hatte seit Monaten nicht mehr gespielt, weil ihm diese Freizeitspiele unter höheren Angestellten keinen Spaß machten. An sich war ihm Basketball noch sehr wichtig. Er liebte das Spiel. Er spürte gern den Ball an den Fingerspitzen, wenn er beim Sprungwurf die Rillen ertastete, er liebte den Bogen, mit dem der Ball auf den Ring zuflog, den Backspin des Balls, das Positionsspiel für den Rebound und den perfekten Bodenpass. Ihm gefielen die Situationen, in denen man in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung treffen musste – passen, laufen, werfen – die Gelegenheiten, die sich gerade mal eine Zehntelsekunde lang eröffneten, und ihm gefiel, wie sich die Welt in solchen Situationen langsamer zu drehen schien, so dass man die Schnittstelle zwischen den Verteidigern ausnutzen konnte.
    Das alles gefiel ihm.
    Aber den Machismo der Männer mittleren Alters konnte er nicht ausstehen. Die Sporthalle füllte sich mit Masters of the Universe, den Möchtegern-Alpha-Männchen, die trotz des großen Hauses, der dicken Brieftasche und dem Sportwagen als Penis-Ersatz immer noch irgendjemanden in irgendetwas besiegen mussten. Als Jugendlicher war Myron ehrgeizig gewesen. Damals wollte er immer gewinnen. Das war, wie er im Lauf der Jahre gelernt hatte, nicht unbedingt eine positive Charaktereigenschaft, obwohl es oft den Unterschied zwischen den sehr guten und den wirklich großen Sportlern ausmachte, zwischen den Beinahe-Profis und den Profis: der Wille – nein, das Bedürfnis  – andere zu übertrumpfen.
    Aber das hatte er inzwischen hinter sich gelassen. Anderen hier in der Halle – es war zwar eindeutig die Minderheit, aber ihm reichte das vollkommen – war das offensichtlich nicht gelungen.
    Wenn Myron mitspielte, ein ehemaliger NBA-Spieler (so kurz diese Phase auch gewesen war), sahen sie ihre Chance, zu zeigen,
aus welchem Holz sie geschnitzt waren. Und das obwohl die meisten hier inzwischen über vierzig waren. Und wenn die Reflexe langsamer werden, das Herz aber immer noch nach Ruhm strebt, kann es leicht mal etwas ruppig oder sogar richtig unangenehm zugehen.
    Myron ließ den Blick durch die Halle schweifen und entdeckte den Grund seiner Anwesenheit.
    Erik warf sich am hinteren Korb ein. Myron lief zu ihm und rief: »Erik, hey, wie geht’s denn so?«
    Erik drehte sich um und lächelte ihm zu. »Guten Morgen, Myron. Schön, dass du mal wieder da bist.«
    »Ich bin eigentlich kein Frühaufsteher«, sagte Myron.
    Erik passte ihm den Ball zu. Myron warf auf den Korb. Der Ball sprang vom Ring zurück.
    »Ist gestern wohl spät geworden?«, fragte Erik.
    »Sehr.«
    »Du hast schon besser ausgesehen.«
    »Oh, herzlichen Dank«, sagte Myron. Dann: »Und wie läuft’s so?«
    »Gut, und bei dir?«
    »Prima.«
    Jemand rief, dass sie anfangen wollten, und die zehn Spieler, die sich bisher eingefunden hatten, sammelten sich in der Spielfeldmitte. So einfach war das – wenn man in der ersten Gruppe spielen wollte, musste man als einer der ersten zehn da sein. David Rainiv, ein Zahlengenie und der Finanzchef eines der 500 umsatzstärksten Unternehmen der USA, teilte wie immer die Mannschaften ein. Er hatte ein Händchen dafür, ziemlich gleich starke Teams zusammenzustellen, so dass sich ein spannendes Spiel ergab. Seine Entscheidungen wurden kommentarlos akzeptiert. Sie waren bindend und endgültig.
    Rainiv verteilte also die Spieler auf die Mannschaften. Myrons direkter Gegenspieler war jung und zwei Meter groß. Das war gut. Im richtigen Leben konnte man darüber streiten, ob
kleine Männer wirklich einen Napoleon-Komplex hatten,

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