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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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den Mund hielt.
    »Inwiefern?«
    Myron entschied sich für die politische Antwort: »Kommt natürlich ganz drauf an, was man unter rebellisch versteht.«

    Aber Erik ließ sich nicht abwimmeln. »Was meinst du damit?«
    »Nichts. Es war gut. Claire ist echt cool gewesen.«
    »Cool?«
    Halt endlich den Mund, Myron. »Du weißt schon, wie ich das meine. Im positiven Sinn cool. Als du Claire zum ersten Mal gesehen hast, was hat dich da zu ihr hingezogen?«
    »Vieles«, sagte er. »Aber cool fand ich sie nicht in erster Linie. Ich habe eine Menge Mädchen gekannt, Myron. Es gab die, die man heiraten wollte, und die, mit denen man nur, na ja, du weißt schon.«
    Myron nickte.
    »Claire war eine von denen, die man heiraten wollte. Das war das Erste, was ich dachte, als ich sie gesehen habe. Ja, ich weiß, wie das klingt. Aber du kennst sie ja von früher, du weißt, was ich meine.«
    Myron versuchte, ihn unverbindlich anzusehen.
    »Ich habe sie so geliebt.«
    Habe geliebt, dachte Myron. Er hat gesagt: »Ich habe sie geliebt«, nicht, »Ich liebe sie.«
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte Erik: »Ich liebe sie immer noch. Vielleicht sogar noch mehr als damals.«
    Myron wartete auf das Aber.
    Erik lächelte. »Ich gehe davon aus, dass die gute Nachricht dir schon zu Ohren gekommen ist?«
    »Welche?«
    »Aimee. Wir schulden dir ein großes Dankeschön.«
    »Wieso?«
    »Sie hat die Zulassung für Duke bekommen.«
    »Hey, das ist ja klasse.«
    »Wir haben es selbst erst vorgestern erfahren.«
    »Glückwunsch.«
    »Dein Empfehlungsschreiben«, sagte er. »Ich glaube, das war der entscheidende Punkt.«

    Myron sagte: »Glaub ich nicht«, aber wahrscheinlich lag in Eriks Aussage mehr Wahrheit, als er ahnte. Myron hatte nicht nur eine Empfehlung geschrieben, sondern auch noch einen seiner alten Mannschaftskameraden angerufen, der jetzt in der Universitätsverwaltung arbeitete.
    »Doch, wirklich«, fuhr Erik fort. »Die Zulassungen für die Spitzenuniversitäten sind extrem hart umkämpft. Und ein Empfehlungsschreiben von dir wird in Duke bestimmt nicht einfach so abgeheftet. Also noch einmal ganz vielen Dank.«
    »Sie ist ein gutes Mädchen. War mir eine Freude.«
    Das Spiel war zu Ende. Erik stand auf. »Bist du bereit?«
    »Ich glaube, mir reicht’s für heute«, sagte Myron.
    »Schmerzen im Knie, was?«
    »Ein bisschen.«
    »Wir werden älter, Myron.«
    »Ich weiß.«
    »Es zwickt und zwackt schon fast überall.« Myron nickte.
    »Ich hab den Eindruck, dass man zwei Möglichkeiten hat, wenn es irgendwo weh tut«, sagte Erik. »Man kann es aussitzen  – oder man kann versuchen, den Schmerz zu überwinden und trotzdem weiterzuspielen.«
    Erik lief auf den Platz, und Myron fragte sich, ob er noch über Basketball gesprochen hatte.

9
    Als Myron wieder im Wagen saß, klingelte sein Handy zum zweiten Mal. Er sah aufs Display. Wieder keine Nummer.
    »Hallo?«
    »Du bist ein Arschloch, Myron.«
    »Ja, das hab ich schon beim ersten Mal verstanden. Hast du neuen Text, oder kommen jetzt wieder die schon bekannten Zeilen, dass ich für das bezahlen werde, was ich getan habe?«

    Klick.
    Myron nahm es mit einem Achselzucken zur Kenntnis. Früher, als er noch den Superhelden gespielt hatte, hatte er jede Menge Kontakte gehabt. Langsam wurde es Zeit, festzustellen, ob sie noch funktionierten. Er sah im Telefonbuch seines Handys nach. Die Nummer von Gail Berruti, seiner Kontaktfrau bei der Telefongesellschaft, war noch da. Viele Leute finden es unrealistisch, wenn ein Privatdetektiv im Fernsehen ohne weiteres an die Telefondaten eines anderen kommt. Dabei war das wirklich absolut kein Problem. Jeder anständige Privatdetektiv hat eine Quelle bei der Telefongesellschaft. Überlegen Sie mal, wie viele Leute da arbeiten. Überlegen Sie mal, wie viele von denen nichts dagegen hätten, sich den einen oder anderen Extra-Dollar zu verdienen. Damals hatte die übliche Rate bei 500 Dollar pro Rechnung gelegen, Myron nahm aber an, dass der Preis in den letzten Jahren gestiegen war.
    Er erreichte Berruti nicht – wahrscheinlich hatte sie das Wochenende frei, also hinterließ er eine Nachricht für sie.
    »Hier spricht eine Stimme aus deiner Vergangenheit«, sagte Myron.
    Er bat Berruti, die Telefonnummer des kürzlich erfolgten Anrufs zurückzuverfolgen und sich dann bei ihm zu melden. Dann versuchte er noch einmal, Aimee übers Handy zu erreichen. Wieder war sofort die Mailbox dran. Als er zu Hause war, setzte er sich an den Rechner und

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