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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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Doppelleben und das, was der Held sonst noch wissen musste, anvertraute. In Filmen und Romanen funktionierte so was. In der Realität hatte Myron kein Glück.
    In der nächsten Schublade war Unterwäsche. Er kam sich schmierig vor, suchte aber weiter. Vielleicht war das genau der richtige Ort, um etwas zu verstecken. Er fand aber nichts. Für einen Teenager schien sie einen recht zurückhaltenden Geschmack zu haben. Tank-Tops waren schon das höchste der Gefühle. Ganz unten stieß er dann doch auf ein ziemlich gewagtes Stück. Er zog es heraus. Das Etikett war noch dran. Es war aus einem Wäscheladen namens Bedroom Rendezvous. Es war weiß, hauchdünn und sah aus wie aus einer Krankenhaus-Fantasie. Er runzelte die Stirn und fragte sich, was er davon halten sollte.

    Im Regal stand eine Gruppe Wackelkopf-Figuren. Auf dem Bett lag ein iPod mit weißen Ohrhörern. Er sah sich die Liste der Stücke an. Als er Aimee Mann entdeckte, verbuchte er das als kleinen Sieg. Vor ein paar Jahren hatte er Aimee die CD Lost in Space geschenkt – zugegebenermaßen auch in der Hoffnung, dass der gemeinsame Vorname ihr Interesse wecken könnte. Jetzt stellte er erfreut fest, dass sie fünf CDs von Aimee Mann besaß.
    Am Spiegel klebten Fotos. Lauter Gruppenbilder – Aimee mit ein paar Schulfreunden, zwei mit dem Volleyball-Team – ein klassisches Mannschaftsfoto und ein Siegerfoto nach dem Gewinn der County-Meisterschaft. Außerdem hingen dort mehrere Bilder ihrer High-School-Rockband mit Aimee als Lead-Gitarristin. Er inspizierte ihr Gesicht beim Spielen. Bei ihrem Lächeln wurde ihm warm ums Herz, aber welches Mädchen in dem Alter hat kein herzerwärmendes Lächeln?
    Er fand das High-School-Jahrbuch. Er blätterte es durch. Seit er von der Schule abgegangen war, hatten sich die Jahrbücher stark verändert. Zum einen war jetzt eine DVD beigelegt. Die würde Myron sich mal angucken, wenn er Zeit hatte. Zuerst schlug er Katie Rochesters Eintrag auf. Das Foto kannte er schon aus den Nachrichten. Im kurzen Text sagte Katie, dass ihr die Samstagabende mit Betsy und Craig im Ritz Diner fehlen würden. Alles nur das Übliche. Er schlug Aimees Seite auf. Sie erwähnte eine ganze Menge Freunde und Freundinnen, bedankte sich bei ihren Lieblingslehrern Ms Korty und Mr D, ihrem Volleyball-Trainer Mr Grady und ihren Teamkameradinnen aus dem Volleyball-Team. Am Schluss stand: »Randy, du hast die letzten zwei Jahre zu etwas ganz Besonderem gemacht. Ich weiß, dass wir immer zusammenbleiben werden.«
    Der gute alte Randy.
    Er sah sich Randys Eintrag an. Er war ein gut aussehender Junge mit einer wilden Frisur, die fast an Rastalocken erinnerte. Er hatte ein Unterlippenbärtchen und lächelte breit. In seinem Eintrag ging es vor allem um Sport. Dann erwähnte er auch Aimee
und bedankte sich dafür, dass sie seine High-School-Zeit so sehr »bereichert« hatte.
    Hm.
    Myron überlegte, sah sich den Spiegel noch einmal an und fragte sich, ob er endlich auf einen ersten Hinweis gestoßen war.
    Claire öffnete die Tür. »Was gefunden?«
    Myron deutete auf den Spiegel. »Das.«
    »Was ist da?«
    »Kommst du hier oft rein?«
    Sie runzelte die Stirn. »Hier wohnt ein Teenager.«
    »Also eher selten?«
    »So gut wie nie.«
    »Wäscht sie ihre Wäsche selbst?«
    »Sie ist ein Teenager, Myron. Sie tut gar nichts.«
    »Wer wäscht sie dann?«
    »Wir haben eine Haushaltshilfe. Sie heißt Rosa. Wieso?«
    »Die Fotos«, sagte er.
    »Was ist damit?«
    »Sie hat einen Freund, Randy, stimmt’s?«
    »Randy Wolf. Er ist nett.«
    »Und die beiden sind schon länger zusammen?«
    »Seit dem zweiten High-School-Jahr. Warum?«
    Wieder deutete er auf den Spiegel. »Da hängt kein Bild von ihm. Ich hab mir das ganze Zimmer angesehen. Es ist kein Foto von ihm zu finden. Deshalb habe ich gefragt, wann du zum letzten Mal hier im Zimmer warst.« Er sah sie an. »Hingen da Fotos von ihm?«
    »Ja.«
    Er deutete auf mehrere blanke Stellen unten auf dem Spiegel. »Ich weiß nicht, welche Verbindung da besteht, aber ich würde wetten, dass sie die Fotos hier abgenommen hat.«
    »Aber sie waren gerade erst zusammen beim Abschlussball. Vor drei Tagen.«

    Myron zuckte die Achseln. »Vielleicht haben sie sich da gestritten.«
    »Du hast doch gesagt, dass Aimee ziemlich aufgelöst war, als du sie abgeholt hast.«
    »Stimmt.«
    »Vielleicht hatten die beiden gerade Schluss gemacht?«, sagte Claire.
    »Wäre möglich«, sagte Myron. »Andererseits ist sie seitdem nicht mehr hier im

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