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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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die Hand abgewinkelt vor der Stirn und der Blick direkt auf den Ring fixiert war und nur auf den Ring, dass sich die Zeit so verlangsamte, dass er mitten im Sprung innehalten, den Wurf noch einmal neu ansetzen und dabei das ganze Feld überblicken konnte.
    Irgendetwas stimmte hier nicht.
    Myron blieb vor der Tür stehen. Er hatte den Schlüssel schon in der Hand, drehte sich aber um und sah Rochester an. Er blickte in schwarze, unergründliche Augen, die vollkommen emotionslos alles und jeden um sich herum ansahen – seien es Menschen, Hunde, Aktenschränke oder Berge. Seine Augen veränderten sich nicht, ganz egal, was sich vor ihnen abspielte, welcher Schrecken oder welche Freude sich ihnen offenbarte.
    »Eigentlich können wir aber auch eben hier draußen reden«, sagte Myron.
    Rochester zuckte die Achseln. »Wenn Sie meinen.«
    Der Wagen, ein Buick Skylark, wurde langsamer.
    Myron spürte, wie sein Handy vibrierte. Er warf einen Blick darauf. Wins SWEET CHEEKS erschien auf dem Display. Er drückte die grüne Taste und führte das Handy zum Ohr.
    Win sagte: »Da sind zwei sehr üble Hombres  …«
    Dann musste Myron ausweichen.
    Rochester hatte zugeschlagen.
    Seine Faust streifte Myrons Kopf. Myrons Instinkte waren zwar eingerostet, die periphere Sicht funktionierte aber noch. In letzter Sekunde hatte er Rochester ausholen sehen, sich geduckt
und dem Schlag die Wirkung genommen. Die Faust war nur über Myrons Schädel geschrammt. Sein Kopf schmerzte zwar, aber Rochesters Hand fühlte sich vermutlich noch schlimmer an.
    Das Handy fiel zu Boden.
    Myron war auf ein Knie gegangen. Er packte Rochesters ausgestreckten Arm am Handgelenk. Dann bog er die Finger seiner freien Hand ein. Die meisten Leute schlugen mit der Faust zu. Manchmal musste das sein, aber man sollte versuchen, das zu vermeiden. Wenn man mit der Faust auf etwas Hartes traf, brach man sich die Hand. Meist war der Palm Strike mit der Handfläche viel effektiver, besonders wenn er gegen leicht verletzliche Ziele eingesetzt wurde. Bei einem Faustschlag musste man entweder einen Haken oder nur aus dem Arm heraus schlagen. Man konnte nicht sein ganzes Körpergewicht in den Schlag legen, weil die relativ dünnen Knochen in der Hand das nicht aushielten. Bei einem korrekt ausgeführten Palm Strike hingegen, wenn die Finger eingebogen und geschützt waren, das Handgelenk richtig gewinkelt und der Schlag mit dem fleischigen unteren Teil der Handfläche traf, übertrug sich der Druck auf Elle und Speiche, den Oberarmknochen – also auf die viel stärkeren Knochen des Arms.
    Und so machte es Myron. Das naheliegendste Ziel wäre der Schritt gewesen, doch Myron ging davon aus, dass Rochester schon viele Kämpfe hinter sich hatte. Also würde er damit rechnen.
    Myrons Vermutung war richtig. Rochester zog ein Knie hoch, um sich zu schützen.
    Stattdessen zielte Myron auf den Solarplexus. Als der Schlag Rochester direkt unter dem Brustbein traf, stieß der große Mann hörbar die Luft aus. Myron riss an Rochesters Arm und vollführte etwas, das wie ein ungelenker Judowurf aussah. In echten Kämpfen sieht allerdings fast alles immer ein bisschen ungelenk aus.
    Myron war jetzt im Rausch. Alles schien in Zeitlupe zu geschehen.

    Rochester war noch in der Luft, als der Wagen anhielt. Zwei Männer stiegen aus. Rochester landete wie ein nasser Sack auf dem Boden. Myron sprang auf. Die beiden Männer kamen auf ihn zu.
    Sie lächelten.
    Rochester rollte sich ab. Er würde bald wieder auf den Beinen sein. Dann waren sie zu dritt. Die beiden Männer aus dem Wagen näherten sich nicht langsam. Sie waren nicht vorsichtig, zeigten keinerlei Anzeichen von Besorgnis. Sie rannten mit einer Hemmungslosigkeit auf Myron zu, wie man sie sonst nur von spielenden Kindern kennt.
    Zwei sehr üble Hombres …
    Eine weitere Sekunde verstrich.
    Der Mann, der auf dem Beifahrersitz gesessen hatte, trug einen Pferdeschwanz und sah aus wie der hippe Kunstlehrer einer Middle School, der immer nach Wasserpfeife roch. Myron überlegte, welche Möglichkeiten er hatte. Alles im Bruchteil einer Sekunde. Das war normal. Wenn man in Gefahr war, lief entweder die Zeit langsamer, oder das Gehirn arbeitete schneller. Das Ergebnis war dasselbe.
    Myron dachte an Rochester, der auf dem Boden lag, die beiden Männer, die auf ihn zustürmten, an Wins Warnung und überlegte dabei, was Rochester wollte, warum er grundlos zuschlug, und dass Cingle ihn als durchgeknallt bezeichnet hatte.
    Die Antwort lag auf der

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