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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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herumzutreiben. Er war in einem blauen Blazer mit Wappen, einem pinkfarbenen Polohemd oder in Slippern ohne Socken durch die Straßen spaziert. Sobald die Bösewichte ihn sahen, hatten sie sich die Lippen geleckt. Der Hass hatte ihnen in den Augen gestanden. Sie hatten angegriffen. Und Win hatte sich gewehrt.
    Win ging davon aus, dass es bessere Kämpfer als ihn gab, besonders jetzt, wo er langsam älter wurde.
    Viele waren es aber nicht.
    Sein Handy klingelte. Er nahm den Anruf an und sagte: »Ich höre.«
    »Wir hören die Telefongespräche eines gewissen Dominick Rochester ab.«
    Am Apparat war ein alter Kollege, von dem Win seit drei Jahren nichts gehört hatte. Das spielte keine Rolle. So lief das in ihrer Welt. Dass Rochester abgehört wurde, überraschte Win
nicht. Er sollte angeblich Mafiakontakte haben. »Und weiter?«
    »Jemand hat ihm von der Verbindung zwischen deinem Freund Bolitar und seiner Tochter erzählt.«
    Win wartete.
    »Rochester hat noch ein sicheres Telefon. Wir sind nicht ganz sicher, glauben aber, dass er die Zwillinge angerufen hat.«
    Schweigen.
    »Kennst du sie?«
    »Nur ihren Ruf«, sagte Win.
    »Dann nimm das, was du gehört hast, und mäste es mit Anabolika. Der eine hat eine eigenartige Behinderung. Er empfindet keinen Schmerz, steht aber darauf, anderen welchen zuzufügen. Der andere, Jeb, beißt gerne – ja, ich weiß, wie das klingt.«
    »Erzähl mehr«, sagte Win.
    »Einmal haben wir eine Leiche gefunden, die Jeb nur mit den Zähnen bearbeitet hat. Der Typ war nur noch eine einzige rote Pfütze. Jeb hat ihm die Augen rausgebissen, Win. Wenn ich an den Anblick denke, kann ich immer noch nicht schlafen.«
    »Dann solltest du dir vielleicht ein Nachtlicht kaufen.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht. Egal, die Zwillinge machen mir echt Angst«, fuhr die Stimme am Telefon fort, »genau wie du mir Angst machst.«
    Win wusste, dass das wahrscheinlich das größte Kompliment war, das dieser Mann den Zwillingen machen konnte. »Und ihr glaubt, nachdem Rochester von Myron Bolitar gehört hat, hat er sofort die Zwillinge angerufen?«
    »Ein paar Minuten später, ja.«
    »Danke für den Hinweis.«
    »Win, hör zu. Die sind vollkommen wahnsinnig. Wir haben gehört, ein großer, alter Mafiaboss in Kansas City hätte die Zwillinge mal angeheuert. Irgendwas ist dann nicht richtig gelaufen. Der Mafiaboss ist ihnen wohl auf die Nerven gegangen. Wieso, weiß ich nicht. Der alte Mann ist ja nicht blöd und hat versucht, sie auszuzahlen, um Frieden zu stiften. Das lief aber nicht. Dann
haben die Zwillinge seinen vierjährigen Enkel in die Finger gekriegt. Vier Jahre alt, Win. Sie haben ihn in zerkauten Stücken zurückgeschickt. Dann – das musst du dir mal vorstellen – haben sie hinterher das Geld vom Mafiaboss akzeptiert. Und zwar die Summe, die er ihnen vorher schon angeboten hatte. Sie haben nicht einen Penny mehr verlangt. Verstehst du, was ich meine?«
    Win legte auf. Er brauchte nicht zu antworten. Er hatte verstanden.

22
    Myron hatte das Handy schon in der Hand und wollte sich gerade bei Ali melden, als ihm ein Wagen vor seinem Haus ins Auge fiel.
    Myron steckte das Handy ein und betrat seine Einfahrt.
    Ein stämmiger Mann saß vor Myrons Grundstück auf dem Kantstein. Als Myron auf ihn zuging, stand er auf. »Myron Bolitar?«
    »Ja.«
    »Ich muss mit Ihnen reden.«
    Myron nickte. »Wollen wir nicht reingehen?«
    »Wissen Sie, wer ich bin?«
    »Ich weiß, wer Sie sind.«
    Der Mann war Dominick Rochester. Myron kannte ihn aus den Fernsehnachrichten. Er hatte ein grimmiges Gesicht mit so großen Poren, dass man sich mit dem Fuß darin hätte verfangen können. Der Geruch eines billigen Eau de Toilettes wehte schubweise zu Myron herüber. Myron hielt die Luft an. Er fragte sich, wie Rochester von seiner Verwicklung in den Fall erfahren hatte, aber eigentlich war das egal. Das passt schon, dachte Myron. Er wollte sowieso mit Rochester sprechen.
    Myron wusste später nicht mehr genau, wann ihn dieses ungute
Gefühl beschlichen hatte. Vielleicht, als der andere Wagen um die Ecke bog? Vielleicht war ihm etwas an Rochesters Gang aufgefallen? Myron hatte sofort gesehen, dass Rochester ein harter Brocken war, mit dem man besser keinen Streit anfing, und nicht so ein aufgemotzter Poser wie Big Jake Wolf.
    Aber wieder war es ein bisschen wie beim Basketball. Es gab Momente, in denen Myron ganz ins Spiel versunken war, wenn er zum Sprungwurf ansetzte, die Finger genau die Nähte des Balls fanden,

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