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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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hindurchführte, aber Myron wusste, dass es ihn noch gab.
    Die sehr üblen Hombres wussten es bestimmt nicht.
    Der Weg war öffentliches Gelände, aber Myron hatte noch eine zweite Idee. Früher hatte die Familie Horowitz in einem der Häuser auf der linken Seite gewohnt. In einem anderen Leben hatte Myron dort zusammen mit ihrem Sohn im Gebüsch ein Fort gebaut. Mrs Horowitz war sehr wütend gewesen, als sie es entdeckt hatte. Jetzt bog er mitten ins Gehölz ab. Früher hatte es hier einen Krabbelpfad gegeben, der unter ein paar Büschen hindurch zu den Seidens an der Ridge Road geführt hatte.
    Myron schob den ersten Busch zur Seite. Der Pfad war noch da. Er ging auf Knie und Hände und krabbelte durch die Öffnung. Zweige schlugen ihm ins Gesicht. Er spürte den Schmerz kaum, in Gedanken war er bei früheren, unschuldigeren Zeiten.
    Als er auf der anderen Seite im ehemaligen Garten der Seidens herauskam, fragte er sich, ob die Seidens hier wohl noch wohnten. Die Antwort folgte auf dem Fuße.
    Mrs Seiden stand im Garten. Sie trug ein Kopftuch und Arbeitshandschuhe.
    »Myron?« Sie zögerte keinen Moment und klang auch nicht sonderlich überrascht. »Myron Bolitar, bist du das?«
    Er war mit ihrem Sohn Doug zur Schule gegangen; allerdings war er den Pfad das letzte Mal entlanggekrabbelt, als er ungefähr zehn Jahre alt war, und seitdem auch nicht mehr hier im Garten gewesen. Aber in Städten wie diesen machte das nichts. Wenn man in der Grundschule befreundet war, riss die Verbindung nie ganz ab.
    Mrs Seiden pustete sich die Haare aus dem Gesicht. Sie
machte Anstalten, auf Myron zuzukommen. Scheiße. Er wollte wirklich niemanden in die Sache hineinziehen. Sie machte den Mund auf, es gelang ihm aber, sie zum Schweigen zu bringen, indem er schnell den Finger über die Lippen legte.
    Sie sah seinen Gesichtsausdruck und blieb stehen. Er bedeutete ihr, sie solle ins Haus gehen. Sie nickte kurz und ging darauf zu. Sie öffnete die Hintertür.
    Jemand rief: »Wo zum Teufel ist er hin?«
    Myron wartete darauf, dass Mrs Seiden verschwand. Aber sie ging nicht ins Haus.
    Ihre Blicke trafen sich. Jetzt gestikulierte Mrs Seiden. Sie winkte, er solle reinkommen. Er schüttelte den Kopf. Zu gefährlich.
    Mrs Seiden blieb reglos in der Tür stehen.
    Sie würde sich nicht von der Stelle rühren.
    Er hörte ein Geräusch hinter sich im Gebüsch. Myron sah sich um. Es verschwand. Vielleicht ein Eichhörnchen. Sie konnten ihn unmöglich so schnell entdeckt haben. Aber Win hatte sie als »sehr übel« bezeichnet, was natürlich bedeutete, dass sie in dem, was sie taten, sehr gut waren. Und Win war kein Freund von Übertreibungen. Wenn er sagte, dass diese Typen sehr übel waren …
    Myron horchte. Nichts. Das machte ihm mehr Angst, als wenn er Geräusche gehört hätte.
    Er wollte Mrs Seiden nicht noch mehr in Gefahr bringen. Noch einmal schüttelte er den Kopf. Sie blieb einfach stehen und hielt die Tür auf.
    Jetzt einen Streit anzufangen hatte wirklich keinen Sinn. Es gab nicht viele Geschöpfe auf dieser Erde, die so dickköpfig waren wie Mütter aus Livingston.
    In gebückter Haltung rannte er durch den Garten und durch die offene Tür und zog sie mit sich hinein.
    Sie schloss die Tür.
    »Ducken Sie sich.«

    »Das Telefon«, sagte Mrs Seiden, »ist da drüben.«
    Es war an der Küchenwand angebracht. Er wählte Wins Nummer.
    »Ich bin zwölf Kilometer von deinem Haus entfernt«, sagte Win.
    »Da bin ich nicht«, sagte Myron. »Ich bin in der Ridge Road.« Er sah Mrs Seiden fragend an.
    »Achtundsiebzig«, sagte sie. »Und Ridge Drive, nicht Ridge Road.«
    Myron wiederholte beides. Dann sagte er Win, dass er es mit drei Leuten zu tun hatte, weil Dominick Rochester dabei war.
    »Hast du eine Waffe?«, fragte Win.
    »Nein.«
    Win hielt ihm keine Standpauke, Myron wusste auch so, dass er das gern getan hätte. »Die anderen beiden sind gut und sadistisch«, sagte Win. »Versteck dich, bis ich da bin.«
    »Wir rühren uns nicht vom Fleck«, sagte Myron.
    In diesem Moment flog die Tür auf.
    Myron drehte sich um und sah, wie der Kunstlehrer hereinstürzte.
    »Laufen Sie!«, rief Myron Mrs Seiden zu. Er wartete aber nicht ab, um nachzusehen, ob sie auf ihn hörte. Der Kunstlehrer hatte das Gleichgewicht noch nicht wiedergewonnen. Myron sprang auf ihn zu.
    Aber der Kunstlehrer war schnell.
    Er wich Myrons Angriff aus. Myron sah, dass er ihn verpasste. Er streckte den linken Arm aus wie eine Wäscheleine und versuchte so, Kunstlehrers

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