Ein verhängnisvolles Versprechen
Myron versuchte, ihn wegzustoßen. Kunstlehrer lachte. Die Haustür wurde geöffnet. Myron betete, dass es Win war.
Er war es nicht.
Dominick Rochester war angekommen. Er war außer Atem.
Myron wollte Mrs Seiden warnen, als ihn ein ganz eigenartiger Schmerz durchzuckte. Myron stieß einen markerschütternden Schrei aus. Er sah zu seinem Bein herab. Smokingjacke hatte den Kopf gesenkt.
Er hatte Myron ins Bein gebissen.
Wieder schrie Myron. Der Schrei vermischte sich mit Kunstlehrers Lachen und Anfeuerungsrufen.
»Weiter, Jeb! Yeah!«
Myron trat weiter, aber Smokingjacke biss sich fest und knurrte dabei wie ein Terrier.
Der Schmerz war unerträglich und durchdringend.
Myron geriet in Panik. Er trat mit dem anderen Bein nach Smokingjacke. Der hielt sich mit den Zähnen fest. Myron trat fester zu und traf schließlich direkt den Kopf des Mannes. Sein Fleisch riss, als er sich schließlich befreien konnte. Smokingjacke setzte sich auf und spuckte etwas aus. Myron stellte schockiert fest, dass es ein fleischiges Stück Bein war.
Dann stürzten sich alle auf ihn. Alle drei. Einer über den anderen.
Myron zog den Kopf ein und schlug um sich. Er traf ein Kinn. Jemand grunzte und fluchte. Aber ein anderer schlug ihn in den Magen.
Wieder spürte er die Zähne an seinem Bein. An der gleichen Stelle. Die Wunde wurde weiter geöffnet.
Win. Wo zum Teufel blieb Win …
Er krümmte sich vor Schmerz und überlegte, was er noch tun konnte, als er eine leiernde Stimme hörte: »Ach, Mr Bolitar …?«
Myron blickte auf. Kunstlehrer. In der einen Hand hatte er eine Pistole. Mit der anderen hielt er Mrs Seiden an den Haaren fest.
23
Sie brachten Myron in eine holzverkleidete Kammer im ersten Stock. Myron lag flach auf dem Boden. Seine Hände waren mit Klebeband hinter dem Rücken gefesselt, die Füße zusammengebunden. Dominick Rochester stand mit einer Pistole in der Hand neben ihm.
»Haben Sie Ihren Freund Win angerufen?«
Myron sagte: »Wen?«
Rochester runzelte die Stirn. »Halten Sie uns für blöd?«
»Wenn Sie von Win wissen«, sagte Myron und sah ihm in die Augen, »und wissen, was er anrichten kann, dann ja. Dann halte ich Sie für sehr blöd.«
Rochester grinste höhnisch. »Das wollen wir doch mal sehen«, sagte er.
Myron versuchte, die Situation abzuschätzen. Kein Fenster, nur eine Tür. Deshalb hatten sie ihn hierher gebracht: kein Fenster. Also konnte Win aus der Entfernung oder von draußen nichts machen. Sie hatten darüber nachgedacht und waren so klug gewesen, ihn zu fesseln und nach oben zu bringen.
Das war nicht gut.
Dominick Rochester war bewaffnet. Kunstlehrer auch. Hier reinzukommen war wirklich so gut wie unmöglich. Aber Myron kannte Win. Er musste ihm nur genug Zeit verschaffen.
Rechts von ihm lächelte der Smoking-Beißer immer noch. Er hatte Blut – Myrons Blut – an den Zähnen. Kunstlehrer stand links von ihm.
Rochester beugte sich zu Myron herab, so dass ihre Gesichter ganz nah beieinander waren. Das Eau de Toilette war nicht verflogen und stank schlimmer denn je. »Ich sag Ihnen, was ich will«, sagte er. »Dann lasse ich Sie mit Orville und Jeb allein. Ich weiß nämlich, dass Sie irgendwas damit zu tun haben, dass das Mädchen verschwunden ist. Und wenn Sie mit dem Mädchen was zu tun haben, haben Sie auch was mit meiner Katie zu tun. Klingt doch logisch, oder?«
»Wo ist Mrs Seiden?«
»Der will niemand was tun.«
»Ich hatte nichts mit Ihrer Tochter zu tun«, sagte Myron. »Ich habe Aimee nur ein Stück mitgenommen. Sonst nichts. Die Polizei wird Ihnen das bestätigen.«
»Sie haben sich einen Anwalt besorgt.«
»Ich habe mir keinen Anwalt besorgt. Meine Anwältin war da, aber ich habe alle Fragen beantwortet. Ich habe der Polizei erzählt, dass Aimee mich angerufen hat, damit ich sie zu einer Freundin fahre. Und ich habe ihnen gezeigt, wo ich sie abgesetzt habe.«
»Und was war mit meiner Tochter?«
»Die kenne ich nicht. Ich bin ihr nie begegnet.«
Rochester sah Orville und Jeb an. Myron wusste nicht mehr, wer wer war. In seinem Bein pulsierte der Schmerz.
Kunstlehrer band sich den Pferdeschwanz neu, zog ihn straff und fixierte ihn mit dem Gummiband. »Ich glaube ihm.«
»But«, ergänzte Smoking-Beißer, »we got to be, got to be certain, tengo que estar seguro.«
Kunstlehrer runzelte die Stirn. »Wer war das denn?«
»Kylie Minogue.«
»Wow, ziemlich obskure Nummer, Dude.«
Rochester richtete sich auf. »Ihr macht euer Ding. Ich steh unten
Weitere Kostenlose Bücher