Ein verhängnisvolles Versprechen
Wache.«
»Warten Sie«, sagte Myron. »Ich weiß wirklich nichts.«
Rochester sah ihn einen Moment lang an. »Es geht um meine Tochter. Da kann ich nichts riskieren. Das läuft jetzt folgendermaßen: Die Zwillinge bearbeiten Sie. Wenn Sie dann hinterher noch die gleiche Geschichte erzählen, weiß ich, dass Sie nichts damit zu tun hatten. Aber wenn doch, kann ich vielleicht mein Kind retten. Verstehen Sie, was ich meine?«
Rochester ging zur Tür.
Die Zwillinge traten an Myron heran. Kunstlehrer drückte ihn auf den Boden. Dann setzte er sich auf seine Beine. Smokingjacke setzte sich breitbeinig auf Myrons Brust. Er sah nach unten und fletschte die Zähne. Myron schluckte. Er versuchte, ihn abzuwerfen, aber mit den hinter dem Rücken gefesselten Händen war das unmöglich. Fast hätte sich ihm vor Angst der Magen umgedreht.
»Warten Sie«, sagte Myron noch einmal.
»Nein«, sagte Rochester. »Sie würden nur auf Zeit spielen. Sie würden singen, tanzen und Geschichten erzählen …«
»Nein, darum geht’s nicht …«
»Lassen Sie mich ausreden, ja? Es geht um meine Tochter. Das müssen Sie begreifen. Sie müssen am Ende sein, damit ich Ihnen glaube. Die Zwillinge sind gut darin, einen Menschen ans Ende zu bringen.«
»Hören Sie mich erst noch an, okay? Ich versuche, Aimee Biel zu finden …«
»Nein.«
»… und wenn ich sie finde, besteht eine ausgezeichnete Chance, dass ich auch Ihre Tochter finde. Sie haben sich doch nach mir erkundigt, stimmt’s? Daher wissen Sie auch von Win.«
Rochester blieb stehen.
»Sie müssen erfahren haben, dass ich so was mache. Ich helfe Menschen, wenn sie in der Klemme stecken. Ich habe das Mädchen abgesetzt, und jetzt ist es verschwunden. Ich bin es seinen Eltern schuldig, es zu finden.«
Rochester sah die Zwillinge an. In der Ferne hörte Myron ein Autoradio. Der Song wurde erst lauter, dann wieder leiser. Es war We Built This City on Rock’n’Roll von Starship.
Der zweitschlechteste Song der Welt, dachte Myron.
Smoking-Beißer sang laut: »We built este ciudad, we built este ciudad, we built este ciudad …« Der hippe Kunstlehrer, der immer noch Myrons Beine festhielt, nickte im Rhythmus mit dem Kopf, offensichtlich gefiel ihm der Gesang seines Kollegen.
»Ich sage die Wahrheit«, fuhr Myron fort.
»Ist mir eigentlich scheißegal«, sagte Rochester, »ob Sie die Wahrheit sagen. Die Zwillinge kriegen es schon raus. Klar? Die können Sie nicht belügen. Wenn die Sie erst mal ein bisschen in die Mangel genommen haben, erzählen Sie uns alles, was wir wissen müssen.«
»Aber dann ist es zu spät«, sagte Myron.
»Das dauert nicht lange.« Rochester sah Kunstlehrer an.
Kunstlehrer sagte: »Halbe Stunde. Höchstens ’ne ganze.«
»Das hab ich nicht gemeint. Ich bin dann zu stark verletzt und kann nichts mehr machen.«
»Da ist was dran«, sagte Kunstlehrer.
»Wir hinterlassen bleibende Spuren«, sagte Smokingjacke und fletschte die Zähne.
Rochester überlegte.
»Orville, wo war er, bevor er nach Hause gefahren ist?«
Der Kunstlehrer – Orville – nannte Randy Wolfs Adresse und erzählte vom Treffen im Baumgart’s. Sie hatten ihn beschattet, und Myron hatte nichts davon bemerkt. Entweder waren sie sehr gut, oder Myron war extrem eingerostet – oder beides. Rochester fragte Myron, was er an den beiden Orten gemacht hatte.
»In dem Haus wohnt ihr Freund«, sagte Myron. »Aber er war nicht da.«
»Glauben Sie, er hat was mit der Sache zu tun?«
Myron wusste, dass er das nicht bestätigen durfte. »Ich wollte nur mit Aimees Freunden sprechen, um rauszukriegen, was mit
ihr los war. Und da fängt man doch am besten bei ihrem Freund an.«
»Und das Essen im Restaurant?«
»Das war eine Quelle. Ich wollte wissen, was die Polizei über Ihre Tochter und Aimee weiß. Weil ich nach einer Verbindung zwischen den beiden suche.«
»Und was haben Sie bisher erfahren?«
»Ich hab gerade erst angefangen.«
Rochester überlegte noch etwas. Dann schüttelte er langsam den Kopf. »Nach meinen Informationen haben Sie die junge Biel um zwei Uhr nachts abgeholt.«
»Das stimmt.«
»Um zwei Uhr nachts«, wiederholte er.
»Sie hat mich angerufen.«
»Warum?« Sein Gesicht lief rot an. »Reißen Sie öfter High-School-Mädchen auf?«
»Darum geht’s nicht.«
»Oh, Sie wollen mir vermutlich sagen, dass es eine ganz unschuldige Geschichte war.«
»War es auch.«
Myron sah, wie Rochester immer wütender wurde. Myron kam nicht mehr an ihn
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