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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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hier ein Bekannter von ihr wohnt, könnte das ihre Theorie noch weiter stützen, dass sie ausgerissen ist.«

    »Ich versuch’s trotzdem.«
    Myron nickte. Er hätte es an Eriks Stelle wohl genauso gemacht. Sie durchquerten den Garten und blieben am Ende der Sackgasse stehen. Myron betrachtete die Häuser, als könnten sie ihm eine Antwort geben.
    »Myron?«
    Er sah Erik an.
    »Ich glaube, Aimee ist ausgerissen«, sagte Erik. »Und ich glaube, es ist meine Schuld.«
    Tränen liefen ihm über die Wangen.
    »Sie hat sich verändert, und wir haben es beide gemerkt. Claire und ich. Da muss irgendwas mit Randy passiert sein. Ich mag den Jungen wirklich. Er hat gut zu ihr gepasst. Ich hab versucht, mit ihr darüber zu sprechen. Aber sie hat nichts erzählt. Ich … das klingt jetzt vielleicht ein bisschen albern, aber ich hab gedacht, dass Randy versucht hätte, sie zu bedrängen. Sexuell, verstehst du?«
    Myron nickte.
    »Aber in welchem Jahrzehnt lebe ich eigentlich? Die beiden waren schon zwei Jahre zusammen.«
    »Also glaubst du nicht mehr, dass es daran lag.«
    »Nein.«
    »Sondern?«
    »Ich weiß nicht.« Er schwieg.
    »Du hast gesagt, es wäre deine Schuld gewesen.«
    Erik nickte.
    »Auf der Fahrt hierher«, sagte Myron, »hat Aimee mich angefleht, Claire und dir nichts von der Sache zu erzählen. Sie meinte, zwischen euch läuft es nicht gut.«
    »Ich habe angefangen, ihr nachzuspionieren«, sagte Erik.
    Das war keine direkte Antwort auf die Frage, aber Myron ließ ihn reden. Erik wollte auf irgendetwas hinaus. Myron musste ihm Zeit lassen.
    »Aber Aimee … sie ist ein Teenager. Weißt du noch, wie das
war, als du so alt gewesen bist? Man lernt, wie man Dinge versteckt. Also ist sie auf der Hut gewesen. Und wahrscheinlich hatte sie in solchen Dingen mehr Übung als ich. Es war ja nicht so, dass ich ihr nicht vertraut hätte. Aber es gehört nun mal zur Aufgabe von Eltern, sich über ihre Kinder auf dem Laufenden zu halten. Das hilft aber nicht viel, weil die Kinder das wissen.«
    Sie standen im Dunkeln und starrten die Häuser an.
    »Aber selbst während man ihnen nachspioniert, ist einem nicht klar, dass sie den Spieß auch mal umdrehen können. Vielleicht vermuten sie, dass da was falsch läuft, und wollen helfen. Und gelegentlich kommt es dann so weit, dass ein Kind den Eltern nachspioniert.«
    »Aimee hat dir nachspioniert?«
    Er nickte.
    »Was hat sie gefunden, Erik?«
    »Dass ich eine Affäre habe.«
    Nachdem er das gesagt hatte, wäre Erik vor Erleichterung fast zusammengeklappt. Myron fühlte sich einen Augenblick lang vollkommen leer. Dann dachte er an Claire, daran, wie sie in der High School gewesen war, wie nervös sie am Ende des Englischkurses bei Mr Lampf auf der Unterlippe gekaut hatte. Zorn stieg in ihm auf.
    »Weiß Claire davon?«
    »Keine Ahnung. Auf jeden Fall hat sie nie was davon gesagt.«
    »Ist es was Ernstes?«
    »Ja.«
    »Wie ist Aimee dahintergekommen?«
    »Weiß ich nicht. Ich bin nicht mal ganz sicher, ob sie wirklich Bescheid weiß.«
    »Dann hat sie dich nicht darauf angesprochen?«
    »Nein. Aber verändert hat sie sich auf jeden Fall. Wenn ich ihr einen Kuss auf die Wange geben wollte, hat sie sich abgewendet. Fast schon unwillkürlich. Als fände sie mich abstoßend.«

    »Könnte das nicht einfach ganz normales Teenager-Verhalten sein?«
    Erik sah zu Boden und schüttelte den Kopf.
    »Als du ihr nachspioniert und versucht hast, ihre E-Mails zu lesen, wolltest du also nicht nur wissen, was sie vorhatte, sondern auch …«
    »Ich wollte wissen, ob sie darüber Bescheid weiß, ja.«
    Wieder dachte Myron an Claire, an ihr Gesicht bei der Hochzeit, als sie mit diesem neuen Mann ein neues Leben anfing und gelächelt hatte wie Esperanza letzten Samstag; sie hatte keinerlei Zweifel an Erik gehabt.
    Als hätte er seine Gedanken gelesen, sagte Erik: »Du bist nie verheiratet gewesen. Du weißt nicht, wie das ist.«
    Myron hätte ihm am liebsten eine Ohrfeige verpasst. »Wenn du meinst.«
    »Das kommt nicht einfach so«, sagte er.
    »Mhm.«
    »Es entwickelt sich ganz langsam. Erst ist es nur eine Kleinigkeit, dann wird es immer mehr. Das passiert allen. Man entfremdet sich. Man interessiert sich noch füreinander, aber auf eine andere Art. Alles dreht sich um die Arbeit, die Familie, das Haus – um alles andere, nur nicht um euch beide. Und eines Tages wachst du dann auf und willst dieses Gefühl wieder haben. Dabei geht’s nicht mal um den Sex. Aber du willst die Leidenschaft

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