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Ein verhängnisvolles Versprechen

Ein verhängnisvolles Versprechen

Titel: Ein verhängnisvolles Versprechen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H Coben
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nicht.«

25
    Es gab einen Grund dafür, dass Aimee Biel sich gerade in dieser Sackgasse hatte absetzen lassen.
    Myron duschte und zog sich um. Seine Hose war blutverschmiert.
Mit seinem eigenen Blut. Er dachte an den alten Seinfeld-Witz über Waschmittel, von denen in der Werbung behauptet wurde, sie würden Blutflecken entfernen, und dass man doch eigentlich über andere Dinge nachdenken sollte, wenn man Blutflecken auf der Kleidung hatte.
    Abgesehen von den üblichen Geräuschen, war es ruhig im Haus. Als Kind hatte er vor diesen Geräuschen Angst gehabt, wenn er allein zu Hause war. Jetzt waren sie einfach da – weder wohltuend noch alarmierend. Er hörte den leisen Hall, als er über den Küchenboden ging. Es hallte nur, wenn man allein im Haus war. Er dachte darüber nach, was Claire gesagt hatte – dass er Zerstörung mit sich brachte und die Menschen in seiner Umgebung verletzt wurden – und dass er deshalb noch nicht verheiratet war.
    Er saß allein am Küchentisch in seinem leeren Haus. So hatte er das nicht geplant.
    Der mentsch tracht un got lacht.
    Er schüttelte den Kopf. Wahre Worte.
    Schluss mit dem Selbstmitleid, dachte Myron. Das »Planen« brachte seine Gedanken wieder in die richtige Bahn. Was hatte Aimee geplant?
    Warum hatte sie gerade diesen Geldautomaten benutzt? Und warum hatte sie sich gerade in dieser Sackgasse absetzen lassen?
    Es war schon fast Mitternacht, als Myron wieder in seinen Wagen stieg und Richtung North Ridgewood losfuhr. Den Weg kannte er inzwischen. Er hielt am Ende der Sackgasse und stellte den Motor aus. Das Haus war dunkel, genau wie vorgestern Nacht.
    Okay, und jetzt?
    Myron ließ sich verschiedene Möglichkeiten durch den Kopf gehen. Erstens: Aimee war wirklich im Haus am Ende der Sackgasse verschwunden, und die Frau an der Tür, die schlanke Blondine mit der Baseball-Kappe, hatte Loren Muse belogen. Oder sie hatte selbst nichts davon gewusst. Vielleicht hatte Aimee
eine Affäre mit ihrem Sohn, oder sie war eine Freundin ihrer Tochter, und die Frau wusste nichts davon.
    Unwahrscheinlich.
    Loren Muse war nicht blöd. Sie hatte eine ganze Weile mit der Frau gesprochen. Sie wäre solchen Möglichkeiten nachgegangen. Hätte sie Verdacht geschöpft, hätte sie das überprüft.
    Also schloss Myron diese Möglichkeiten aus.
    Das bedeutete, dass dieses Haus ein Ablenkungsmanöver gewesen sein musste.
    Myron machte die Autotür auf und stieg aus. Die Straße war ruhig. Am Ende der Sackgasse stand ein Rollhockey-Tor. Wahrscheinlich hatten die Leute hier in der Straße viele Kinder. Bei nur acht Häusern gab es hier fast keinen Verkehr. Wahrscheinlich konnten die Kinder noch auf der Straße spielen. In einer Einfahrt sah Myron einen Basketballkorb auf Rollen. Das spielten sie vermutlich auch auf der Straße. Die Sackgasse war das Spielfeld der Nachbarschaft.
    Ein Wagen bog in die Straße – genau wie in der Nacht, als er Aimee hier abgesetzt hatte.
    Blinzelnd sah Myron in die Scheinwerfer. Es war Mitternacht. In der Straße gab es nur acht Häuser – alle waren dunkel und wirkten verschlafen. Myron erkannte den silbernen Mercedes, noch bevor er Erik Biel erkannte. Aimees Vater stieg aus. Es war ziemlich dunkel, trotzdem sah Myron die Wut in seinem Gesicht. Er erinnerte an einen trotzigen kleinen Jungen.
    »Was machst du hier?«, rief Erik.
    »Ich denke mal, das Gleiche wie du.«
    Erik kam näher. »Claire kannst du so eine Geschichte auftischen, warum du Aimee hergefahren hast, aber …«
    »Aber was, Erik?«
    Er antwortete nicht sofort. Er hatte immer noch das maßgeschneiderte Hemd und die Hose an, wirkte jetzt aber eher zerknittert. »Ich suche sie.«
    Myron sagte nichts und ließ ihn näher kommen.

    »Claire glaubt, du kannst uns helfen. Sie sagt, du bist gut in so was.«
    »Bin ich auch.«
    »Du bist Claires edler Ritter in der glänzenden Rüstung«, sagte er mit mehr als einer Spur Verbitterung. »Ich weiß gar nicht, warum ihr nicht zusammen seid.«
    »Ich schon«, sagte Myron. »Weil wir uns nicht lieben. Seit ich Claire kenne, bist du der Einzige, den sie je wirklich geliebt hat.«
    Erik trat von einem Bein aufs andere, wollte so tun, als berührten ihn die Worte nicht, was ihm allerdings nicht gelang. »Als ich um die Ecke bog, bist du grad aus dem Wagen gestiegen. Was hast du vor?«
    »Ich wollte Aimees Spur verfolgen. Rausfinden, wohin sie wirklich gegangen ist.«
    »Was meinst du mit ›wohin sie wirklich gegangen ist‹?«
    »Sie hat sich nicht ohne Grund

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