Ein verhängnisvolles Versprechen
zurückhaben. Und dir wird klar, dass du sie von der Frau, die du liebst, nie bekommen wirst.«
»Erik?«
»Was ist?«
»Ich will mir das wirklich nicht anhören.«
Er nickte. »Du bist der Einzige, dem ich das erzählt habe.«
»Na ja, dann muss ich wohl ein Glückskind sein.«
»Ich wollte nur … Also, mit irgendwem musste ich doch …«
Myron hob eine Hand. »Das ist eure Sache und geht mich nichts an. Ich bin nicht als Eheberater hier, sondern um Aimee
zu finden. Aber eins muss ich dir noch sagen, damit du genau weißt, wo ich stehe: Wenn du Claire weh tust, dann …«
Er brach ab. Es war dumm, so weit zu gehen.
»Was ist dann?«
»Nichts.«
Erik schien fast zu lächeln. »Du bist immer noch ihr edler Ritter in der glänzenden Rüstung, was, Myron?«
Jetzt hatte Myron wirklich Lust, ihm eine zu verpassen. Stattdessen wandte er sich ab. Er stand vor einem gelben Haus mit zwei Autos in der Einfahrt. Und da sah er es.
Myron erstarrte.
»Was ist?«, fragte Erik.
Schnell wandte er den Blick ab. »Du musst mir helfen.«
Erik biss sofort an. »Was soll ich tun?«
Myron ging zu dem Pfad zurück und verfluchte sich selbst innerlich. Er war immer noch eingerostet. Das hätte er sich nicht anmerken lassen dürfen. Es fehlte gerade noch, dass Erik jetzt anfing, Amok zu laufen. Dabei konnte er ihn nicht brauchen.
»Kannst du gut mit Computern umgehen?«
Erik runzelte die Stirn. »Ich denke schon.«
»Du musst ins Internet gehen und alle Adressen aus dieser Straße in eine Suchmaschine eingeben. Wir brauchen eine Liste sämtlicher Bewohner der umliegenden Straßen. Am besten fährst du sofort nach Hause und fängst damit an.«
»Aber sollten wir hier nicht erst mal was machen?«, fragte Erik.
»Zum Beispiel?«
»An die Türen klopfen.«
»Und was sollen wir dann sagen? Oder tun?«
»Vielleicht wird sie hier gefangen gehalten? In einem der Häuser hier.«
»Das ist ausgesprochen unwahrscheinlich. Und selbst wenn, würden wir die Täter nur warnen, wenn wir hier rumlaufen und an Türen klopfen. Und um diese Zeit würde sowieso spätestens
der Zweite die Polizei rufen. Und dann wissen sofort alle Bescheid. Pass auf, Erik. Wir müssen zuerst mal feststellen, ob da überhaupt was dran ist. Das Ganze könnte auch ins Leere führen. Schließlich wissen wir nicht sicher, ob Aimee diesen Weg genommen hat.«
»Vorhin hast du noch dran geglaubt.«
»Das hat nicht viel zu sagen. Außerdem kann sie von da ja noch fünf Straßen weiter gelaufen sein. Ein Schuss ins Blaue bringt uns nicht weiter. Wenn du mir helfen willst, fahr nach Hause. Geh die Adressen durch. Besorg uns ein paar Namen.«
Sie waren auf der anderen Seite des Gehölzes angekommen, durchquerten den Garten und gingen zu ihren Wagen.
»Und was hast du jetzt vor?«, fragte Erik.
»Ich hab noch ein paar andere Hinweise, um die ich mich kümmern muss.«
Erik wollte noch mehr Fragen stellen, aber Myrons Tonfall und Haltung brachten ihn zum Schweigen. »Ich ruf dich an, sobald ich was gefunden habe«, sagte Erik.
Beide stiegen in ihre Wagen. Myron sah Erik nach. Als der Mercedes nicht mehr zu sehen war, nahm Myron sein Handy und drückte Wins Kurzwahltaste.
»Ich höre.«
»Du musst für mich in ein Haus einbrechen.«
»Ausgezeichnet. Erzähl mehr.«
»Hinter dem Haus, an dem ich Aimee abgesetzt habe, geht ein Pfad vom Garten ab. Er führt in eine andere Sackgasse.«
»Ah. Haben wir denn eine Vorstellung, wo sie da hingegangen sein könnte?«
»Fernlake Court Nummer sechzehn.«
»Du scheinst dir ziemlich sicher zu sein.«
»Da steht ein Wagen in der Einfahrt. Auf der Heckscheibe klebt die Plakette für die Benutzung des Lehrerparkplatzes der Livingston High School.«
»Bin schon unterwegs.«
26
Myron und Win trafen sich drei Blocks von der Sackgasse entfernt an einer Grundschule. Hier fiel es nicht so auf, wenn ein Wagen am Straßenrand parkte. Win war ganz in Schwarz gekleidet, einschließlich einer schwarzen Mütze, die seine blonden Locken verdeckte.
»Ich hab keine Alarmanlage gesehen«, sagte Myron.
Win nickte. Eine Alarmanlage wäre auch allenfalls ein kleines Ärgernis gewesen, keine echte Hürde. »Ich bin in einer halben Stunde wieder da.«
Das war er auch. Fast auf die Sekunde.
»Aimee ist nicht im Haus. Es wird von einem Lehrerehepaar bewohnt. Er heißt Harry Davis und unterrichtet Englisch an der Livingston High School. Seine Frau heißt Lois. Sie unterrichtet an einer Middle School in Glen Rock. Sie haben zwei
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