Ein verruchter Lord
Erlebnisse von Käpt’n Jack und seiner wilden Meute auf der Dishonor’s Plunder. «
Laurel blickte ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. » Ich denke, ich habe diesen Piraten bereits irgendwo getroffen. «
Ihr leicht spöttischer Tonfall stimmte ihn nur noch wehmütiger. » Wirklich? « Er blickte zur Seite. » Ich selbst seit Jahren nicht mehr. «
» Nein « , sagte sie nachdenklich. » Das glaube ich gerne. «
Obwohl es keinen Sinn zu machen schien, musste er es versuchen und alles auf eine Karte setzen. » Bramble, ich liebe dich. «
Argwohn glomm in ihren Augen auf. » Lügen hilft auch nicht. Nein, Jack. Du liebst mich nicht, und bis vor ein paar Tagen hattest du mich sogar vergessen. «
» Niemals. Ich … ich wusste bloß nicht, an wen ich mich erinnerte. « Es klang lächerlich, und entsprechend misstrauisch sah sie ihn an. » Ich war so blind. Es ging mir von Anfang an um dich, Bramble. Du warst der Grund, dass ich immer wieder in euer Haus kam. Du warst es, die ich wirklich treffen, mit der ich reden wollte. Du warst diejenige, die ich liebte. Nur wusste ich es lange Zeit selbst nicht. «
Sie schaute ihn stumm an, während er mit stockender, aber fester Stimme weitersprach. Er war bereit, sich ihr völlig zu öffnen und sein Innerstes nach außen zu kehren. Alles würde er tun, um diesen Argwohn aus ihrem Blick zu verbannen.
» Ich liebe dich, allein dich. Und deine Art, den Dingen auf den Grund zu gehen – und den Menschen ins Herz zu schauen und zu sehen, wie sie wirklich sind. «
Erkenn mich, meine Liebste, bitte, erkenn mich!
» Ich liebe dein schönes Gesicht und deinen verführerischen Körper und vor allem dein ehrliches Herz! Ich liebe das Mädchen, das nicht nachgeben wollte, und das Mädchen, das nachgegeben hat. «
Sie zuckte zurück.
Er stammelte weiter. » Ich liebe deinen Gesichtsausdruck, wenn du Melody hältst. Deine Art, dich in einem Buch zu verlieren und dich kaum an deinen Namen zu erinnern, wenn man dich aus der Lektüre reißt. Ich liebe deine Art zu leben, Laurel, die so ungewöhnlich ist – so gradlinig, ehrlich und kompromisslos. « Er glitt aus dem Bett und kniete sich nackt vor ihre Füße. » Das ist die Wahrheit, Laurel, meine Geliebte. Ich liebe dich und werde dich immer lieben. Wie kann ich es dir beweisen? Was kann ich tun, damit du verstehst, was du mir bedeutest? «
Laurel hielt die Decke vor sich und starrte ihn an. Diesen Jack hatte sie nie zuvor gesehen – diesen Mann, der so leidenschaftlich sprach, der vor ihr so unbeholfen und zärtlich flehte. Aber war es auch der echte Jack? Oder spielte er ihr eine Scharade vor? Sie dachte an die bizarre Inszenierung mit Wandteppichen, wertvollen Möbeln und kostbaren Kleidern – war das Ausdruck seiner Liebe und seines schlechten Gewissens, oder sollte eine Gefangene geblendet und eingelullt werden?
Falls sie ihm vertraute und seinen Antrag annahm, müsste sie sich ganz sicher sein, denn eine erneute Enttäuschung würde sie nicht verkraften – davon könnte sich ihr Herz nie wieder erholen. Nur war sie sich wirklich sicher?
Sie schluckte schwer. » Ich will Melody und mit ihr diesen Ort verlassen, weit, weit weg, und niemals zurückkehren. «
Sein Gesicht spannte sich an, wurde hart. » Du willst mich verlassen? «
Laurel zwang sich, seinem Blick entschlossen zu begegnen. » Du hast gefragt, was ich möchte. Wirst du es mir geben? «
Sie sah, wie das Licht in seinen Augen erlosch und wie der leidenschaftlich flehende Mann verschwand. An seiner Stelle tauchte erneut wie ein Schatten der düstere, finstere Jack auf, der losgelöst von den anderen Menschen in seiner dunklen Welt lebte.
Unbefangen trotz seiner Nacktheit erhob er sich. » Das ist das Einzige, was ich dir nicht geben kann « , sagte er ausdruckslos, drehte sich um und sammelte seine Kleidung ein. Dann verließ er, noch immer nackt, das Zimmer.
Laurel hörte, wie sich der Schlüssel im Schloss drehte. Das Klicken hörte sich an, als würde der erste Spaten Erde auf einen Sarg fallen. Kein schlechter Vergleich, dachte sie, denn schließlich trug sie gerade ihre Hoffnungen zu Grabe.
Er würde Melody nicht aufgeben, niemals. Was sollte sie tun? Würde sie sie doch entführen und mit ihr fliehen müssen, um sich für den Rest ihrer Tage mit ihr zu verstecken? Kaum in der Lage, für das Dach über ihren Köpfen zu bezahlen, und in ständiger Furcht, entdeckt zu werden. Denn daran konnte kein Zweifel bestehen: John Redgrave, Marquis of Strickland,
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