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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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dachte und wie man beides mehren konnte, hatte sie im Grunde bislang neben ihrer Familie hergelebt – dabei allerdings gehofft, dass die anderen sie irgendwann verstehen würden, wenn sie sich ihrerseits um Verständnis bemühte.
    Aber niemand erkannte je, was in ihr steckte, wie sie wirklich war.
    Jetzt hatte sie einen Schritt getan, eine Tür geöffnet und einen Raum betreten, aus dem es kein Zurück gab. Vom Kind war sie über Nacht zur Frau gereift und sah ihre Familie schlagartig völlig illusionslos. Ihre Interessen und Meinungen berührten sie nicht länger, waren wie der Wind in den Bäumen, der rauschte und den man dennoch nicht wahrnahm.
    Sie würde Jack so bald wie möglich heiraten und mit ihm fortgehen, mit ihm leben und ihn immer lieben. Und sich des Nachts mit ihm dem Zauber jener dunklen Magie hingeben, der die Begegnung ihrer Körper umgab. Sie wollte seine Frau sein, sein bester Freund, seine Geliebte.
    Und er würde ihr alles bedeuten.
    Ein Gähnen überfiel sie. Sie richtete ihren schmerzenden, erschöpften Körper auf und taumelte zum Bett. Als sie sich auf die Matratze fallen ließ, zuckte sie zusammen. Na ja, vielleicht sollten sie es lieber nicht jede Nacht tun, dachte sie und kicherte bei dem Gedanken an ihre Zukunft mit Jack. Dann sank sie glücklich in einen tiefen Schlaf.
    Bloß vier Stunden später war es vorbei mit ihrer Hochstimmung. Hilflos musste sie, noch im Morgenmantel, mit ansehen, wie Jack rüde aus dem Haus geworfen wurde und unsanft im Kies der Auffahrt landete. Mit großen Augen wandte sie sich an ihre Schwester, die neben ihr stand und das Drama mit hochmütigem Desinteresse verfolgte. » Was ist passiert? «
    Amaryllis’ Augen glitten kalt über ihr Gesicht, und Laurel wurde sich ihrer geröteten Haut und ihrer vom Küssen geschwollenen Lippen bewusst. Sie zog den Kragen hoch, um die Kratzer, die seine Bartstoppeln an ihrem Hals hinterlassen hatten, zu verbergen.
    Amaryllis’ Augen glänzten boshaft, als sie ihren Blick wieder auf Jack richtete, der fluchend und brüllend in der Auffahrt stand. » Er hat sich geweigert, unsere dumme, kleine Verlobung aufzulösen, dachte wirklich, ich würde ihn heiraten. Kannst du dir das vorstellen? « Sie lächelte hochmütig. » Er hat mich angebettelt, sofort mit ihm die Ehe einzugehen. Armer Jack! Dabei langweilt er mich seit Wochen unermesslich. «
    Amaryllis schlenderte davon und ließ eine verstörte Laurel zurück, die fassungslos auf die Auffahrt starrte, wo zwei Lakaien ihres Vaters Jack mit Gewalt auf sein gesatteltes Pferd zerrten und diesem so lange die Peitsche gaben, bis es davongaloppierte.
    Er würde zurückkehren. Bestimmt. Laurel tupfte sich die Tränen aus den Augen und hob das Kinn. Sie vertraute Jack und war sicher, dass er sie niemals verlassen würde. Nicht nach dieser Nacht. Bestimmt wendete er sein Pferd und kam zurück. Es konnte sich nur um ein Missverständnis handeln. Papa hatte gedacht, Jack wollte Amaryllis zur Frau, während er in Wahrheit um die Hand der kleinen Schwester anhielt.
    Bald würde alles richtiggestellt werden. Sobald Jack zurück war. Himmel! Sie sah sicherlich schrecklich aus. Sie sollte besser gehen und sich herrichten, die Spuren der Leidenschaft so gut wie möglich verdecken. Um hübsch auszusehen, wenn er erneut bei ihrem Vater vorsprach.
    Schließlich hatte er ihr letzte Nacht mehr oder weniger gesagt, dass er sie liebte! So war es doch, oder?
    In den frühen Morgenstunden schlich sich Jack vorsichtig in Melodys Kinderzimmer, vermied jedes unnötige Geräusch, um Aidan und Madeleine, die nebenan schliefen, nicht zu wecken. Hob ihren kleinen, warmen Körper aus dem Bett und trug sie zu dem großen Sessel. Dort setzte er sich mit ihr hin, hielt sie auf dem Schoß und bewachte ihren Schlaf.
    Sie kuschelte sich an ihn, presste ihre kleinen Ellenbogen fest in seinen Bauch. Auf ihrem Bett erwachte das Kätzchen mit den großen Ohren und streckte sich, bevor es seinen Popo putzte, wobei es ein dürres Hinterbein hoch in die Luft reckte und die Zehen weit spreizte.
    Jack hielt sein Töchterchen und lauschte den leisen Atemzügen, küsste ihren dunklen Scheitel und atmete ihren sauberen Babyduft ein, den sie bald verlieren würde. Überhaupt veränderte sie sich so schnell – manchmal hatte er sogar den Eindruck, dass sie täglich größer wurde.
    Plötzlich rührte sie sich auf seinem Schoß, blinzelte ihn verschlafen an. Sie wirkte irritiert, weil sie nicht in ihrem Bett lag. Doch dann

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