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Ein verruchter Lord

Ein verruchter Lord

Titel: Ein verruchter Lord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Celeste Bradley
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schon lange weg. Vermutlich verließ sie die Stadt, nachdem sie Melody vor dem Club abgesetzt hat, um etwaigen Problemen und damit einer Konfrontation aus dem Weg zu gehen. «
    » Trotzdem: Die Spur führt hierher « , beharrte Colin, » und irgendjemand muss wissen, was aus Mrs. Pruitt geworden ist. «
    Aidan schaute sich um, als sie aus der Kutsche stiegen. » Ein verdammt weiter Weg bis zum Club für eine alte Frau. Wie kann sie mit einem Kleinkind so weit gelaufen sein? «
    Im selben Augenblick zuckelte ein Wagen voller Fässer an ihnen vorbei, auf dessen Ladefläche ein paar junge Frauen saßen. Sie trugen graue Arbeitskleider und Halstücher wie Fabrikarbeiterinnen, und auch ihre Gesichter sahen grau aus. Dennoch ließen sie fröhlich die Füße baumeln, und eine von ihnen zwinkerte Colin sogar kokett zu.
    Aidan schaute dem Gefährt nach. » Die Kutsche der armen Leute. So könnte Mrs. Pruitt natürlich bis zum Club gefahren sein. «
    Colin blinzelte. » Habt ihr die kleine Hexe gesehen? Ich bin verheiratet! Hat sie mir das nicht angesehen? Ich sehe doch verheiratet aus, oder? «
    » Du ziehst dich an wie ein verdammter Großvater. «
    Jack sah Colin von der Seite an. » Oder wie ein Buchhalter. «
    Der Freund riss überrascht den Kopf herum, und sein Gesichtsausdruck sprach Bände. » Hat Jack etwa gerade einen Witz gemacht? «
    Aidan nickte. » Mir ist zumindest, als hätte ich etwas Derartiges gehört. «
    Colin tastete mit beiden Händen seine Westentaschen ab. » Ich brauche Tinte und Papier. Den Tag muss ich im Kalender ankreuzen. «
    » Ich werde es mir später ebenfalls notieren, damit wir es nur ja nicht vergessen « , ergänzte Aidan grinsend.
    » Arschlöcher « , murmelte Jack und stieß geräuschvoll den Atem aus.
    Aidan lachte. » Colin, da hat uns jemand beschimpft. «
    Jack sah die beiden finster an, während Colin vergnügt auflachte und dem sichtlich verstimmten Freund auf die Schulter schlug. Dabei war sich Jack sehr wohl bewusst, warum die Freunde so reagierten. In diesem kurzen Moment war ein Stück von dem alten Jack und eine Erinnerung an ihre frühere unbekümmerte Kameradschaft aufgeblitzt.
    Leider hielt diese Leichtigkeit nicht lange an. Aus einem der Läden, an denen sie vorbeigingen, drang ein schepperndes Geräusch. Offenbar war ein Tablett heruntergefallen, denn sie sahen eine beleibte Frau, die auf den Knien lag und hastig die Brötchen einsammelte, und einen wutentbrannten Bäcker, der die Ärmste nach allen Regeln der Kunst beschimpfte.
    » Du dumme Kuh! Was mich das wieder kostet, du schusselige fette … « Zornig schwang der Mann seine Faust, doch bevor er sie niedersausen lassen konnte, war Jack bereits zur Stelle, und stahlhart schlossen sich seine Finger um das Handgelenk des Bäckers. » Das glaube ich nicht. « Seine Stimme klang distanziert und kühl. » Du wirst ihr helfen, die Ware aufzusammeln. «
    » Was glauben Sie eigentlich, wer Sie sind? Mischen sich einfach in meine Angelegenheiten ein! Verdammter feiner Pinkel! «
    Jacks Blick war merkwürdig entrückt. » Ich dachte, wir hätten uns verstanden « , sagte er noch einmal ein wenig leiser. » Du wirst ihr helfen, kapiert? «
    Colin räusperte sich. » Jack? «
    Aidan legte eine Hand auf Colins Arm. » Lass ihn in Ruhe. «
    » Nein, er ist wieder total weggetreten, siehst du das nicht? Nicht dass er den Scheißkerl noch umbringt. «
    » Er ist okay. «
    In Wirklichkeit war Jack nicht okay, zumindest nicht ganz. Dieses Gefühl, dem Mann die Knochen zerbrechen zu können, wenn er nur wollte, rief unangenehme Erinnerungen in ihm wach. Sein Herz hämmerte, und das Blut pochte gewaltig in den Schläfen. Fast fühlte er sich in die Schlacht zurückversetzt und erwartete beinahe, dass ihm jeden Moment der verbrannte Geruch von Schießpulver in die Nase stieg oder der metallische von Blut.
    Mit großer Mühe konzentrierte er seinen Blick auf den Bäcker. » Du wirst sie aufheben. « Es war kaum mehr als ein Flüstern.
    Der Mann sah Jack zum ersten Mal richtig an und erkannte die drohende Gefahr. Seine fleischigen Wangen erblassten, und seine vorstehenden Augen blinzelten heftig. » Äh, ja, natürlich, Chef « , sagte er kleinlaut, und seine Knie fingen an zu zittern. » Ich heb die Brötchen jetzt gleich auf « , jammerte er.
    Dann war Aidan an seiner Seite. » Lass los « , sagte er leise zu Jack.
    Wie aus weiter Ferne registrierte Jack, wie sich seine Finger öffneten und das gerötete Handgelenk mit den weißen

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