Ein Versprechen aus Afrika
zweitausend Franc.
Am anderen Tag wartete Eric um vierzehn Uhr vergeblich auf Albert, der ihn zum Personalchef bringen und ihm seinen Lastwagen zeigen wollte. Eine Stunde verstrich. Niemand kam. Als Eric bei der Firma anrief, die Albert angeblich vertrat, erklärte man ihm, niemanden mit diesem Namen zu kennen, aber seit geraumer Zeit mache ein Betrüger die Gegend unsicher, und genau wie dieser »Albert« gehe er immer nach der gleichen Methode vor. Die Liste seiner Opfer war somit wieder um einen Gutgläubigen länger geworden.
Das spiritistische Brett
Nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs herrschte in Deutschland auch 1952 noch eine schlimme Wohnungsnot. Als Dora Jung ein großes Einfamilienhaus bei München erwarb, fürchtete sie, man könne ihr fremde Mieter aufzwingen.
Darum bat sie eine alte Freundin, Ingrid Strauss, bei ihr einzuziehen. Die Furcht, eine unbekannte Person unter ihrem Dach aufnehmen zu müssen, war jedoch nicht der einzige Grund, der Dora Jung veranlasste, ihre Freundin Ingrid einzuladen. Sie hatte furchtbare Angst vor der Einsamkeit, da sie erst vor kurzem, im Alter von fünfzig Jahren, ihren Mann verloren hatte. Übrigens hatte sie sich das Haus von seiner Lebensversicherung geleistet. Mit der zehn Jahre jüngeren, immer fröhlichen und lebenslustigen Ingrid würde sie sich bestimmt nicht langweilen.
In dieser Hinsicht sollte sie Recht behalten. Langweilen sollte sie sich nicht.
Drei Monate verstrichen. Dora Jung freute sich jeden Tag ein wenig mehr darüber, Ingrid eingeladen zu haben. Diese hatte im Haus alles in die Hand genommen, sodass sich Dora beruhigt treiben lassen konnte. Sie führte wieder dasselbe Leben wie während ihrer Ehe: Ihr autoritärer Mann hatte nämlich auch immer alles entschieden. Um nichts in der Welt hätte sie gewollt, dass sich das ändert. Darum machte sie sich große Sorgen, als ihr Ingrid eines Tages erklärte: »Ich habe mich erkundigt. Zwei Personen in einem Haus mit sechs Zimmern sind nicht genug. Man wird uns sicher noch einen Mieter aufzwingen.«
»Mein Gott! Was soll nur aus uns werden?«
»Keine Sorge. Ich kann dir einen sehr anständigen Mann empfehlen, den ich vor kurzem kennen gelernt habe. Er heißt Franz Weber. Ein Mann im Haus wäre ganz nützlich.«
»Was ist er von Beruf?«
»Zufällig ist er Maurer. Er könnte einige Ausbesserungsarbeiten am Haus vornehmen.«
Dagegen hatte Dora Jung nichts einzuwenden, sodass auch Franz Weber bei ihr einzog. Nun beherbergte sie schon zwei Personen gratis, weil es für sie nicht in Frage kam, von den beiden eine Miete zu verlangen.
Schon in den ersten Wochen stellte Dora fest, dass Franz Weber trotz seines Maurerberufs kaum Arbeiten am Haus erledigte. Allerdings war sie ihm deswegen nicht böse. Er hatte ja bei dem ganzen Wiederaufbau so viel zu tun, dass er abends völlig erschöpft nach Hause kam. Stattdessen bemühte sie sich, ihm immer etwas Gutes zu kochen, weil Franz gutes Essen und einen guten Tropfen zu schätzen wusste. Auch für Speis und Trank wollte sie von den beiden kein Geld annehmen. Sie war viel zu glücklich, Gesellschaft zu haben. Eigentlich musste sie dankbar sein, dass die beiden bei ihr wohnen wollten.
Dennoch gab es im Leben von Dora Jung einen Schatten, und zwar im wahrsten Sinne des Wortes, nämlich ihren Mann. Über seinen Verlust konnte sie sich nicht hinwegtrösten. Ingrid und Franz brachten sie zwar auf andere Gedanken, doch wäre es unendlich schöner gewesen, wenn er wieder bei ihr hätte sein können. Dabei hielt Dora so etwas durchaus für möglich. Sie hatte sich schon immer für Spiritismus interessiert und glaubte an die Kommunikation mit der Geisterwelt. Nur hielt sie sich selbst für völlig unbegabt dafür.
Eines Tages vertraute sie das bei Tisch ihren Freunden an.
»Schade, dass ich kein Medium kenne! Bestimmt hat mir mein armer Mann noch so viel zu sagen.«
Franz Weber, der vor einem riesigen Teller Sauerkraut saß, hörte auf zu kauen.
»Nichts leichter als das. Dazu braucht man nur ein spiritistisches Brett.«
»Ein spiritistisches Brett?«
»Haben Sie noch nie eins gesehen?«
Leicht beschämt gestand Dora Jung ihre Unkenntnis ein.
Der Maurer beruhigte sie: »Morgen bastele ich Ihnen eins.«
Nun mischte sich auch Ingrid Strauss ein: »Und was das Medium angeht, hast du großes Glück. Man hat mir immer versichert, dass ich dafür begabt sei.« Franz Weber, der keinen Finger gerührt hatte, seit er die Schwelle des Hauses
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