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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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stimmt.«
    Franz Weber ließ fast sein drittes Stück Torte fallen. »Wieso?«
    »Mein Mann hat mir Ärger mit dem Finanzamt prophezeit, aber das hat sich bis jetzt noch nicht gemeldet.«
    Die beiden Komplizen stießen innerlich einen Seufzer der Erleichterung aus und beschlossen, auf der Stelle etwas zu unternehmen. Dora hatte ihnen gestanden, dass sie in der Steuererklärung nie die volle Höhe ihrer Witwenrente angab. Darum schrieben sie einen anonymen Brief ans Finanzamt, der auch bald zum gewünschten Ergebnis führte.
    Als ein Kontrolleur auftauchte, war Dora Jung entzückt. Und mit einem breiten Lächeln zahlte sie fünftausend Mark (etwa 2500 Euro) Steuernachzahlung für die vergangenen fünf Jahre. Es stimmte also doch alles, sie stand wirklich mit ihrem Mann in Verbindung. Sie war überglücklich.
    Danach wurden die Sitzungen mit dem spiritistischen Brett mit noch größerem Eifer fortgesetzt. Natürlich fragte Dora Jung ihren Mann, wann sie ihr Haus zurückbekommen könne.
    Die Antwort war jedoch einsilbig und immer dieselbe: »Geduld.«
    Genauso wunderte sie sich darüber, dass bei ihr immer häufiger Geld und Schmuck verschwanden, und erkundigte sich danach. Unweigerlich antwortete ihr der Geist darauf: »Ich habe es genommen, um schneller ins Paradies zu gelangen.«
    Dann erklärte er, wem er es gegeben habe, um eine Gunst zu erlangen. Alle männlichen und weiblichen Heiligen kamen an die Reihe, selbst Jesus Christus und Gottvater. Letzterer wurde nach dem Verschwinden zweier Ohrringe genannt. Dora Jung hätte ihren Mann ja gerne gefragt, wozu Gottvater eigentlich ihre Ohrringe brauchte, aber dann traute sie sich doch nicht.
    Die Zwiegespräche mit ihrem Mann führte sie nicht nur über das spiritistische Brett. Oft ging sie auf den Friedhof und unterhielt sich lange an seinem Grab mit ihm. Genau das sollte sie retten und die beiden Betrüger auffliegen lassen.
    Allerheiligen 1955 traf sie dort zufällig Hilda Weber, die ein paar Blumen auf das Grab legen wollte. Hilda Weber war eine Tochter ihres Mannes aus erster Ehe, mit der sie schon lange jede Verbindung abgebrochen hatte. Doch der Drang, ihr außerordentliches Abenteuer jemandem anzuvertrauen, war dieses Mal einfach stärker.
    »Weißt du, dass dein Vater bald das Fegefeuer verlassen wird, um ins Paradies zu kommen? Ihm fehlten nur noch fünfhundert Mark, aber die habe ich ihm gestern gegeben.«
    »Wie kommst du denn auf so was?«
    »Durch das spiritistische Brett! Hast du noch nie etwas vom spiritistischen Brett gehört?«
    Nein, Hilda Weber hatte noch nie etwas von einem spiritistischen Brett gehört und glaubte auch nicht daran. Obwohl sie die zweite Frau ihres Vaters nie besonders gemocht hatte, empörte sie sich so sehr über das Betragen der beiden Betrüger, dass sie nicht den Mund halten konnte. Als Dora endlich mit ihrer Geschichte fertig war, erklärte ihre Stieftochter: »Du musst sofort Anzeige erstatten!«
    »Bist du verrückt?«
    »Wenn du es nicht tust, tue ich es.«
     
    Und das geschah dann auch. Nach einer Anzeige von Hilda Weber verhaftete die Polizei Ingrid Strauss und Franz Weber, die bald vor Gericht gestellt wurden. Beide wurden zu einem Jahr Gefängnis verurteilt. Obwohl der Verkauf des Hauses völlig legal erfolgt
    war, wurde er für ungültig erklärt, sodass Dora Jung ihr Hab und Gut wiederbekam.
    Nur ihr Geld war leider längst verjubelt und der Schmuck bis auf wenige Ausnahmen verkauft, unter anderem auch die Ohrringe. Diesmal war jeder Zweifel ausgeschlossen: Das spiritistische Brett hatte gelogen. Gottvater besaß sie nämlich nicht!
     

Letztendlich zählt das Glück
     
    Sébastien Lepage war ein durch und durch vernünftiger Bankangestellter, auch wenn er nicht aus dem Holz geschnitzt war, irgendwann auf dem Direktorenstuhl zu sitzen. Als er jedoch Tag für Tag das viele Geld in den Händen hielt, all die Konten beobachtete, auf die Geld einging und von denen es wieder abgehoben wurde, erfasste ihn eine Art Schwindel. Langfristige und kurzfristige Festgelder, Darlehen, fällige Zahlungen... Er geriet ins Träumen und beschloss schließlich, ein kleines unehrenhaftes Geschäft mit einem wohlhabenden, aber naiven Rentner zu wagen.
    »Monsieur Cromelecque«, sprach Lepage seinen Kunden an, »ich würde Sie gern als treuen Kunden an einer Geldanlage teilhaben lassen, an der ich das Exklusivrecht habe. Das ist ein Geschäft, das außerhalb der üblichen Bankgeschäfte abgewickelt wird, und ich möchte nicht, dass sich

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