Ein Versprechen aus Afrika
wohlverdienten Ruhestand zu treten. Er verkaufte sein Haus und schrieb als Rentner seine Memoiren, die unter dem Titel »Im Land der Antiquitätenhändler« erschienen.
Darin berichtete er, wie ihm das Meisterstück gelungen war, sich mittels der »Loire-Schule« selbst zu kopieren. Zum Schluss machte er außerdem deutlich, dass das Pseudo-Porträt von Jean-François Hardy, das auf der Titelseite vieler Kunstzeitschriften und als Postkarte vervielfältigt worden war, in Wirklichkeit nur ein alter Ölschinken war, den er für zwanzig Franc in Orléans auf dem Flohmarkt erstanden hatte. Es zeigte einen Pfarrer aus dem 19. Jahrhundert, dem er selbst eine Perücke dazugemalt hatte. Was den Schiffbruch im Hintergrund anging, so hatte er nicht die geringste Ahnung, was der zu bedeuten hatte.
Im Grunde steht André Mailfert ein wenig zu Unrecht in diesem Buch, das ausschließlich Betrügern gewidmet ist. Schließlich hat er durch seine Fantasie und sein Talent nur seine Angestellten vor der Arbeitslosigkeit gerettet. Außerdem hat er einen neuen Stil geschaffen:
das rustikale Rokoko aus hellem Holz, verziert mit Seestücken und Burgen. Kunden, die diese Möbel erworben haben, haben ihren Kauf nie bereut. Auch heute zahlt man noch gute Preise dafür.
André Mailfert war nicht nur ein großherziger Schwindler, sondern auch ein waschechter Kunsttischler.
Der Traum des Fernfahrers
Frankreich, 1993. Viele junge Leute suchten Arbeit. Und sie begaben sich auf ein schwieriges Terrain. Einige hatten Glück, andere wiederum nicht. Der arbeitslose Eric Remolieu, ein anständiger Junge mit gutem Auftreten, glaubte daran, dass er es trotzdem schaffen würde. Seit seiner Militärzeit besaß er einen Führerschein für Lkws und gab nun eine Anzeige auf, dass er eine Stelle als Fernfahrer suchte. Dies war zweifellos eine gute Idee gewesen, denn schon am nächsten Tag erhielt er den Anruf eines Mannes, der ihm aufgeregt erklärte, dass er Vertreter eines großen Unternehmens im Südwesten sei. Da einer der Fernfahrer erkrankt sei, suche er verzweifelt einen Ersatz, einen Mann, der sofort einspringen könne. Es gehe um einen Transport zwischen England und Spanien. Für zehn Tage bekomme er dreihundertfünfzig Franc (etwa sechzig Euro) Spesen pro Tag sowie das übliche Gehalt.
Eric hätte es vorgezogen, wenn man ihm einen Job von längerer Dauer angeboten hätte, doch war das immerhin ein Anfang. Wenn sein Arbeitgeber mit ihm zufrieden war und er etwas Glück hatte, bekam er vielleicht ein festes Angebot und einen Vertrag. Der Mann, der so zuverlässig wirkte, verabredete sich mit ihm für den nächsten Tag. Eric lernte am vereinbarten Ort seinen Gesprächspartner kennen, der sich mit dem Vornamen Albert vorstellte, ohne seinen Nachnamen zu nennen.
Albert wirkte sehr sympathisch: »Bei uns ist es üblich, sich zu duzen.«
Albert beherrschte seine Rolle perfekt: Er unterhielt sich mit Eric, ließ ihn die Papiere ausfüllen, die für eine Einstellung nötig waren, und gab ihm kleine Tipps hinsichtlich der Fahrt, des Zollübergangs und der Übernachtungsmöglichkeiten in England, Frankreich und Spanien.
Als sie sich verabschiedeten, empfahl der liebenswürdige Firmenvertreter unserem künftigen Fernfahrer, auf ein kleines Detail zu achten, das zu erwähnen er vergessen hatte.
»Ach ja, da fällt mir gerade noch ein: Du solltest deine Spesen unterwegs bar bezahlen. Am Ende der Fahrt bekommst du sie zurückerstattet.«
Eric bemerkte arglos: »Ich habe dreitausend Franc auf dem Konto. Soll ich alles abheben?«
»Aber nein«, protestierte Albert, »das ist zu viel; zweitausend Franc reichen bei weitem aus.«
»Ich gehe gleich zur Bank«, schlug Eric vor.
»Ich begleite dich«, erwiderte der liebenswürdige Albert. Anschließend verabredeten sie sich für den nächsten Tag, vierzehn Uhr. Eric sollte seinen Reisebeutel mitnehmen sowie eine Strickjacke und einen Regenmantel für England. Kurz bevor sie sich verabschiedeten, bot Albert, der einen kecken Schnurrbart hatte, Eric an, er solle ihm die zweitausend Franc (dreihundertvierzig Euro), die er zuvor abgehoben hatte, anvertrauen, damit er sie in Pfund Sterling und Peseten umtauschen könne.
»Ich kenne einen Dreh, mit dem es viel schneller geht, und du tauschst die Devisen zu einem viel günstigeren Kurs ein.«
Eric, der sich bereits am Steuer eines Brummis mit glänzenden Chromteilen über die Straßen von Frankreich und Navarra fahren sah, reichte ihm den Umschlag mit den
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