Ein Versprechen aus Afrika
vierzigtausend Dollar als Vorschuss für die Finanzierung eines Films abzuluchsen, der natürlich nie gedreht wurde.
In diesem speziellen Fall hatte er sich allerdings nicht an sein Prinzip gehalten. Der Filmmagnat sah keinen Grund, auf eine Strafanzeige zu verzichten. Und so wurde Victor Lustig festgenommen und zu zwanzig Jahren Gefängnis verurteilt.
Das war 1934. 1947 starb er hinter den Gitterstäben von Alcatraz, dem berüchtigten Gefängnis.
Victor Lustig wollte die Dollar ergaunern, um Estelle zu imponieren und sie mit ihr auszugeben. Er war in Estelle verliebt und zum ersten und letzten Mal hatte er den Kopf verloren.
Die Liebe war das Einzige, was in den Prinzipien seines Meisters Nicky Arnstein nicht vorgesehen war.
Die Millionen des Maharadschas
London, 1919. Am Abend des 11. Novembers feierte die gesamte britische Hauptstadt den ersten Jahrestag des Sieges. Überall fanden öffentliche Bälle, Theateraufführungen, private Empfänge und Fanfaren-Aufmärsche statt. In der Albert Hall waren alle Logen besetzt und im Parterre, in dem alle Sitze entfernt worden waren, wiegten sich die Ballbesucher im Walzertakt. Alle waren festlich gekleidet, die Damen trugen schmeichelnde Farben und funkelnden Schmuck.
In einer Loge erregte ein junger Orientale, allem Anschein nach ein Hindu, Aufsehen. Es war Prinz Jarvi Lagdi Jardingh, Großneffe eines Maharadschas aus dem Kaschmir, am Fuß des Himalajas. Der Großonkel, ein sagenhaft reicher Mann, der in ihm seinen Erben sah, hatte den jungen Mann nach Großbritannien geschickt, damit er sich hier mit den europäischen Sitten vertraut machte und zu gegebener Zeit ein starker Maharadscha würde, der fähig war, mit starker Hand und voller Respekt vor der Geschichte seines Landes zu regieren.
Im Augenblick verfolgte Prinz Jardingh in Begleitung seines Sekretärs, der ebenfalls Inder war, mit erstauntem Blick das Schauspiel, das sich ihm hier bot, und bewunderte die blonden Schönheiten mit der hellen Haut und den blauen Augen. Lüsterne Gedanken gingen ihm durch den Kopf und er bombardierte Hauptmann Desmond, seinen Leibwächter und Offizier der indischen Armee, der vom Großonkel als Mentor für den jungen Neffen beauftragt worden war, mit Fragen.
In der Nachbarloge taten zwei verheiratete elegante junge Damen, Madame Maxwell und ihre Freundin Madame Langhorn, als bemerkten sie die Blicke des Prinzen nicht. Die beiden Damen waren aber nicht zufällig hier. Madame Maxwell pflegte auf großem Fuß zu leben und verlangte für ihre Gunstbezeugungen ungeheure Preise. Heute war sie als grüne Heuschrecke verkleidet, eine Art Werbung für die Firma ihres Mannes, eines Buchmachers, der offiziell Salben verkaufte, und zwar unter dem Etikett »Salben der Heuschrecke«. Madame Maxwell nahm auf Initiative von Hauptmann Desmond, der sie schon länger kannte und einen Vorzugspreis für ihre Gunstbezeugungen zahlte, an dem Ball teil.
Die Dinge nahmen also ihren Lauf. Die Damen wurden dem Prinzen vorgestellt. Man lächelte sich zu. Im Lauf der nächsten Tage nahm Madame Maxwell in Begleitung ihrer Freundin die Einladung zu einem Essen an — in allen Ehren. Einige Tage danach trug die Leidenschaft ihren Sieg davon und Madame Maxwell wurde die Geliebte des jungen Prinzen Jardingh, während ihre Freundin eine Affäre mit dem Sekretär anfing. Hauptmann Desmond rieb sich vergnügt die Hände.
Der junge Jardingh, der jetzt eine wunderschöne englische Geliebte hatte, glaubte zu träumen. Die Wochen verstrichen. Eines Tages beschlossen die beiden Paare, mit Zustimmung von Hauptmann Desmond, nach Paris zu reisen. Natürlich würde man im Hotel absteigen, denn solche Etablissements waren weniger kleinlich, was die legitime Zugehörigkeit von Paaren anbetraf.
Also genossen die beiden Paare das Pariser Nachtleben, die Oper, die Bars mit Varietee-Darbietungen, die Bälle und das Maxim. Abends kehrten sie erschöpft, aber glücklich ins Hotel zurück, wo sie jede Nacht von neuem im Liebesrausch schwelgten.
Eines Morgens, an einem fahlen 26. Dezember, klopfte es an die Tür von Madame Maxwell. Diese verhüllte züchtig ihre nackten Brüste, als ihr Gemahl, ein französischer Polizeikommissar und ein Schlosser im Gänsemarsch ins Zimmer kamen. Damit wurde Madame Maxwell in flagranti des Ehebruchs überführt. Der Prinz erkannte plötzlich, dass er in der Klemme steckte, und rief Hauptmann Desmond zu Hilfe. Dieser versprach, die Dinge zu regeln, und schlug vor, um einen unangenehmen
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