Ein Versprechen aus Afrika
und holte zehntausend Franc heraus. Der Mann drückte ihm augenzwinkernd den Gegenstand in die Hand und sorgte höchstpersönlich dafür, dass der Passant die Hand darum schloss, vermutlich aus Angst, ein Polizist könne die höchst verbotene Transaktion beobachten.
Der Tourist entfernte sich mit seinem Neuerwerb und suchte eiligst eine ruhige Ecke, um ihn, geschützt vor neugierigen Blicken, zu begutachten. Auf den ersten Blick sah dieser wirklich wie eine Nuss aus. Nachdem er ihn unendlich vorsichtig geöffnet hatte, erkannte er zu seinem großen Erstaunen, dass es sich tatsächlich um eine Nuss handelte. Für zehntausend Franc hätte er einige Kilo Nüsse kaufen können.
Der Homo touristicus hatte Glück, wenn er standhaft blieb und sich nicht von anderen Händlern verlocken ließ, die ihm, verborgen unter einem Mantel, da es eine höchst züchtige Zeit war, Nacktfotos anboten. Ließ er sich tatsächlich zum Kauf verleiten — besonders gefährdet waren französische oder amerikanische Soldaten, die dienstfrei hatten — und zückte er seine Dollar oder Franc, drückte ihm der Verkäufer schnell ein Päckchen in die Hand, das in festes Zellophanpapier verpackt war. Wenn der Kunde das hermetisch verschlossene Päckchen öffnete, musste er feststellen, dass er gerade sehr viel Geld für die Fotos der bekanntesten Aktgemälde großer Meister, die im Louvre oder anderen berühmten Museen ausgestellt waren, ausgegeben hatte. Wenn er sich überreden ließ, Fotos von »nœuds« (auf Deutsch: männliche Geschlechtsteile) zu kaufen, entdeckte er verärgert, dass es Ansichten der Gemeinden
Nœuds-les-Mines oder Nœuds-les-Axis waren oder einfach Abbildungen von Seemannsknoten.
Der Tourist, der trotz allem entschlossen war, »unzüchtige« Freuden zu genießen, setzte seinen Bummel fort. Ganz offensichtlich konnte man in dem von Neonlichtern erhellten Pigalle niemandem trauen. Dennoch ließ er sich noch ein letztes Mal von einem diskreten Angebot verlocken. Ein Mann flüsterte ihm ins Ohr: »Interesse an Pornofilmen?«
In den Fünfziger Jahren waren Pornofilme offiziell noch verboten. Der Tourist erklärte sich also einverstanden und fragte: »Wie viel?«
»Zehntausend Franc.«
Er folgte dem Mann, der ein Hinterhaus betrat, eine Treppe hochging und ein bürgerliches Wohnzimmer betrat. Mehrere Männer saßen auf klapprigen Stühlen und warteten, dass ein Herr vor einer weißen Leinwand, offensichtlich der Veranstalter des Abends, endlich den Filmprojektor, neben dem er stand, einschaltete. Der »Filmvorführer« streckte die Hand aus und der »Tourist« reichte ihm das schön zurechtgemachte Ticket. Da niemand mehr erwartet wurde, schaltete man das Licht aus und der Film begann, untermalt von bizarren Geräuschen. Zuerst sah man weiße Zahlen auf dunklem Grund.
Plötzlich wurde jedoch die Tür des Zimmers aufgerissen, ein Mann machte das Licht an und brüllte: »Achtung, die Bullen!«
Die Gäste, die keine Lust hatten, bei einer Razzia erwischt zu werden, sprangen auf und stürmten hinaus. Der Filmvorführer schaltete gemächlich den Projektor aus, zog die Zehntausendfranctickets aus der Tasche und fing an, sie zu zählen. Dann verkündete er seinen Komplizen: »In zwanzig Minuten findet die nächste Vorstellung statt.«
Natürlich waren weit und breit keine »Bullen« in Sicht. Um jedoch nicht gegen das Gesetz zu verstoßen, ging der Vorführer des »Pornofilms« kein Risiko ein. Sollten seine Gäste bleiben, um sich den Film anzusehen, würden sie lediglich einen langweiligen Dokumentarfilm über die romanischen Kapitelle von Vézelay zu sehen bekommen. Übrigens ist diese amüsante kleine Begebenheit in dem Film Le Tueur von Denys de La Patellière zu sehen, in dem Fabio Testi und der unvergessliche Jean Gabin mitwirkten.
Die kleinen Schweine
Herr und Frau Müller waren begeistert, und wie! Dieser auf dem Land, auf dem Hof von Hogeville verbrachte Sonntag war in jeder Hinsicht ein Erfolg. Offen gesagt hatten sie das nicht erwartet. Zuerst war da das Essen, das man ihnen in dem kleinen Restaurant im Freien serviert hatte, mit dem auf bayerische Art zubereiteten Kraut und den Cremetorten. Diese Landesküche bereitete Vergnügen, wenn man bis ans andere Ende der Welt, bis nach Kanada, ausgewandert war.
Und dann wurde getanzt. Sie hatten sich verliebt im Walzertakt gedreht, wie in den guten alten Zeiten. Und schließlich war da, zur Krönung des Ganzen, dieser luxuriös angelegte Swimmingpool, in dem sie
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