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Ein Versprechen aus Afrika

Ein Versprechen aus Afrika

Titel: Ein Versprechen aus Afrika Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Bellemare
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nächsten Tag war er tot. Er hatte sich eine Kugel in den Kopf geschossen. Es dauerte dreizehn Jahre, bis man all seine Betrügereien, deren Gesamtsumme höher als das damalige Gesamtbudget Schwedens gewesen war, aufgedeckt hatte.
     

Die teuerste Kreuzfahrt der Welt
     
    Franz Deker, Philologieprofessor, fünfzig Jahre alt, Junggeselle, war an jenem 21. Januar 1951 ziemlich betreten. Er saß mit zehn anderen Männern an einem riesigen Konferenztisch in einem luxuriösen, herrschaftlichen Stadthaus in Maastricht, Holland. Die Männer schienen einander nicht zu kennen. Sie waren sehr schweigsam, wagten es kaum, sich anzusehen. Als sie eingetroffen waren, hatte ein Bediensteter sie mit undurchdringlicher Miene in den großen Saal geführt und sie dann gebeten, Platz zu nehmen und abzuwarten.
    Franz Deker spielte nervös an den Knöpfen seiner Weste herum. Dieses Ambiente beeindruckte ihn sehr: die schlichte Holztäfelung, die Porträts, auf denen längst verstorbene Persönlichkeiten in feierlichen Posen dargestellt waren. Dann all die leeren Stühle um den Tisch herum und schließlich, im Hintergrund des Raums, dieser vergoldete Thron, der auf einem kleinen Podest stand und ebenfalls unbesetzt war. Ja, Franz Deker fühlte sich unbehaglich. Doch wie sollte man nicht eingeschüchtert sein, wenn man sich am Sitz einer Geheimgesellschaft befand?
    Vor vierzehn Tagen hatte ihn einer seiner Kollegen, ein Mathematikprofessor, in etwas blumiger Weise über den GDK, den geheimnisvollen Geheimen Diplomatischen Konsularrat, informiert. Mehr hatte ihm der Kollege nicht verraten, nur, dass der Verband von einer bedeutenden Persönlichkeit aus dem Ausland gefördert würde und dass Männer mit einer einwandfreien moralischen Gesinnung, wie er sie hätte, gesucht würden. Franz Deker war geschmeichelt, seine Neugier geweckt und er hatte zugestimmt, an dieser Informationsversammlung teilzunehmen.
    Das Warten zog sich hin, war lang und ermüdend. Franz begann, sich Fragen zu stellen. Was sollte ein Mann seines Alters und Ansehens hier eigentlich? Wenn seine Studenten ihn sehen würden! Diese Gesellschaft war vermutlich ein frei erfundenes Spektakel, wenn sie nicht sogar grundsätzlich unseriös war.
    Franz Deker verspürte plötzlich das Verlangen aufzustehen und zu fliehen. Doch in dem Augenblick öffnete sich die Flügeltür im hinteren Teil des Saals und einige Männer mit geschmückten Uniformen betraten den Raum — das war offensichtlich der GDK. Angeführt wurden die Männer von einem Greis mit Spitzbart, der recht ungewöhnlich gekleidet war. Er trug eine mit Goldfäden bestickte Uniform und einen Dreispitz mit roten Federn. In der Hand hielt er einen langen Stock, der in einen goldenen Knauf mündete. »Was für ein Affentheater!«, dachte Franz Deker, als er diesen Mummenschanz betrachtete. »Ach, wenn ich doch bloß nicht hier wäre!«
    Doch plötzlich wurde seine Aufmerksamkeit erregt. Diesen Mann kannte er doch! Wer in Maastricht kannte ihn nicht? Es war Cornelius Wouters, der Notar, einer der Honoratioren der Stadt, ein Mann, der aus einer der ältesten Familien stammte und ein immenses Vermögen besaß. In diesem Augenblick veränderte sich Franz Dekers Stimmung. Seine Zweifel und seine Befürchtungen waren wie weggeblasen. Die bloße Anwesenheit von Cornelius Wouters war die Garantie für die Seriosität und Korrektheit des Unterfangens.
    Die Mitglieder des GDK, die mit weniger aufwändigen Uniformen, doch genauso originell bekleidet waren, nahmen an dem lang gezogenen Tisch Platz. Franz erkannte einen Kollegen, aber auch noch weitere bedeutende Persönlichkeiten der Stadt. Die Versammlung beeindruckte ihn immer mehr. Im Augenblick blieb der Thronsessel noch leer. Der Notar nahm seinen federgeschmückten Dreispitz ab und begann mit einer etwas hohen, durchdringenden Stimme:
    »Zuerst heiße ich alle unsere Besucher willkommen. Dann möchte ich Ihnen das Telegramm unseres Förderers, Sir Winston Churchill, vorlesen: >Leider kann ich an der Versammlung nicht teilnehmen. Ich grüße alle Mitglieder des GDK.<«
    Franz Deker machte, genau wie die anderen Gäste, große Augen. Winston Churchill! Er also war die große Persönlichkeit? Hätte er das aus einem anderen Mund als dem von Cornelius Wouters gehört, hätte er nicht im Geringsten daran geglaubt. Doch der Notar hatte soeben den Namen des berühmten Politikers genannt. Er faltete ein zweites Telegramm auseinander und fuhr mit seiner dünnen Stimme fort: »Ich habe das

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