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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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und führte sie zu dem Ladentisch, wo sie eine Rolle pfirsichfarbenen Voile entdeckt hatte. Das durchscheinende Material war mit Gold- und Silberfäden durchwebt.
    „Der ist wunderschön“, schwärmte Sophie, „wenn auch etwas durchsichtig. Aber da es ein großartiger Ball werden soll …“ Sie sprach von der bevorstehenden Feier der Silberhochzeit ihrer Eltern. „… stelle ich mir doch etwas vor, das ein wenig gewagt und auffällig ist …“
    „Ich muss sagen, ich ebenfalls“, sagte eine amüsierte männliche Stimme hinter ihnen. „Und ich habe das Glück, genau das erblickt zu haben“, flüsterte der Mann, dem sie gehörte, an Elizabeths Nacken, sodass ihre Haut zu kribbeln begann. „Wie geht es Ihnen, meine Liebe? Haben Sie mein billet doux erhalten?“
    Wütend wirbelte Elizabeth herum und starrte voller Abscheu in das Gesicht des Earl of Cadmore. „Immer noch meine stolze Schönheit, wie ich sehe. Das ist gut“, stichelte er in vertraulichem Ton. „Schick deine tugendhafte Freundin und die alte Frau weg, damit wir reden können“, murmelte er, anscheinend vollkommen sicher, dass Elizabeth seinem Befehl gehorchen würde. Das tat sie auch, aber nur, damit Sophie und Evangeline ihre Verlegenheit nicht mitbekamen oder selbst in eine peinliche Situation gerieten. Einige rasche Worte und ein sprechender Blick veranlassten Sophie, die unbekümmert lächelnde Evangeline wegzuführen.
    „Lassen Sie mich in Ruhe! Sofort!“, fuhr Elizabeth ihn wütend an. Er hatte sie schon früher bedrängt und verstohlen berührt, aber nie an einem so öffentlichen Ort, nie zuvor so respektlos.
    „Ich habe gehört, dass Mrs. Sampson kürzlich Pech am Spieltisch hatte und dass Alice Penney Schuldscheine von ihr über eine recht unglaubliche Summe hält. Unter diesen Umständen sollte eine pflichtbewusste Enkelin etwas für die Familienkasse tun. Ich könnte Ihnen da dienlich sein.“
    „Unter Umständen sollte ein pflichtbewusster Ehemann etwas für seine eigene Familie tun. Wären Sie nicht besser bei Ihrer Gattin aufgehoben, statt eine Fremde in der Öffentlichkeit zu belästigen? Ich werde Ihnen sicher nicht dienlich sein“, brachte sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.
    Sein Gesicht bekam rote Flecken, da sie auf etwas angespielt hatte, über das freimütig getratscht und gespottet wurde. Obwohl sie bereits seit fünf Jahren verheiratet waren, hatten der Earl und die Countess of Cadmore noch keinen Nachwuchs bekommen.
    Cadmore näherte sich ihr mit solcher Wut, dass Elizabeth für einen Moment sicher war, er würde sie schlagen. Doch ihm fiel rechtzeitig ein, wo er sich befand. Er blickte sich um, ob sie bereits Aufmerksamkeit erregten. Rasch fuhr er sich mit der Zungenspitze über die blutleeren Lippen. „Du kleines Miststück“, flüsterte er. „Es wird mir eine Freude sein, dafür zu sorgen, dass du jedes einzelne deiner vulgären Worte zurücknimmst. Schon bald wirst du dich höchst demütig für diese empörende Unverschämtheit entschuldigen.“
    „Und was ist mit Ihren vulgären Worten und Unverschämtheiten, Sir?“, fragte Elizabeth leise. „Werden Sie je die Güte haben, sich für Ihre schockierenden Beleidigungen in all den Jahren zu entschuldigen?“
    „Mich bei dir entschuldigen?“, höhnte er. „Mich bei einer hinterhältigen, liederlichen Schlampe entschuldigen, die mit meinen Gefühlen gespielt und mich zur Zielscheibe des Spotts gemacht hat? Mich bei einer Dirne entschuldigen, die den Abschaum der Gesellschaft kennengelernt hat? Vielleicht besuchst du deshalb die Elendsviertel so oft? Hast du Geschmack daran gefunden, wenn man dich hart anfasst? Gefällt es dir, Hafenarbeiter ebenso gut zu kennen wie Straßenräuber, im biblischen Sinn? Gefällt dir das? Sag’s mir!“, fragte er herrisch. „Schaut der Pfarrer zu, wenn sie dich in die Gosse werfen? Ist es das, was du magst? Hast du deine Röcke für den Pastor auch gehoben?“ Seine eigenen Worte, seine fiebrigen Fantasien erregten und erzürnten ihn derart, dass sein Gesicht sich in ungezügelter Lust rötete und er seine Hüften an der Theke rieb. Er betrachtete ihr schockiertes bleiches Gesicht, dann glitt sein Blick an ihrer erstarrten zierlichen Gestalt hinab. Er sah so aus und klang so, als litte er grässliche Qualen. „Bei Gott, du wirst mir geben, was ich von dir will.“ Er schloss die Augen und holte tief Luft. „Ich werde dich nehmen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue …“
    Elizabeth wich zurück, als sie

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