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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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seines Bruders vorgestellt hätte, wenn sie nur einen Augenblick stehen geblieben wäre. Er wollte ihr sagen, dass sie keinen Grund hatte, so verletzt auszusehen. Und das hatte sie, bis ihr aufgefallen war, dass er sie beobachtete. Da hatte sie ihren Kummer unter dem hochmütigen Ausdruck verborgen, den sie so perfekt beherrschte.
    Sie glaubte, dass Rebecca seine Mätresse war. Es hatte sie aufgeregt, aber sie wollte nicht, dass er das wusste, deshalb hatte sie ihn so hochmütig behandelt. Deshalb hatte sie auch diese unangenehme Verabredung erwähnt. Aber jetzt wusste er es besser. Für einen kurzen Augenblick hatte er gesehen, wie verwundbar sie war. Es machte ihr etwas aus, ihn mit einer anderen Frau zu sehen. Und törichterweise freute ihn das. Er war sich nicht sicher, ob er dazu bereit war … alle anderen aufzugeben … Aber es schien ihm weiß Gott so, als könnte er kaum noch an etwas anderes denken als an sie. Er wollte bei ihr sein, selbst wenn er nur da war, um ihre Beleidigungen zu parieren. Er wollte sie … Gott, wie er sie wollte.
    Es wäre das Vernünftigste gewesen, sie am vorherigen Abend in seinem Haus zu verführen. Wenn er seine Lust befriedigt hätte, würde er sich jetzt vielleicht nicht wie ein verblendeter Idiot aufführen. Vielleicht würde er dann keine Hochzeit planen, sondern sich einfach eine neue Geliebte suchen.
    Die Frauen mochten ihn. Und seit er in den Adelsstand erhoben worden war, war er noch beliebter geworden. Es gab viele Frauen, die so schön und begehrenswert waren wie Lady Elizabeth Rowe … Also weshalb konnte er an keine andere mehr denken? Weshalb war er vorhin drauf und dran gewesen, Cadmore aufzufordern, mit nach draußen zu kommen, damit er sich mit ihm prügeln konnte? Alles, was der Mann getan hatte, war, verdächtig auszusehen und ihm einen Gruß zuzubellen. Er hatte keinen Beweis, dass dieses Wiesel sich Elizabeth genähert hatte.
    „Sollen wir gehen?“, platzte er plötzlich ungeduldig heraus.
    Rebecca warf ihm einen Blick zu. „Ich habe mich noch nicht entschieden, Ross. Es hat dir doch sonst immer gefallen, mit mir einkaufen zu gehen, während Luke seine Geschäfte in der Lombard Street abwickelt …“, schmollte sie.
    „Kokettiere nicht mit mir. Du weißt, dass du es nicht ernst meinst“, sagte er mit einem entschuldigenden Lachen, um seine Schroffheit wettzumachen.
    „Das hat dich nie gestört. Warum willst du nicht mehr mit mir flirten, Ross?“
    „ Was? Und das Missfallen meines Bruders riskieren?“
    „Luke weiß genau, dass er nur davon profitiert. Außerdem hast du dich bisher nie davon abhalten lassen.“
    „Früher war ich ein verrufener Schurke. Jetzt“, informierte er seine Schwägerin mit einem trockenen Lächeln, „bin ich ein Emporkömmling von einem Viscount.“
    Rebecca nickte langsam. „Die Blonde mit den amethystfarbenen Augen …?“ Mehr sagte sie nicht, als sie sich bei ihm unterhakte und mit ihm zum Ausgang steuerte.
    Bedächtig strich Ross über die weißen und violetten Edelsteine. Die Amethyste besaßen eine satte Farbe und passten in ihrer Klarheit und ihrem seltenen achteckigen Schliff genau zusammen. Die Diamanten blitzten im Sonnenlicht dieses Herbstnachmittages in allen Regenbogenfarben. Ein Goldschmied mit außergewöhnlichen Fähigkeiten musste dieses Stück gefertigt haben. Ross nahm an, dass der Rest der Garnitur von ebenso hoher Qualität war. Wenn dem so war, dann hatte Elizabeth recht gehabt, und der Schmuck war auf einen Gesamtwert von zehntausend Pfund zu schätzen.
    Er betrachtete das funkelnde Collier, das vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Noch vor Kurzem hatte er kaum etwas anderes im Kopf gehabt als die Renovierungsarbeiten auf Stratton Hall. Er war stolz darauf gewesen, was er alles allein und ohne fremde Hilfe erreicht hatte.
    Als jüngster Sohn war er mit Nachsicht aufgezogen worden: von einem Vater, der zwar an das Recht des Erstgeborenen glaubte, der dies jedoch auf andere Weise ausglich, von einer Mutter, die ihrem wilden Buben sehr zugetan war, und von Brüdern, die ihn verwöhnten, weil sie Gewissensbisse hatten, dass sie den Löwenanteil des Familienbesitzes erhielten. Doch er ließ sie alle wissen, dass es ihm nichts ausmachte und dass er seinen eigenen Weg gehen würde. Und das hatte er auch getan, auf sehr angenehme Weise, ohne auf Konventionen und Moral zu achten. Er hatte seine eigenen Regeln aufgestellt: Mit Frauen, die seinen Brüdern oder Freunden etwas bedeuteten, erlaubte er sich nie

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