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Ein verwegener Gentleman

Ein verwegener Gentleman

Titel: Ein verwegener Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan
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die nackte Begierde und den Hass in seinen hervorquellenden Augen sah. In ihrer Hast, von ihm wegzukommen, stieß sie mit jemandem zusammen. Sie bekam einen flüchtigen Eindruck von einer hübschen, dunkelhaarigen jungen Frau, die sorgfältig gekleidet und geschminkt war. Ein starkes, süßes Parfüm stieg ihr in die Nase und verursachte ihr Übelkeit. Elizabeth entschuldigte sich und blickte in glitzernde schwarze Augen, die sie abschätzend betrachteten.
    Dann rauschte die Frau an ihr vorbei und hängte sich besitzergreifend an den Arm des Earls. „Ich habe genau das Richtige gefunden, Caddy. Er ist scharlachrot, und es gibt eine passende Spitze …“, hörte Elizabeth sie noch sagen, während sie sich rasch von den beiden entfernte.
    „Möchtest du lieber gehen?“, fragte Sophie mitleidig, als Elizabeth mit zitternden Fingern verschiedene Stoffe auf dem gegenüberstehenden Ladentisch befühlte, um sich zu beruhigen.
    „Nein. Ich lasse mich von ihm nicht einschüchtern“, flüsterte Elizabeth erstickt.
    „Dieser niederträchtige Mann!“, murmelte Sophie mit einem giftigen Blick in Cadmores Richtung. „Man sollte meinen, dass er allmählich von deinen ständigen Zurückweisungen genug hätte. Sieht so aus, als hätte er sein Flittchen bei sich.“
    „Ich glaube, ich möchte vielleicht doch lieber gehen“, flüsterte Elizabeth. „Vielleicht könnten wir es woanders versuchen.“ Eine seltsame innere Kälte betäubte ihren Zorn über Cadmores Bösartigkeit. Sie blickte zum Eingang hinüber und starrte das Paar an, das gerade hereinkam. Viscount Stratton mit einer Frau, die sie nicht kannte.
    Die Dame blieb stehen, um einen türkisblauen Musselin zu begutachten, und der Viscount betrachtete den Stoff ebenfalls mit nachsichtigem Interesse. Er machte eine Bemerkung, und die Frau lächelte selig zu ihm hoch. Sie war mehr als nur hübsch, sie war eine ausgesprochene Schönheit und höchst elegant. Das war keine gewöhnliche Kurtisane, dies war eine Dame der Gesellschaft, die eine vornehme Gelassenheit ausstrahlte. Doch offensichtlich bestand eine tiefe Zuneigung zwischen ihnen. Sie waren ein auffallend schönes Paar.
    Elizabeth riss ihren Blick von dem schönen Profil und dem honiggoldenen Haar der Frau los, um ihren voraussichtlichen Gatten anzuschauen. Er hatte sie bereits bemerkt und erwiderte ihren Blick.
    Ihr wurde heiß. „Komm, Sophie“, sagte sie mit zitternder Stimme. „Ich brauche frische Luft.“
    Also ging er, wenige Stunden bevor er mit ihrer Großmutter über ihre Heiratspläne sprechen wollte, mit seiner Mätresse einkaufen. Das verletzte sie viel mehr als alles, was der Earl of Cadmore gesagt oder getan hatte. Dabei wusste sie doch, dass er nicht die Absicht hatte, sein Leben für etwas so Belangloses wie seine Braut zu ändern. Er heiratete eine Mitgift, und dafür halste er sich eine Ehefrau auf. Sie war sich dessen durchaus bewusst. Und was sie betraf, so war sie einzig daran interessiert, ihre kostbaren Juwelen zurückzubekommen. Sie wollte und brauchte keinen Gatten. Falls die Eheschließung tatsächlich stattfinden sollte, würde sie froh sein, wenn er sein Vergnügen woanders suchte. Ob er diese Frau liebte? Aber da er sie nun einmal gesehen hatte, würde sie ihn wissen lassen, dass es sie keinen Deut kümmerte, an wen er sein Geld verschwendete. An wen er bald ihr Geld verschwenden würde! Das wurmte sie nun doch!
    Arm in Arm mit Evangeline und Sophie ging sie zur Tür. Er beobachtete sie, obwohl er weiterhin mit seiner Begleiterin sprach. Sie schielte unter ihren Wimpern hervor zu ihnen hinüber und verstand auf einmal, weshalb der Frau der türkisfarbene Stoff so gefiel: Ihre Augen hatten eine höchst seltene grünblaue Farbe.
    Dann waren sie auf gleicher Höhe. Tapfer blickte Elizabeth auf, sah dem Viscount geradewegs in die Augen und erwiderte sein höfliches Nicken.
    „Lady Elizabeth?“ Seine Begrüßung klang warm und höflich.
    „Viscount Stratton …“, tat sie es ihm nach, wenn auch nicht in dem gleichen Tonfall. Er erwartete offensichtlich, dass sie stehen blieb, doch Elizabeth fertigte ihn ab. „Es tut mir leid, Mylord, wir müssen uns beeilen. Wir haben noch so viel zu erledigen und so wenig Zeit. Ich werde in Kürze zu Hause zurückerwartet, wegen einer unangenehmen Verabredung …“ Sie beobachtete triumphierend, wie er seine Augen und den Mund bei ihrer spitzen Bemerkung zusammenkniff.
    „Nun, dann will ich Sie nicht aufhalten.“
    „Als ob Sie das könnten

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