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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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auf ihn zu. »Nun, du kannst hier im Salon Däumchen drehen, wenn du willst, doch ich werde meinen Brüdern …«
    »Nicht so schnell, meine Liebe.« Er löste sich vom Türrahmen und verstellte ihr den Weg. »Wir beide haben noch etwas zu klären.« Ohne den Blick von ihr abzuwenden, schloss er die Tür hinter sich.
    Sie versuchte, das Unbehagen zu verbergen, das sie befiel. »Wie du sehr gut weißt, schickt es sich nicht, dass wir uns bei geschlossener Tür allein in einem Raum aufhalten.«
    »Seit wann kümmert es dich, was sich schickt und was nicht, Minerva?«
    »Seit wann habe ich dir erlaubt, mir so nah zu kommen?«
    Sein kaltes Lächeln gab ihr zu denken. »Ich habe dir auch nicht erlaubt, mich als ›Figur‹ in deinen Büchern zu verwenden, und du tust es trotzdem.«
    Oh Gott! Sie erschrak. Ruhig Blut, Minerva!, dachte sie dann. Vielleicht will er dir nur Informationen entlocken. »Soll das heißen, du hast meine Romane gelesen?«
    »Ist das so schwer zu glauben?«
    »Ehrlich gesagt, ja. Nicht einmal meine Brüder machen sich die Mühe.«
    »Deine Brüder werden ja auch nicht darin diffamiert.«
    Obwohl sich ihr Unbehagen schlagartig in höchste Besorgnis wandelte, rang sie sich ein Lächeln ab. »Wenn du andeuten willst, dass …«
    »Ich will gar nichts andeuten – ich sage es, wie es ist.« Er umkreiste sie wie ein Hai seine Beute. »Du hast mich zu deinem Lieblingsschurken gemacht, dem Marquess of Rockton.«
    Verflixt! Er hatte ihre Romane tatsächlich gelesen.
    »Da verwechselst du etwas«, erwiderte sie hastig. »Jeder weiß, dass Rockton an Oliver angelehnt ist.«
    »Natürlich. Deshalb hat Rockton auch blaue Augen und dunkelbraunes Haar.«
    »Um Himmels willen, ich konnte ihn doch nicht genau wie Oliver aussehen lassen! Ein paar Details musste ich schon ändern.«
    »Hat sich deshalb nicht Rocktons Mutter, sondern sein Vater umgebracht?«, fuhr er mit blitzenden Augen fort. »Wirklich clever von dir vorauszuahnen, dass die Leute vermuten würden, dass du auch dieses Detail geändert hast. Ein kleiner privater Scherz von dir, nicht wahr?«
    Sie wurde rot. Nie im Leben hätte sie gedacht, dass er ihre Bücher lesen würde. »Deine Unterstellungen sind vollkommen absurd!«
    »Wirklich? Und was ist mit der Szene in
Der Fremde vom See
, in der die unglückselige Lady Victoria sich in Rockton verliebt und sich ihm an den Hals wirft?« Er blieb vor ihr stehen. »Was sagt er noch? Ach ja! ›Seien Sie vorsichtig, meine Liebe, wenn Sie das nächste Mal vorhaben, sich wie ein Flittchen aufzuführen! Manche Männer reagieren nicht so freundlich auf Erpressungsversuche.‹ Kommt dir das bekannt vor?«
    Diesmal konnte sie sich wirklich nicht herausreden.
    »Aber die entscheidende Passage ist die, die ich heute Morgen gelesen habe.« Mit einer eklatanten Arroganz, die Minerva gewaltig gegen den Strich ging, schlenderte Giles zu dem Stuhl, auf dem das
Lady’s Magazine
lag, nahm es zur Hand und las daraus vor:
    »Lady Anne bahnte sich auf dem Maskenball einen Weg durch die Menge und betete, dass ihr Marie-Antoinette-Kostüm harmlos genug war, um Lord Rocktons abscheulichen Freunden nicht ins Auge zu fallen. Als sie, erleichtert darüber, unbeschadet davongekommen zu sein, ins Arbeitszimmer stürmte, stellte sie fest, dass sie nicht allein war. Rockton höchstpersönlich stand, als Priester verkleidet, am Kamin.«
    Giles warf die Zeitschrift wieder auf den Stuhl. »Hier endet das Kapitel. Was kommt als Nächstes? Wird Rockton den Schreibtisch durchsuchen?«
    Minerva machte eine wegwerfende Handbewegung. »Na schön, dann habe ich eben etwas von unserer … Begegnung bei Lord Newmarshs Ball in meinen Roman einfließen lassen. Ich verstehe nicht, was …«
    »Du hast mir geschworen, Stillschweigen über jenen Abend zu bewahren.« Er kam auf sie zu und blieb so dicht vor ihr stehen, dass sie den verführerischen würzigen Duft von
Guard’s Bouquet
wahrnahm, den er aufgelegt hatte. »Du hast einen Preis dafür verlangt, wenn ich mich recht erinnere, und den habe ich auch bezahlt!«
    »Ich habe Stillschweigen bewahrt – jedenfalls, was den Diebstahl angeht. Darüber solltest du froh sein, zumal du mit einer kurzen Erklärung hättest verhindern können, dass die Sache überhaupt mein Interesse weckt.«
    »Oder ich hätte dich erst recht dazu gebracht, darüber zu schreiben. Zu allem Überfluss hast du die Begebenheit auch noch ausgeschmückt. Du hast einen französischen Spion aus Rockton gemacht, Himmelherrgott!

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