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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Warum hast du das getan?«
    »Weil ich Schriftstellerin bin. Ich denke mir Dinge aus. Das nennt man Fiktion.«
    Er kniff die Augen zusammen. »Nicht, wenn man reale Personen als Figuren verwendet.«
    »Du hast es immer noch nicht verstanden. Zunächst einmal ist Rockton weder du noch Oliver oder sonst jemand. Nur weil ich ein bisschen von dem eingebaut habe, was zwischen uns geschehen ist, und …«
    »Ein
bisschen
?« Er sah sie durchdringend an. »Du hast unseren Kuss gleich in den ersten Roman eingebaut, in dem Rockton in Erscheinung tritt. Er spricht die Heldin auf der Straße an und nötigt ihr einen Kuss auf. Sie gibt ihm eine Ohrfeige wegen seines ›unschönen‹ Verhaltens, und er sagt: ›Wie kommen Sie darauf, dass ein Kuss von mir schön sein könnte?‹« Sein Blick fiel auf ihren Mund. »Du weißt sehr genau, wo du das herhast.«
    »Dieses Buch kennst du auch?«, quiekte sie. »Wie viele von meinen Romanen hast du eigentlich gelesen?«
    »Seit ich herausgefunden habe, dass ich darin vorkomme? Alle zehn. Du kannst dir sicher vorstellen, wie groß meine Überraschung war, als ich festgestellt habe, dass du in deinen letzten drei ›fiktionalen‹ Werken kein gutes Haar an mir gelassen hast.«
    Er hatte recht, aber das würde sie ihm gegenüber niemals zugeben. Seine Zurückweisung an jenem Abend hatte ihren Stolz und ihre Gefühle verletzt, und sie hatte in ihren Romanen ihre ganze Wut an ihm ausgelassen. Doch sie hatte wirklich nicht geglaubt, dass er auch nur ein Wort davon lesen würde. Oder dass ihn jemand in ihren Büchern wiedererkennen würde.
    Und sie hatte ganz gewiss nicht damit gerechnet, dass er so wütend darüber sein würde. Giles wurde nie wütend. Er schien überhaupt keine tieferen Gefühlsregungen zu haben und scherzte und pokerte und tändelte sich sorglos durchs Leben. Es überraschte sie, dass er sich derart empört zeigte.
    »Ich verstehe nicht, warum du so verärgert bist«, sagte sie. »Niemand weiß, dass Rockton … zum Teil von dir inspiriert ist. Es gibt nicht einmal Spekulationen in diese Richtung.«
    »Nur weil du den Leuten noch nicht genug Hinweise gegeben hast«, fuhr er sie an. »Es ist sehr clever von dir, ausgerechnet mich zu benutzen. Jeder andere würde dich wegen Verleumdung verklagen, doch du weißt, dass ich davon absehen werde, weil ich meine Geheimnisse nicht gern mit anderen teile. Deshalb denkst du, du kannst ungestraft über mich schreiben, was du willst.«
    »Ich bitte dich, Giles! Du machst aus einer Mücke einen Elefanten.«
    »Ist das so? Wann kommst du denn auf den Diebstahl zu sprechen? Vielleicht gleich im nächsten Kapitel?«
    »Ich habe dir versprochen, Stillschweigen darüber zu bewahren, und an dieses Versprechen werde ich mich auch weiterhin halten.«
    »Warum sollte ich dir glauben? Über den Rest hast du ja auch nicht geschwiegen.«
    Sie sah abrupt zu ihm auf. »Was willst du von mir?«
    Sein Verhalten änderte sich fast unmerklich. Seine Verärgerung schlug um in etwas viel Beunruhigenderes: Er nahm sie plötzlich als Frau wahr; als eine Frau, die er verführen konnte. Es war genau wie auf dem Valentinsball, als sie miteinander getanzt hatten und sein Charme ihr Blut in Wallung gebracht hatte. Der Teufel sollte ihn holen!
    »Ich will wissen, warum«, entgegnete er. »Warum hast du mich als Bösewicht in deine Bücher eingebaut? Warum hast du mich zu einer der Hauptfiguren deiner letzten Romane gemacht?«
    »Das … ist einfach so passiert. Als Rockton zum ersten Mal in Erscheinung trat, habe ich zahlreiche Briefe von Leserinnen erhalten, die mehr Geschichten von ihm lesen wollten.«
    »Weil du ihn mit so viel Sorgfalt beschreibst. Aber warum beschäftigt er deine Fantasie so sehr? Und warum schreibst du ihm Dinge zu, die
ich
gesagt und getan habe? Warst du so verärgert darüber, wie ich dich an jenem Abend behandelt habe?«
    »Es hat nichts mit dir persönlich zu tun …«
    »Lügnerin!« Er beugte sich vor und zischte: »Gib es zu – du schreibst über mich, weil du mich nicht vergessen kannst!«
    Sie wich ruckartig vor ihm zurück. »Was bildest du dir ein?«
    »Und weiß Gott, ich kann dich auch nicht vergessen.«
    Einen Augenblick lang glaubte sie ihm tatsächlich und drohte, schwach zu werden.
    Dann verfluchte sie sich für ihren Wankelmut. Sie durfte nicht zulassen, dass ihr persönlicher Rockton an ihrem Entschluss rüttelte, nie zu heiraten. Zumal er seine schönen Worte gar nicht ernst meinte. Laut ihren Brüdern war er für seinen

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