Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
Ehefrau mit einem tadellosen Lebenswandel. Was glaubst du, warum ich nicht geheiratet habe? Weil ich nicht mit dem Schreiben aufhören kann.« Sie schenkte ihm ein trauriges Lächeln. »Und gerade du wirst eine unbescholtene Frau brauchen, wenn du als Anwalt Erfolg haben willst.«
Da hatte sie nicht ganz unrecht, aber diesen Punkt wagte er in diesem Moment nicht zu erörtern. »Ich bin bereits sehr erfolgreich in meinem Beruf. Und ich habe auf jeden Fall kein tadelloses Leben geführt, wieso sollte ich es also von meiner Frau erwarten?«
Sie sah ihn zweifelnd an. »Ich bitte dich, wir wissen beide, dass Männer, die abends ins Bordell gehen und morgens verkatert sind, von anderen Männern ein anerkennendes Schulterklopfen bekommen, während ihre Frauen es sich nicht erlauben können, dass auch nur der Hauch eines Skandals ihren guten Namen beschmutzt. Und Bücher schreiben dürfen sie ganz gewiss nicht.« Sie schüttelte sich theatralisch. »Oh, Graus! Es riecht nach gewerblicher Tätigkeit!«
»Ich habe dir doch schon gesagt …«
»Wusstest du, dass meine Mutter auch Schriftstellerin war?«
Er sah sie erstaunt an. »Was hat sie geschrieben?«
»Gedichte für Kinder. Sie hat mir ihre Verse immer vorgelesen und mich um meine Meinung gebeten.« Ihr entfuhr ein tiefer Seufzer. »Aber sie hat damit aufgehört, nachdem sie sich mit Papa über ihren Wunsch, sie zu veröffentlichen, gestritten hatte. Er sagte, es gehöre sich nicht, dass eine Marchioness Bücher veröffentlicht.« Ihre Stimme wurde eisern. »Er nahm sich die Freiheit, jeder Frau unter den Rock zu gehen, die ihm gefiel, doch Gott bewahre, dass Mama ein Buch veröffentlicht!«
»Ich bin nicht dein Vater«, erklärte er angespannt.
»Du unterscheidest dich von ihm nur darin, dass du nicht verheiratet bist. Es ist besser, es dabei zu belassen, meinst du nicht auch?«
Verdammt, manchmal erwies sich seine Rolle als Lebemann als echtes Hindernis! Es machte ihn wahnsinnig, dass Minerva ebenso wenig hinter seine Fassade blicken konnte wie der Rest der Welt. »Ein Mann kann sich aber auch ändern.«
»Einer Frau zuliebe? Tatsächlich? In der Literatur vielleicht, doch im wahren Leben kommt das nur selten vor.«
»Sagt die Frau, die sich in ihren Büchern vergräbt«, gab er gereizt zurück. »Deine Vorstellung vom Leben besteht lediglich darin, dass du dich mit deinen Geschwistern umgibst und jeden heiratswürdigen Gentleman abwehrst, der in deine Nähe kommt.«
Ihre Augen blitzten. »Oh, das ist typisch Mann, so etwas zu sagen! Ich will dich nicht heiraten, also muss ich eine versauerte Jungfer sein, die schreibenderweise in ihrem Zimmer dahinwelkt. Ich wollte ja heute heiratswürdige Herren kennenlernen, aber meine Brüder lassen mich nicht.«
»Das war doch nur eine List! Es war dir gar nicht ernst damit, Bewerbungsgespräche mit Männern zu führen. Du wolltest deine Großmutter lediglich provozieren und sie dazu bringen, ihre Forderung zurückzuziehen.«
Als Minerva erbleichte, wusste er, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hatte. »Wie kommst du darauf?«
»Du hast eine Anzeige im
Lady’s Magazine
aufgegeben, obwohl du die Sache ebenso gut privat hättest abwickeln können, mit mehr Diskretion. Und du hast mir gerade erklärt, dass kein ehrenwerter Mann eine Frau haben will, die Romane schreibt. Doch mir sagst du, dass du mich nicht willst, weil ich ein Schurke bin. Wenn du also keinen Schurken haben willst und nicht glaubst, dass du einen anständigen Mann bekommen kannst …«
»Schon gut, zum Teufel!« Sie schob ihr Kinn vor. »Ich habe nicht die Absicht, dich oder sonst irgendjemanden zu heiraten. Kannst du es mir verübeln?«
»Nein«, entgegnete er ehrlich. Als sie stutzte, fügte er hinzu: »Aber deine Großmutter hat mit aller Deutlichkeit klargemacht, dass du heiraten musst, also hast du keine andere Wahl. Und wenn du schon heiraten musst, um zu erben, warum dann nicht mich?«
»Darum geht es also.« Ihr Ton wurde bitter. »Du hast eine Möglichkeit gefunden, dir die Taschen vollzustopfen. Warum nicht eine zänkische Junggesellin heiraten, die keine Aussichten hat, einen anständigen Mann zu finden? Dann bekämst du als Entschädigung für die Ehe mit so einem ›unberechenbaren Teufelsweib‹ zumindest einen Haufen Geld!«
Er hatte Mühe, sich zu beherrschen. »Wenn du mich beleidigen willst, musst du dir etwas anderes überlegen. Alles Geld der Welt könnte mich nicht dazu bringen, eine Frau zu heiraten, die ich nicht
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