Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)
musste sie ihn schon darum bitten. »Ich habe noch mehr Beweise. Du benutzt mich im Kampf gegen deine Großmutter.«
»Aber das tue ich doch nicht, um deinen Seelenfrieden zu stören.« Ihre Augen blitzten. »Es ist nur ein erfreulicher Nebeneffekt. Wenn du mir keinen strafbaren Vorsatz nachweisen kannst, verlierst du den Prozess gegen mich.«
»Wie ich sehe, kennst du dich in Gesetzesdingen ein wenig aus. Doch du solltest wissen, dass ich nicht prozessiere, wenn ich keinen Vorsatz nachweisen kann.« Er beugte sich zu ihr und flüsterte ihr ins Ohr: »Mein erster Beweis ist, dass du dich heute Morgen sehr verführerisch zurechtgemacht hast. Du trägst ein Kleid, das deine bezaubernde Figur hervorragend zur Geltung bringt. Du hast Rouge aufgelegt, was du sonst nie tust. Und du trägst auch sonst keinen Schmuck, aber heute hast du dich mit Perlenohrringen geschmückt, die deinen hellen Teint wunderbar betonen, und mit goldenen Armreifen, die den Blick auf deine schmalen Handgelenke ziehen. Das ist alles in allem ein ziemlich ergiebiger Beweis dafür, dass du die Absicht hast, meinen Seelenfrieden zu stören.«
Sie errötete. »Du bist ein aufmerksamer Beobachter.«
»War ich schon immer.« Seine Beobachtungsgabe hatte ihm in seiner Funktion als Informant für die Regierung gute Dienste geleistet. Und im Umgang mit der raffinierten Minerva würde sie ihm auch weiterhin dienlich sein. »Deshalb ist mir auch aufgefallen, dass du darauf aus bist, an einen bestimmten Ort zu fahren. Wahrscheinlich an einen, von dem du weißt, dass ich nicht würde hinfahren wollen. Sind wir inzwischen weit genug von Halstead Hall entfernt, dass du dich traust, mir unser Ziel zu verraten? Oder muss ich warten, bis wir schon halb in London sind?«
Es war ihm eine große Genugtuung, sie erschrocken zusammenzucken zu sehen. Hielt sie ihn denn für einen kompletten Idioten?
Sie sah ihn eine ganze Weile an, als würde sie ihre Möglichkeiten abwägen. Dann sagte sie: »Eigentlich bin ich mir sicher, dass du begeistert von unserem Ziel sein wirst. Gabe fährt um zehn Uhr ein Rennen, und ich möchte es sehen. Das möchtest du doch bestimmt auch, oder?«
Giles war völlig perplex. Wie hatte ihm diese Information entgehen können? Ah, natürlich. Er war am gestrigen Tag vollends damit beschäftigt gewesen, eine gewisse unberechenbare Lady in die Fänge zu bekommen. »Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, dass er heute ein Rennen fährt.«
Sie schnaubte. »Lüg mich nicht an!«
»Es ist die Wahrheit! Deine Brüder haben die Reihen geschlossen, um dich zu beschützen, und wollen mir ihre Geheimnisse offensichtlich nicht mehr anvertrauen.«
Sie kniff die Lippen zusammen. »Wie dem auch sei, ich weiß, wo das Rennen stattfindet. Und ich möchte, dass du mit mir hinfährst.«
»Das ist kein Ort für eine Frau.«
»Eben! Wenn Großmutter erfährt, dass du mich zu einem Rennen von Gabe mitgenommen und den zwielichtigen Gestalten ausgesetzt hast, die sich dort herumtreiben, wird sie völlig entsetzt von der Vorstellung sein, dass du mich heiratest und noch mehr Schande über unsere Familie bringst.«
Gott, das hoffte er nicht! »Wenn du es sagst.«
»Also mach den Pferden ein bisschen Dampf, ja? Ich brauche nicht von Anfang an da sein, doch irgendwann müssen mich meine Brüder dort sehen, damit mein Plan aufgeht.«
Verdammt. »Du willst unbedingt, dass sie mich verprügeln, nicht wahr?«
»Sei nicht albern! Das würde ich nicht zulassen. Dann wärst du mir ja nicht mehr von Nutzen.«
Giles biss die Zähne zusammen. Von Nutzen, so so. Er gewann allmählich den Eindruck, dass Minerva ihr neues Spiel genoss. Anscheinend war sie es müde, ihn in ihren Büchern als Prügelknaben zu benutzen, und wollte es nun lieber im richtigen Leben tun.
»Wo findet das Rennen genau statt?«
»Du weißt es wirklich nicht?«
»Würde ich fragen, wenn ich es wüsste?«, entgegnete er gereizt.
»Sei nicht so schnippisch! Laut Freddy findet es in der Nähe eines Gasthofs in Turnham statt.«
Es lief ihm kalt den Rücken hinunter. »Gabe will wieder durchs Nadelöhr?«
Sie sah ihn verwundert an. »Ich verstehe nicht recht. Was hat ein Nadelöhr mit einem Rennen …«
»Nicht irgendein Nadelöhr, Minerva. Es handelt sich um das berühmt-berüchtigte Nadelöhr-Rennen. Und das findet in der Nähe von Turnham statt.« Giles zügelte die Pferde und wandte sich ihr zu. »Hat Freddy gesagt, gegen wen er fährt?«
»Nein. Und warum hältst du an?«
»Weil ich dich
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