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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Ich weiß nicht, ob du dir wirklich so etwas ansehen solltest …«
    »Ich werde mir das Rennen nicht ansehen! Ich werde ihn davon abhalten zu fahren. Ich will nicht, dass er so einen schrecklichen Tod erleidet wie Mr Waverly!«
    »Um wie viel Uhr, sagtest du, soll das Rennen beginnen?«, fragte er.
    »Um zehn.«
    »Schau auf meine Uhr! Sie ist in meiner linken Jackentasche.«
    Minerva tat wie geheißen. »Es ist schon fast zehn!«, stellte sie entsetzt fest.
    »Wir werden es nicht mehr rechtzeitig schaffen.«
    Sie steckte die Uhr wieder in seine Tasche. »Aber Turnham liegt unmittelbar vor uns, und nach den Menschenmassen zu urteilen, die man dort vorn zusammenströmen sieht, befindet sich die Rennstrecke auf dieser Seite des Ortes.«
    »Ja, doch es sind viel zu viele Leute. Da kommen wir nicht durch.«
    In diesem Moment war ein Pistolenschuss zu hören, und sie wussten beide, was er bedeutete.
    »Oh, Giles!«, rief sie und fasste ihn am Arm. »Wir sind zu spät!«
    »Ihm wird schon nichts passieren.« Er lenkte die Kutsche von der Straße, um an den Zuschauern vorbeizufahren und näher an die Rennstrecke heranzukommen. »Dein Bruder versteht sich sehr gut darauf, dem Tod zu entrinnen.«
    Seine Worte schienen sie nicht zu beruhigen. Sie klammerte sich an seinen Arm, als wollte sie ihn nie wieder loslassen.
    Giles zügelte die Pferde und brachte sie zum Stehen, sprang von der Kutsche und half Minerva beim Aussteigen. Dann überließ er den Zweispänner seinem Knecht und führte Minerva durch die Menge. Es dauerte eine Weile, bis sie sich einen Weg nach vorn gebahnt hatten, und sie sahen gerade noch, wie Gabe kurz vor Chetwin zwischen den Felsblöcken verschwand.
    »Grundgütiger …«, hauchte Minerva mit bleicher Miene, und mit einem Mal erwachte Giles’ Beschützerinstinkt. Er nahm ihre Hand in seine und drückte sie. Wenn er ihr dieses Drama doch nur ersparen könnte!
    Wenn Gabriel Sharpe doch nur weniger Ehre im Leib, dafür aber mehr Verstand hätte!
    Sie hielten die Luft an, bis Gabe auf der anderen Seite der Felsblöcke wieder herauskam.
    »Dem Herrgott sei Dank!«, flüsterte Minerva, ohne Giles’ Hand loszulassen.
    Es dauerte noch einen Moment, bis auch Chetwin wohlbehalten die Enge passiert hatte. Er versuchte, Zeit gutzumachen, doch Gabe raste mit großem Vorsprung auf das Ziel zu. Die Zuschauer strömten auf die beiden mit roten Bändern markierten Pfosten zu.
    »Lord Gabriel gewinnt!«, rief jemand, und andere trugen seinen Ruf weiter.
    »Zur Hölle mit ihm, er gewinnt immer«, brummte ein Mann, der mit dem Rücken zu ihnen stand. »Die haben einfach das Glück gepachtet.«
    Als der Mann sich umdrehte, um die Straße nach Turnham hinunterzugehen, konnte Giles sein Profil sehen und stutzte.
    »Minerva«, fragte er leise. »Was zum Teufel macht der Vetter deiner Mutter hier?«

6
    Minerva hatte Giles’ Frage in dem Jubel, der ausbrach, als Gabe über die Ziellinie fuhr, nicht gehört. Erleichtert, dass ihr Bruder das Rennen heil überstanden hatte, wandte sie sich Giles mit einem Lächeln zu. »Was hast du gesagt?«
    »Desmond Plumtree ist hier. Kommt er immer zu Gabes Rennen?«
    Sie folgte Giles’ Blick und sah einen Mann um die fünfzig die Straße nach Turnham entlanggehen. Es handelte sich in der Tat um Vetter Desmond. Seinen verschossenen hohen Kastorhut mit der schmalen Krempe hätte sie überall wiedererkannt. Neben ihm ging sein sechsundzwanzigjähriger Sohn Ned.
    »Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, warum Desmond hergekommen ist«, sagte Minerva. »Er ist ein selbstgefälliger Kerl, dem unser ›unerhörtes Benehmen‹, wie er es zu nennen pflegt, schon immer gegen den Strich gegangen ist. Und sie wohnen mindestens eine halbe Tagesreise von hier entfernt in Rochester, wo ihre Spinnerei ist. Was haben er und Ned nur hier zu suchen?«
    »Das frage ich mich auch«, gab Giles zu. »Es ist nicht das erste Mal, dass er sich hier herumtreibt.«
    Sie erschauderte. »Oh Gott, du hast recht.«
    Er sah sie verdutzt an. »Du weißt davon?«
    »Von Jarrets Verdacht, dass Desmond möglicherweise etwas mit dem Tod unserer Eltern zu tun hat? Natürlich weiß ich davon. In unserem Haus gibt es keine Geheimnisse.«
    »Aber Jarret hat es dir bestimmt nicht selbst erzählt, oder?«
    »Nein.« Sie lächelte verlegen. »Ich habe zufällig gehört, wie er mit Oliver darüber gesprochen hat. Jarret meinte, Desmond habe am Tag des Todes unserer Eltern in Turnham logiert, und der Stallbursche, der sich

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