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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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auf jeden Fall schon«, sagte er.
    »Oh?«
    »Der Bericht des Constables, der größtenteils der Schilderung der Ereignisse deiner Großmutter folgt, kann unmöglich stimmen.«
    Sie stutzte. »Du hast den Bericht
gelesen?
Wie hast du das zuwege gebracht, nachdem Pinter ihn nicht bekommen konnte?«
    Er schenkte ihr ein selbstgefälliges Lächeln. »Ich habe dem jetzigen Constable einen Brief von deiner Großmutter gegeben, mit dem sie mich als ihren Anwalt ermächtigt, den Bericht einzusehen. Ich sagte, ich müsse im Zusammenhang mit der Erbschaftsangelegenheit noch einmal einige Punkte nachlesen.«
    Sie sah ihn mit offenem Mund an. »Aber Giles, wie hast du Großmutter dazu gebracht …«
    »Gar nicht. Ich habe wochenlang über ihrem Testament gebrütet – da war es nicht so schwer, ihre Unterschrift zu fälschen.« Er grinste sie an. »Im Gegensatz zu Pinter bin ich jederzeit bereit, die Regeln zu brechen, um zu bekommen, was ich will. Er ist in der schlechteren Position, weil er hinter dem Rücken deiner Großmutter Nachforschungen anstellt. Ich hingegen habe sorgsam den Eindruck entstehen lassen, ich sei auf ihrer Seite, und da sie in der Gegend sehr angesehen ist, hat der Constable keine Mühe gescheut, den Bericht für mich aufzutreiben.«
    »Du Teufelsbraten!«, sagte sie beeindruckt und schockiert zugleich. »Eines Tages wird dich jemand bei deinen dubiosen Machenschaften erwischen.«
    »Das wage ich zu bezweifeln. Die Einzige, die mich je erwischt hat, bist du, und von dir lasse ich mich gern erwischen, Liebste. Besonders, wenn für mich ein Kuss dabei herausspringt.«
    Da, er hatte sie schon wieder »Liebste« genannt. Sie wünschte, er würde es lassen, denn sie fand viel zu großen Gefallen daran. Und die Art und Weise, wie er sie ansah …
    Etwas verlegen wandte sie sich ab und sah sich in dem Zimmer um, das sie so lange nicht betreten hatte. Auch hier waren alle Möbel mit Tüchern bedeckt, was dem Raum eine unwirkliche Atmosphäre verlieh.
    Als Kind war sie oft hier gewesen. Ihre Mutter war der erdrückenden Größe von Halstead Hall von Zeit zu Zeit entflohen, und Minerva hatte oft darum gebettelt, mitkommen zu dürfen. Ihre Mutter hatte es ihr erlaubt, weil sie wusste, dass Minerva still bei ihr sitzen und lesen würde und nicht herumtobte wie ihre Brüder. Sie hatten sich dann immer zusammen ins Bett gekuschelt und stundenlang gelesen.
    Minerva kamen die Tränen. Diese Ausflüge hatte sie völlig vergessen gehabt.
    Sie schob die Erinnerungen rasch beiseite und ließ sich nichts anmerken. »Was stand denn genau in dem Bericht?«
    »Nicht sehr viel. Der Großteil entspricht dem, was in der Öffentlichkeit bekannt ist und was rekonstruiert wurde: Deine Mutter wurde offenbar von Geräuschen geweckt, ging nach unten und erschoss den Eindringling, und als sie erkannte, was sie getan hatte, richtete sie aus Gram die Waffe gegen sich.«
    »Der Großteil?«
    »Ein paar neue Erkenntnisse habe ich immerhin gewonnen. Dem Bericht zufolge hat sie eine geladene Pistole verwendet, die ihr Mann zum eigenen Schutz hier in diesem Zimmer in der Nachttischschublade aufbewahrte.«
    »Wo ist die Pistole jetzt?«
    »Der Constable hat sie. Und es ist keine mehrläufige Pistole, also hätte sie nachladen müssen, bevor sie sich erschoss. Wenn deine Mutter keine geübte Schützin war …«
    »Das war sie unseres Wissens nicht. Und Celia hat bereits darauf hingewiesen, wie unwahrscheinlich es ist, dass Mutter wusste, wie man eine Pistole lädt.«
    »Der Bericht enthält noch mehr Ungereimtheiten.« Giles kam auf sie zu. »Ich war in den letzten Minuten hier oben und habe auf Geräusche gehorcht. Ich habe weder gehört, wie die Tür auf- und zuging, noch habe ich mitbekommen, dass du hereingekommen oder umhergegangen bist. Ich habe gar nichts gehört, bis du nach mir gerufen hast, und selbst das war nur schwach zu vernehmen.«
    Er klopfte an die Wand. »Das ist alles ganz massiv, und dieses Zimmer liegt am Ende des Flurs. Hier oben kann man es nicht hören, wenn sich jemand ins Haus schleicht, schon gar nicht, wenn man tief und fest schläft.«
    »Vielleicht hat Mama in einem anderen Zimmer geschlafen.«
    »Und bevor sie nach unten lief, kam sie hierher, um sich die Pistole zu holen? Warum hätte sie sich so viel Zeit lassen sollen? Warum hätte sie einem Eindringling überhaupt mit einer Pistole entgegentreten sollen, wenn sie einfach die Dienstbotentreppe nehmen und zur Hintertür hätte hinauslaufen können, um Hilfe zu

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