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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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selbst willen begehrt und nicht bloß als reiche Erbin angesehen zu werden. Sie wusste nicht, warum, doch sie
wollte
glauben, dass ihr Vermögen tatsächlich keine Rolle für Giles spielte.
    Sie war eine absolute Närrin. Ihr war bewusst, dass sie mit dem Feuer spielte, aber es kümmerte sie nicht.
    In der vergangenen Nacht hatte sie vor Aufregung kaum ein Auge zugetan. Die Vorstellung, mit Giles im Wald allein zu sein, hatte ihre Fantasie über alle Maßen beflügelt. Wie er mit ihr geredet hatte, was er alles gesagt hatte … Würde er sich wirklich mit dem Mund bis zur Innenseite ihrer Schenkel vorwagen, so nah heran an ihre … intimste Stelle? Es war ein köstliches Gefühl gewesen, als er im Gasthaus seine Hand dorthin gelegt hatte.
    »Werden wir Giles heute sehen?«, fragte Celia.
    Minerva wurde starr vor Schreck. Ihre Schwester hatte die außergewöhnliche Fähigkeit zu erahnen, in welche Richtung ihre, Minervas, Gedanken gingen – hoffentlich konnte sie sie nicht Wort für Wort lesen …
    Sie setzte ein Lächeln auf und nahm am Tisch Platz. »Das bezweifle ich. Er ist bei Gericht.« Es war die einzige plausible Ausrede dafür, dass er sie nicht besuchte, die ihr auf die Schnelle einfiel.
    »Tatsächlich?« Jarret runzelte die Stirn. »Er hat es gar nicht erwähnt, als Gabe und ich ihn gestern Morgen auf dem Weg in die Stadt getroffen haben.«
    »Ihr habt ihn gesehen?«, fragte sie und verfluchte sich im selben Moment dafür, dass sie klang wie ein verliebtes Schulmädchen, das auf Neuigkeiten über seinen neuesten Schwarm brannte. »Wo denn?«
    »In Ealing«, entgegnete Jarret. »Ich dachte, er sei vielleicht unterwegs hierher, aber er meinte, er habe dort beruflich zu tun, wahrscheinlich den ganzen Tag.«
    Er hatte also versucht, sich im Büro des Constables den Bericht zu besorgen.
    Jarret musterte sie aufmerksam. »Doch er hat uns gebeten, dir alles Liebe von ihm zu bestellen.«
    Es ist nur eine Redewendung, sagte sie zu sich, als ihr Herz schneller zu schlagen begann. In Giles’ Wortschatz kam »Liebe« gar nicht vor – das ist nur etwas für Narren und Träumer, hatte er schließlich erklärt.
    »Ach ja?« Sie wand sich unter dem prüfenden Blick ihres Bruders. Jarret hatte sie in den vergangenen zwei Tagen mit einem Interesse beobachtet, das sie äußerst nervös machte. »Wie nett von ihm!«
    »Was kann er in Ealing beruflich zu tun haben?«, knurrte Oliver misstrauisch.
    »Ich glaube, er hat dort einen Klienten«, antwortete Minerva, dann biss sie sich auf die Zunge. Jetzt hatte sie schon wieder für Giles gelogen. Und wenn Oliver ihn nun nach seinem Klienten fragte? Oder, schlimmer noch, wenn er sich in Ealing umhörte, ob jemand wusste, was Giles dort gemacht hatte?
    Es war nicht ihre Aufgabe, seine Spuren zu verwischen. Giles war ein erwachsener Mann – er konnte selbst auf sich aufpassen.
    Minerva klappte ihren mit Käse und Schinken belegten Toast zusammen und aß ihn wie ein Sandwich. »Und du, Oliver?«, fragte sie aufgeräumt, um das Thema zu wechseln. »Hast du nicht heute das Treffen mit den Pächtern?«
    »Es ist erst morgen. Wir mussten es wegen eines Problems mit den neuen Kälbern verschieben.«
    Oh Gott! Und sie hatte sich darauf verlassen, dass Oliver nicht auf dem Gut sein würde!
    »Was hast du denn heute vor?«, erkundigte sich Oliver im Plauderton.
    »Schreiben.« Damit er nicht auf die Idee kam, genauer nachzufragen, fuhr sie fort: »Und ihr wollt Mamas Schlafgemach wirklich in ein Kinderzimmer umwandeln?«
    »Wir müssen etwas unternehmen. Ehe man sich’s versieht, ist das Kind da, und das alte Kinderzimmer ist unserer Ansicht nach zu kalt und zu weit entfernt von den anderen Zimmern.«
    Maria und Oliver wechselten liebevolle Blicke und plötzlich verspürte Minerva einen Anflug von Neid.
    Neid? Unmöglich! Sie führte genau das Leben, das sie führen wollte.
    »Vielleicht könntest du mir helfen«, überlegte Maria laut. »Ich würde gern die Meinung einer anderen Frau hören.«
    Minerva wurde nervös. »Tut mir leid, Maria«, erklärte sie rasch, »aber ich unternehme nach dem Frühstück einen langen Spaziergang.«
    »Ich könnte dich begleiten, und wir könnten besprechen, was …«
    Die anderen brachen in Gelächter aus.
    »Was?«, fragte Maria.
    »Wenn Minerva sagt, sie unternimmt einen langen Spaziergang«, erklärte ihr Oliver, »dann bedeutet das, dass sie keine Gesellschaft haben will.«
    »Wenn sie Gesellschaft haben will, fragt sie, ob jemand Lust hat

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