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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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mitzukommen«, fügte Celia hinzu.
    Als Maria verdutzt in die Runde blickte, meinte Jarret: »Minerva geht spazieren, wenn sie Probleme mit dem Roman hat, an dem sie gerade schreibt.« Er grinste. »Und sie geht viel spazieren.«
    »Es hilft mir beim Nachdenken«, beeilte sie sich zu erklären. Und diesmal half es ihr auch dabei, sich die liebe Familie vom Leib zu halten.
    »Vielleicht können wir uns heute Abend darüber unterhalten«, bot sie Maria an. Nach meinem Abenteuer mit Giles, dachte sie bei sich.
    Nein, so etwas durfte sie nicht denken, sonst sah man es ihr am Ende noch an.
    Sie schaute auf die Uhr, und als sie feststellte, dass es schon fast halb zehn war, trank sie rasch einen Schluck Tee und erhob sich. »Also, ich bin weg. Wir sehen uns später.« Und bevor noch jemand etwas sagen konnte, zog sie ihre Ausgehhaube über ihre Morgenhaube aus Leinen und ging zur Tür hinaus.
    Der Wald war von Vogelgezwitscher erfüllt, als sie raschen Schrittes den Weg zur Hütte entlangging. Mit dem Pferd wäre sie schneller gewesen, aber sie wäre auch mehr aufgefallen. Dass sie eine Wanderung unternahm, war weniger verdächtig, auch wenn es jemandem, der sie so weit draußen im Gelände sah, merkwürdig vorkommen konnte, denn für gewöhnlich blieb sie bei ihren Spaziergängen in den Gärten.
    Als die Hütte in Sicht kam, hielt Minerva beklommen inne. Giles war offenbar bereits eingetroffen, denn neben der Tür war ein Pferd angebunden. Und da er draußen nicht zu sehen war, musste er bereits in die Hütte hineingefunden haben – Schlösser öffnen war schließlich kein Problem für ihn.
    Doch er war nicht der Grund ihres Zögerns. Sie war wieder an diesem Ort. An dem Ort, an dem ihre Eltern getötet worden waren.
    Minerva blieb eine ganze Weile dort stehen und hing ihren Gedanken nach. Sie hatte Giles belogen, als sie gesagt hatte, es sei seit neunzehn Jahren niemand mehr hergekommen. Sie selbst war vor einigen Monaten bei der Hütte gewesen, nachdem Oliver die Tore des Gutes wieder geöffnet hatte. Sie hatte den Drang verspürt herauszufinden, ob der »Geist«, von dem die Landbevölkerung erzählte, irgendwo zu entdecken war. Und ob sie die Anwesenheit ihrer Eltern spüren konnte.
    Aber sie hatte sich nicht dazu überwinden können, die Hütte zu betreten. Der Gedanke, ganz allein dort drinnen zu sein und vielleicht sogar die Geister ihrer Eltern im Todeskampf zu sehen, hatte sie vor Angst erstarren lassen. Und nachdem sie zwanzig Minuten lang die Eingangstür fixiert hatte, hatte sie die Flucht ergriffen.
    Das war heute nicht möglich – nicht, wenn sie Antworten haben wollte.
    Es gibt keinen Grund zur Beunruhigung, redete sie sich gut zu. Giles ist schon da und wird mit seinem scharfen Verstand allem Spuk ein Ende machen. Es ist nur eine gewöhnliche kleine Jagdhütte, nichts weiter. Dort gibt es nichts Bedrohliches.
    Giles’ Pferd schnaubte, und sie zuckte erschrocken zusammen. Grundgütiger, sie benahm sich ja völlig albern! Es gab keine Geister! Das kam davon, dass sie immerzu über solche Dinge schrieb. Irgendwann glaubte man selbst, was man sich ausdachte – was bei ihren schaurigen Geschichten ziemlich bedenklich war.
    Minerva zwang sich, die Hütte zu betreten, und ging auf das Wohnzimmer zu, in dem, wie man ihr gesagt hatte, ihre Eltern gestorben waren. Auf der Schwelle blieb sie stehen und sah sich nach Giles um. Er war nicht da. Und der Anblick der mit Tüchern bedeckten Möbel und die stickige Luft versetzten sie urplötzlich in Panik.
    »Giles?« Sie lief zurück in die Diele und spürte bei jedem Schritt deutlicher, wie ihr Herz hämmerte. »Giles, wo bist du?«
    »Hier oben!«, tönte es die Treppe herunter. »Im großen Schlafzimmer!«
    Oh, Gott sei Dank! Sie fasste sich an die Brust, um ihr Herz zu beruhigen, und ging nach oben. Giles stand mitten in dem mit Intarsienparkett ausgelegten Zimmer, in dem ihre Eltern geschlafen hatten, wenn sie in der Hütte logiert hatten.
    Die sanfte Brise, die durch das geöffnete Fenster hereinwehte, strich ihm durchs Haar. Seine ruhige Ausstrahlung half ihr, ihre Aufregung zu bändigen. Er hatte nachdenklich die Stirn in Falten gelegt und klopfte müßig mit seinem Hut gegen seinen Oberschenkel. Mit seiner feschen grünen Reitjacke und seiner Reithose aus Hirschleder sah er völlig unbeschwert und auch ein kleines bisschen verwegen aus.
    Als er sie ansah, lag in seinem Blick ebenjene Klugheit, die sie schon immer anziehend gefunden hatte. »Eines wissen wir

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