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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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Rücken zu ihr und redete in einem fort. »Es war vermutlich hier drüben …«
    »Giles … ich glaube … ich glaube, ich falle …« Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben, dann wurde ihr schwarz vor Augen.

13
    Giles drehte sich um und sah Minerva zu Boden sinken. Im nächsten Moment war er bei ihr, um sie aufzufangen, und trug sie rasch nach draußen. Wie hatte er nur so unachtsam sein können! Während er wie ein wichtigtuerischer Narr über den Tod von Lewis und Prudence Sharpe gefachsimpelt hatte, hatte er das Wichtigste völlig vergessen: Es waren
ihre
Eltern. Und ihr Tod war eine Tragödie für sie gewesen.
    Erst jetzt fiel ihm wieder ein, wie sich die neunjährige Minerva zunächst dagegen gesperrt hatte, die Kapelle zu betreten, weil sie Angst vor dem gehabt hatte, was sie dort erwartete. Und er hatte sie gerade wieder an all das erinnert. Was war er nur für ein Idiot!
    Sie bewusstlos in seinen Armen liegen zu sehen versetzte ihm einen Stich ins Herz. Sie sah so zerbrechlich aus in ihrem dünnen weißen Musselinkleid. Wie ein Engel, der von der verirrten Kugel eines Jägers getroffen worden war.
    Himmel hilf, dachte er, nun werde ich schon wieder poetisch! Allmählich empfand er viel zu viel für sie. Und es schien immer mehr zu werden.
    Sie rührte sich, und ihre Augenlider flatterten, dann sah sie verwirrt zu ihm auf. »Was ist passiert?«
    »Du bist in Ohnmacht gefallen«, sagte er bedrückt. Das Herz schlug ihm immer noch bis zum Hals. »Ich fürchte, ich habe mich hinreißen lassen und allzu ausführlich über deiner Eltern … äh …«
    »Tod – du kannst es ruhig aussprechen.« Ihre Stimme klang wieder etwas fester. »Lass mich runter! Mir geht es wieder gut.«
    Er kam ihrer Bitte widerstrebend nach, legte aber einen Arm um ihre Taille, um sie zu stützen. »Es tut mir leid, ich …«
    »Nein, nein, schon gut. Mir fehlt nichts. Ich bin noch nie in Ohnmacht gefallen. Ich weiß nicht, wie mir das passieren konnte!« Die Worte purzelten viel zu schnell aus ihrem Mund. »Es ist fast zwanzig Jahre her, und es ist ja nicht so, als hätte ich es mitangesehen oder so etwas, und ich bin nicht …«
    »Pst, Liebste.« Er nahm sie an die Hand und setzte sich mit ihr auf die Eingangsstufen. Dann zückte er sein Taschentuch, um ihr die feuchte Stirn abzutupfen, was bei der gewaltigen Haube, die sie trug, keine leichte Aufgabe war. »Beruhige dich! Atme tief ein und aus! Hast du vielleicht Riechsalz dabei?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie ich bereits sagte, neige ich eigentlich nicht dazu, ohnmächtig zu werden. Doch hier zu sein, an dem Ort, an dem sie gestorben sind, und zu wissen,
wie
sie gestorben sind, und den Blutfleck zu sehen …«
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, erwiderte er und drückte ihre Hand. »Ich hätte nicht so rücksichtslos sein dürfen. Ich war völlig beschäftigt damit, das Rätsel zu lösen, und habe nicht daran gedacht, dass die Sache für dich eine ganz andere Bedeutung hat.«
    »Aber ich
wollte
mit dir herkommen und hören, wie du den Fall beurteilst. Wie konnte ich mich nur so idiotisch aufführen?«
    »Du brauchst dich nicht dafür zu schämen, dass du in Ohnmacht gefallen bist, Minerva.« Keine andere Frau, die er kannte, hätte sich dafür geniert. »Es ist ganz normal, dass du innerlich vor dem Anblick des Ortes zurückschreckst, an dem sie gestorben sind. Deine Reaktion ist absolut erklärlich.«
    »Nein, du verstehst es nicht.« Sie hielt seine Hand fest und senkte den Blick. »I-ich schreibe ständig über solche Dinge. Ich sollte …«
    »Das ist etwas anderes. Du schreibst über sie in der sicheren Geborgenheit deines Zuhauses. Die Szenen, die du beschreibst, sind nicht real.«
    »Das stimmt nicht. Für mich sind sie real.« Ihre Stimme stockte. »Manchmal frage ich mich, ob … nun ja … ob mit mir etwas nicht in Ordnung ist. Warum ergötze ich mich so an blutigen Verbrechen?« Sie runzelte die Stirn. »Nein, ich ergötze mich nicht daran. Es drängt mich einfach nur, darüber zu schreiben, sie zu entwerfen … sie in ihrer ganzen Schrecklichkeit zu schildern.«
    »Um dann das Böse zu vernichten. Du hast die Kontrolle über die Gewalt. Du bestimmst, was wem widerfährt. Vielleicht schreibst du deshalb! Weil du dabei Macht über alle Schurken und Übeltäter hast. Du kannst sie mit einem Federstrich verbannen. Du kannst ihren Opfern Gerechtigkeit widerfahren lassen.«
    Sie sah mit großen Augen zu ihm auf. »Auf diese Weise habe ich das noch nie betrachtet.

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