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Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Ein vortrefflicher Schurke (German Edition)

Titel: Ein vortrefflicher Schurke (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sabrina Jeffries
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suchen?« Er ging wieder ans Fenster und sah hinaus. »Aber das ist noch nicht alles.«
    Minerva folgte ihm und schaute ebenfalls nach draußen.
    »Der Stall befindet sich so nah an diesem Fenster, dass man es auf jeden Fall hören würde, wenn dort jemand ein Pferd unterstellt«, fuhr Giles fort. »Und welcher Einbrecher würde schon sein Pferd unterstellen? Hätte deine Mutter Geräusche im Stall gehört, hätte sie sich doch gedacht, dass es dein Vater oder ein anderes Familienmitglied ist.«
    »Vielleicht ist er ja auch zu Fuß hergekommen, wie ich heute.«
    »In dem Bericht steht, dass beide Pferde im Stall standen.«
    »Oh.«
    »Siehst du? Zu viele Ungereimtheiten.« Giles setzte sich seinen Hut auf und ging zur Tür. »Und da ist noch etwas.«
    Sie folgte ihm in den Flur.
    »Angenommen, die Geschichte wäre wahr: Dann hätte deine Mutter schon sehr leise den Flur entlangschleichen müssen, um zur Treppe zu gelangen.« Er machte einen Schritt, und eine Bodendiele knarrte vernehmlich. »Das hätte dein Vater sicherlich gehört – wir sind hier direkt über dem Wohnzimmer, und von keinem der Schlafzimmer führt ein anderer Weg zu dieser Treppe.«
    »Vielleicht hat sie einen Bogen um die Stelle gemacht?«
    »Gerade aus dem Tiefschlaf gerissen, hatte sie die Geistesgegenwart, sich die Pistole zu holen und nicht auf die knarrende Diele zu treten? Klingt das für dich logisch?«
    »Nein, es ergibt alles keinen Sinn.« Minerva seufzte. »Also hat Oliver womöglich recht damit, dass sie Papa absichtlich getötet hat. Dass sie ihm hier aufgelauert hat.«
    Giles kniff die Augen zusammen. »Wie kommt er darauf?«
    »D-das darf ich dir nicht erzählen – er würde es mir niemals verzeihen. Ich kann lediglich sagen, dass Oliver Streit mit Mama hatte und ihr einen guten Grund gegeben hat, auf Papa wütend zu sein.«
    »Aha. Jarret scheint hingegen zu glauben, dass Desmond sie beide erschossen hat.«
    »Ich weiß.«
    Giles kniff sich in den Nasenrücken. »Das Problem an dieser Theorie ist, dass Desmond kein Motiv hatte, sie zu töten. Er hätte nichts geerbt.«
    »Vielleicht hat er es nicht des Geldes wegen getan.« Ihr war die Vermutung, dass Desmond ihre Eltern getötet hatte, wesentlich lieber als die, dass ihre Mutter dem Vater mit der Waffe im Anschlag aufgelauert hatte. »Vielleicht hatte er einen persönlichen Grund, sie zu töten.«
    »Darüber habe ich auch schon nachgedacht.« Er ging mit ihr zur Treppe. »Mir fällt nur beim besten Willen keiner ein.«
    Als sie nach unten kamen, wandte er sich in Richtung Wohnzimmer, aber sie folgte ihm nur widerstrebend.
    »Ich wünschte, ich wüsste Genaueres über ihre Position, als man sie gefunden hat«, sagte Giles. »Ich meine, ich weiß ungefähr, wo sie gelegen haben, doch …«
    »Das weißt du? Woher?«
    Giles betrat den Raum, und sie zögerte einen Moment, bevor sie hinter ihm herging. Du hast es so gewollt, ermahnte sie sich. Du hast ihn gebeten, mit dir herzukommen und sich alles anzusehen.
    Aber sie hatte nicht gedacht, dass es so schwer sein würde. Plötzlich sah sie die Szene vor sich, als wäre sie dabei gewesen: wie Mama auf Papa zugegangen war und wie er sie entsetzt angesehen hatte, als sie die Pistole auf ihn gerichtet hatte …
    »Einer von beiden fiel an dieser Stelle nieder«, sagte Giles und wies auf den Boden.
    Es war ihr vorher nicht aufgefallen, aber Giles hatte offenbar den Teppich zur Seite geräumt.
    Giles kniete sich hin und fuhr mit der Hand über die Dielenbretter. »Als ich ankam, bin ich zuerst durch dieses Zimmer gegangen. Das Blut wurde natürlich weggewischt, doch spurlos kann man es nicht entfernen. Es dringt in das Holz ein und hinterlässt Flecken. Also habe ich unter den Teppich geschaut und bin fündig geworden. Dieser Fleck beweist, dass einer von ihnen hier zu Boden stürzte.«
    Er erhob sich, um in den hinteren Teil des Raumes zu gehen, aber Minerva hörte gar nicht mehr zu. Sie stand einfach nur da und starrte den großen dunklen Fleck auf dem Boden an. Ihn zu sehen ließ plötzlich alles viel realer erscheinen.
    Vor ihrem geistigen Auge tauchten Bilder auf, die sie ihr Leben lang aus ihrem Kopf zu verbannen versucht hatte: Mama, wie sie auf Papa schoss … sein zertrümmertes Gesicht … wie er zu Boden fiel, während Mama an der Pistole nestelte, um nachzuladen … wie sie sich die Pistole an die Brust hielt …
    »Giles …«, hauchte Minerva, als ihr schwindelig wurde und ihr der Schweiß auf die Stirn trat.
    Er stand mit dem

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