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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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verboten spät ich heute dran bin. Es ist das erste Mal überhaupt, dass ich zu spät komme, sollte sie es also merken, hoffe ich inständig, sie wird meine Entschuldigung annehmen und Gnade vor Recht ergehen lassen. Ich sage ihr einfach die Wahrheit: dass ich verschlafen habe. Was ja auch stimmt; ich darf ihr bloß nicht verraten, dass ein ultrascharfer Typ schuld daran war.
    In fliegender Eile bürste ich mir die Haare und stecke sie dann hoch, damit keiner merkt, dass ich sie nicht gewaschen habe, dann schnappe ich mir Lilys Handtasche, die noch da liegt, wo ich sie gestern Abend fallen gelassen habe, und mache die Tür auf. Ehe ich hinausgehe, drehe ich mich noch einmal um und schaue mir die Suite an, und es tut mir unendlich leid, dass ich dieses umwerfende Hotelzimmer nicht noch ein bisschen länger genießen kann. Wobei ich dazu in der letzten Nacht bereits mehr Gelegenheit hatte, als ich je für möglich gehalten hätte.
    Schnell springe ich in den Aufzug und nicke dem Hotelangestellten zu, während ich mein zerknittertes Kleid glatt streiche und bemüht bin zu tun, als hätte ich jedes Recht, dort zu sein. Dann steigen noch weitere Hotelgäste zu, und in dem Moment bin ich Lily wieder sehr dankbar, dass sie mir ihre Chanel-Tasche geliehen hat. Die verleiht mir die dringend benötigte Klasse für das Claridge’s. Im Erdgeschoss öffnen sich die Fahrstuhltüren,und ich bemühe mich, anmutig und elegant auszusteigen und ein bisschen auf Audrey Hepburn zu machen, aber ich erstarre fast zur Salzsäule, als mir aufgeht, dass etliche Angestellte in der Lobby stehen, darunter der Portier, die ich gestern Abend schon gesehen habe und auch beim letzten Mal, als Joel und ich zum Tee hier waren. Der denkt sicher, ich gehöre schon zum Inventar.
    Irgendwer schnalzt missbilligend mit der Zunge und stolpert fast über mich, und als ich mich umdrehe, merke ich erst, dass ich einen dominoartigen Stau vornehmer Gäste verursacht habe, die alle versuchen, hinter mir den Aufzug zu verlassen. Der Portier dreht sich nach der Ursache des Auflaufs um, und ich schlüpfe schnell hinter den riesengroßen, von John Galliano entworfenen Art-déco-Weihnachtsbaum mit dem Motto »Under the Sea« und spähe dann vorsichtig hinter den glitzernden Nadeln und rosaroten Korallen hervor. Der Weg durch das Foyer zu den bronze- und goldfarbenen Drehtüren erscheint mir endlos lang, und ich möchte nicht, dass irgendwer merkt, wie ich den Gang der Schande antrete, also warte ich einen Moment ab, um dann mit einem Affenzahn durch das Foyer zu sprinten, den Kopf gesenkt und meine Designerhandtasche schützend vor die Brust gedrückt. Bei meinem überstürzten Abgang sehe ich nur die glänzenden schwarz-weißen Bodenfliesen an mir vorbeifliegen, während ich eilig zur Tür haste, und wage es nicht aufzuschauen, für den Fall, dass der Portier mich entdeckt. Erleichtert seufze ich auf, als ich endlich durch die Drehtür sause, aber in meiner Verlegenheit und Eile habe ich es versäumt aufzupassen, weshalb ich nicht rechtzeitig den Ausgang finde und die Tür mich am Ende wieder ins Foyer spuckt und sich dann selbstzufrieden zischend weiterdreht.
    »Sie sind doch Mr. Parkers … Bekannte, nicht wahr? Miss Taylor, soweit ich weiß?«, sagt der Portier, der nun direkt vor mir steht und mich sehr ernst anschaut.
    Ich nicke und bemühe mich, nicht verlegen zu erröten, aber ich merke schon, wie mir die Schamesröte den Hals hinauf bis in die Wangen steigt. Es kommt mir vor, als hätte man mich nackt und bloß in die kalte Welt hinausgestoßen. Ach du lieber Himmel, er will mir irgendwas sagen.
    »Bitte, wenn Sie gestatten«, sagt er knapp, tritt dann in den Drehbereich der Tür und streckt den Arm aus.
    Noch schlimmer, er wirft mich tatsächlich hinaus. Wahrscheinlich hält er mich für ein leichtes Mädchen. Verzweifelt schaue ich ihn an, aber zu meiner Verwunderung zwinkert er mir zu und reicht mir den Arm. Verunsichert hake ich mich unter, worauf er laut und vernehmlich sagt: »Es war uns ein Vergnügen, einen so hoch geschätzen Gast wie Sie bei uns willkommen zu heißen, Miss Taylor. Beehren Sie uns bald wieder.« Einige der Gäste in der Lobby schauen neugierig zu uns herüber und scheinen zu überlegen, wer ich wohl bin. Mit großen Augen blicke ich ihn an, worauf der Portier ganz leicht meinen Arm drückt.
    Ich räuspere mich. »Also, Sie wissen ja, das Claridge’s ist immer meine Lieblingsadresse, wenn ich in London bin«, entgegne ich, bemüht,

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