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Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman

Titel: Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ali Harris
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nicht so verrückt und Jan nicht muss Angst haben vor ihr und sich verliebt in sie.«
    Wir beide schauen zu ihnen rüber und sehen, wie Lily Justynas straffen strengen Dutt löst. Und plötzlich sieht sie aus wie ein ganz anderer Mensch. Ihre Schultern wirken nicht mehr so quadratisch, ihre Stirn nicht mehr so hoch und ihr Blick nicht mehr so finster. Dann demonstriert sie ihr, wie sie das Haar kokett nach hinten werfen soll. Wieder und wieder macht Lily ihr geduldig die Geste vor und erklärt ihr, dass es eine flüssige, feminine Bewegung sein muss. Irgendwann scheinen ihre unermüdlichen Bemühungen zu fruchten. Velna und ich beugen uns neugierig nach vorne, und ich spitze die Ohren, um etwas von Lilys Weisheiten zu erhaschen.
    »Also, Liebes, wenn du willst, dass ein Mann sich in dich verliebt, dann musst du die Kunst beherrschen, dich als scheues Reh zu geben«, sagt sie gerade.
    »Ein Reh? Wie ein kleiner Hirschkuh?« Justyna legt die Stirn mit der durchgehenden Augenbraue in Falten.
    »Nein, Liebes.« Irgendwie schafft Lily es trotz des verräterischen Zuckens um ihre Mundwinkel ernst zu bleiben. »Nicht wie eine Hirschkuh, wie eine Frau. Sieh mal.« Und dann senkt Lily den Blick, bis ihre Wimpern auf den gepuderten Wangen liegen, dann schaut sie auf, sieht Jan an, klimpert mit den Wimpern und wendet den Blick wieder ab. Justyna starrt Lily hoch konzentriert an. »Und jetzt versuch du es, Liebes«, meint Lily und macht eine einladende Handbewegung.
    Justyna senkt den Blick, dann schürzt sie die Lippen und stiert Jan an, als wolle sie ihn enthaupten. Velna kichert spöttisch, worauf Justyna sie mit einem derart tödlichen Blick bedenkt, dass man meinen könnte, sie stünde als Nächstes auf ihrer Abschussliste.
    »Nicht ganz, mein Liebes«, sagt Lily sanft. »Probier es gleich noch mal. Aber sieh mir erst noch mal zu …«
    Beim nächsten Versuch gelingt es Justyna, Jans Aufmerksamkeit zu erregen. Sie schaut ihn kokett an und wendet dann so gekonnt den Blick ab, dass sie gar nicht merkt, wie sehnsüchtig er zu ihr herüberschaut.
    Velna und ich klatschen spontan Beifall, und Justyna wirft uns ein missgünstiges Lächeln zu.
    Die Männer schauen alle zu uns rüber, weil eine kleine Pause in ihrem Gespräch entstanden ist, und bald dreht sich wieder alles um Hardy’s. Jan schüttelt müde den Kopf, als er uns erzählt, wie schwer es heute Morgen für sie war, den Laden mit so wenigen Mitarbeitern genauso gründlich zu reinigen wie sonst in voller Besetzung.
    »Es ist unmöglich. So man kann nicht arbeiten. Es einem kommt vor, als ob sie haben aufgegeben«, konstatiert er traurig. »Wenn es im Laden schmutzig aussieht und nicht sauber, dann die Kunden, sie kommen nicht rein.«
    Niedergeschlagen nicken Justyna und Velna zustimmend, während Lily die Hände hebt.
    »Nichts für ungut, Jan, Darling«, sagt Lily. »Bei dir war der Laden bisher immer tipptopp, aber die Kunden sind trotzdem nicht gekommen. Erst seit das vor Kurzem mit diesen Umgestaltungsmaßnahmen anfing, hat Hardy’s ein wenig von seinem alten Glanz zurückgewonnen. Aber du hast recht, Jan. Bei derart wichtigen Stellen zu knausern hilft Hardy’s sicher nicht zu überleben.« Seufzend zieht sie ihr Halstuch durch die Finger. »Ich fürchte nur, auch wenn ihr die Ersten seid, die unter den finanziellen Schwierigkeiten zu leiden habt, werden wir bald alle auf der Straße stehen.« Sie presst den Schal auf den Mund, als ihr die Tränen in die Augen steigen. »Ich finde das so traurig«, sagt sie. »Hardy’s ist mein ganzes Leben. Ich weißgar nicht, was ich dann machen soll. Ich säße untätig zuhause herum wie eine nutzlose alte Schachtel und wäre zu nichts mehr nütze. Und Lily Carmichael kann einfach nicht untätig herumsitzen.«
    Ich atme tief durch. »Nun, das brauchst du auch nicht, Lily. Nichts tun, meine ich«, stammele ich etwas unverständlich, und fast verlässt mich der Mut schon wieder. »Du könntest mir helfen. Ihr könntet mir alle helfen.«
    »Wie meinst du das?« Lily tupft sich die Tränen aus den Augen, während Velna ihr tröstend die Schulter tätschelt.
    Felix zwinkert mir verschwörerisch zu und nickt aufmunternd, als wüsste er, was ich zu sagen habe. Das verschmitzte Blitzen in seinen Augen lässt mich ahnen, dass er mehr weiß, als er sich anmerken lässt. Wobei ich mir nicht erklären kann, woher. Ich dachte, ich hätte mein Geheimnis gut gehütet. Sam ist der Einzige, dem ich je ein Sterbenswörtchen davon gesagt habe.

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