Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
weißt du«, entgegne ich mit einem schiefen Lächeln.
»Aber das ändert sich doch jetzt, oder?«, fragt sie hoffnungsvoll und hebt die schmalen nachgezeichneten Augenbrauen. »Ist dieser nette junge Kerl, Sam, der, mit dem du ausgehst?«
Ich spüre, wie mir die Röte in die Wangen steigt. »Sam? Nein, der ist bloß ein Freund.«
Ihr Lächeln verblasst ein wenig. »Ach, verstehe. Aber ich frage mich, ob er …?« Ich ziehe die Stirn kraus und überlege krampfhaft, was sie wohl meinen könnte. Sie beugt sich ein wenig zu mir herunter. »Ich müsste mich schon sehr irren, wenn dieser Sam nicht ein Auge auf dich geworfen hat, mein liebes Kind«, sagt sie und tätschelt mir den Arm.
Was ich entschieden dementieren will, aber da kommt Iris gerade angeflitzt, nimmt mich kurz in den Arm und drückt mich und gibt dann ihre Bestellung an Lily weiter. »Zweimal Tee, einmal Scones, einmal Rosinenschnecken und eine Platte mit Roastbeef-und-Meerrettich-Sandwiches, bitte, Liebes, und zwar hurtig!«
»Kommt sofort, Iris, Darling!« Lily nimmt Iris’ vollgekritzelten Bestellzettel und wendet sich dann wieder mir zu. »Hast du Lust,den Tee für mich zu machen?« Und damit wirft sie mir eine Schürze zu.
»Bleibt mir eine andere Wahl?«, antworte ich mit einer Gegenfrage.
Sie schüttelt den Kopf. »Nein. Aber dafür bekommst du ein Lunch aufs Haus. Und jetzt los, keine Zeit zum Schwatzen.«
Als ich schließlich Lily und Iris bei der Bewältigung des mittäglichen Besucheransturms geholfen und mein Sandwich gegessen habe und wieder durch den brummenden Laden zurückgegangen bin, ist weit über eine Stunde vergangen. Carly ist ganz und gar nicht entzückt – und ich auch nicht, als ich sehe, in welchem Zustand das Warenlager ist.
»Was um Himmels willen ist denn hier passiert?«, frage ich entgeistert mit einem Blick auf die Trümmerlandschaft, die bis vor Kurzem noch mein wunderbar ordentliches Zuhause war.
»Hier war die Hölle los«, entgegnet Carly schnippisch. Sie sitzt mitten in einem der Gänge, umgeben von überquellenden Kartons. »Du warst nicht da. Ich habe getan, was ich konnte. Du hättest mich wenigstens kurz einweisen können; ich dachte, du bist in zehn Minuten zurück.«
»Sharon hatte dich gebeten, für mich einzuspringen, damit ich Mittagspause machen kann, und die dauert nun mal eine halbe Stunde«, erwidere ich ungerührt, während ich mich bücke und anfange, die verstreuten Sachen wieder einzusammeln, um gleich alles wegzuräumen. Beim Anblick meines sonst so penibel aufgeräumten Lagerraums wird mir noch übler, als mir eben vor dem Mittagessen ohnehin schon war. Ich richte mich wieder auf. »Und ich habe angeboten, dir zu erklären, wo alles ist, ehe ich gegangen bin, aber du meintest, das sei nicht nötig.«
»Tja, du hättest es mir trotzdem sagen sollen«, kontert Carly bockig.
»Sämtliche Gänge sind klar gekennzeichnet und den einzelnen Abteilungen zugeordnet, und in den einzelnen Gängen ist alles alphabetisch nach den jeweiligen Produktgruppen sortiert. Und ich habe dir sogar einen Lageplan samt Erläuterungen dagelassen. Wie du selbst gesagt hast, Carly, dafür muss man kein Genie sein.«
»Tja, jetzt bist du ja wieder da«, erwidert sie vergnügt. »Dann gehe ich wohl mal lieber und schaue nach, was meine Mitarbeiter im Verkauf machen. Wer weiß, was die treiben, wenn keine Führungskraft in der Nähe ist.«
»Willst du mir nicht erst helfen, dieses Durcheinander wieder wegzuräumen?«
»Ach, nein, ich habe Wichtigeres zu tun. Und außerdem bist du die Expertin auf diesem Gebiet. Bis dann, Schätzchen!«
Und damit rauscht Carly aus dem Lager, winkt mir noch mal lässig über die Schulter zu und lässt mich inmitten des von ihr verursachten Chaos zurück.
Sechsundzwanzigstes Kapitel
D ie treibt mich in den Wahsinn!«
»Was glaubt sie, wer sie ist?«
»Die Beförderung ist ihr wohl zu Kopf gestiegen!«
»Rupert ist ein Idiot, wenn er nicht merkt …«
»… Die war das jedenfalls nicht mit den Umgestaltungen. Nie im Leben!«
»Sie hat überhaupt keine Ahnung!«
Es ist fünf Uhr nachmittags, aber ich habe es gerade erst geschafft, endlich Feierabend zu machen. Es ist ruhiger geworden, und nur noch vereinzelt schlendern ein paar Kunden durch das Erdgeschoss. Ein Grüppchen Verkäufer drängt sich um die Parfumauslage und zerreißt sich das Maul über Carly. Sie merken es gar nicht, als ich von hinten leise herantrete.
»Es ist eine Zumutung, wie sie mit mir redet«, meint
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