Ein Weihnachtswunder zum Verlieben - Roman
bedauernd.
»Vielleicht könnte ich dir dabei Gesellschaft leisten?«, schlägt er mit einem anzüglich neckischen Unterton in der Stimme vor.
»Ach, das wäre sicher nichts für dich«, wehre ich rasch ab, wohl wissend, dass er unter keinen Umständen zu Delilah nach Hause kommen kann, aus Angst, ich könnte mich verplappernund er würde herausfinden, dass ich da wohne. »Nicht an einem Samstagabend. Ich kann versuchen, ob ich da noch irgendwie rauskomme. Sicher hat meine Schw…, ich meine, meine Freundin nichts dagegen. Ich rufe sie mal eben kurz an und melde mich dann gleich wieder bei dir.«
Schnell wähle ich Delilahs Nummer, und sie geht sofort ran.
»Evie?«, sagt sie. »Ist alles okay?« Sie klingt irgendwie komisch.
»Mir geht’s gut, ich hatte nur bei der Arbeit jede Menge um die Ohren«, entgegne ich und habe gleich ein schlechtes Gewissen, weil ich sie vernachlässigt habe.
»Aber du bist letzte Nacht gar nicht nach Hause gekommen«, bemerkt sie.
»Ach, das.« Ich erröte leicht. »Ich war bei Joel. Ich habe dir einen Zettel hingelegt.«
»Den habe ich gesehen«, antwortet Delilah, und das Missfallen ist ihr deutlich anzuhören. »Ich hoffe bloß, du weißt, was du tust, Evie.«
»Das weiß ich!«, entgegne ich eingeschnappt. »Er mag mich wirklich, Lila, ehrlich wahr.«
»Klar mag er dich«, entgegnet sie sanft. »Wie sollte er dich auch nicht mögen? Sei bloß vorsichtig, mehr will ich ja gar nicht. Ich weiß doch, wie verletzlich du bist.«
Ich schlucke und versuche krampfhaft nicht loszuheulen beim Gedanken daran, wie sie mir bei meiner letzten Trennung beigestanden hat. Eine Trennung, die, bis ich Joel kennenlernte, noch immer schmerzte wie eine frische Wunde. Und jetzt muss ich daran denken, wie ich Will belauscht habe und wie sehr es meine Schwester verletzen würde, wenn sie das wüsste, und ausgerechnet die macht sich Sorgen um mich. Ich bekomme ein schlechtes Gewissen, weil ich Geheimnisse vor ihr habe.
»Ich weiß, Lila, aber du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Joel ist wirklich ein netter Kerl, ehrlich. Du würdest ihn mögen«,füge ich etwas schüchtern hinzu und stelle mir plötzlich vor, er säße nach einer netten Dinnerparty entspannt in einem ihrer Eames-Sessel, als gehörte er zur Familie.
Darauf gibt sie keine Antwort. Ich versuche abzuschätzen, ob das jetzt ein günstiger Moment ist, sie um einen freien Abend zu bitten. »Ähm, Delilah, eigentlich wollte ich dich um etwas bitten.«
»Nicht noch einen freien Abend, hoffe ich«, meint sie brüsk.
Das war dann wohl ein Nein.
»Ähm, eigentlich schon«, erwidere ich zögerlich und kann es mir doch nicht verkneifen, damit herauszuplatzen. »Joel will sich morgen Abend mit mir treffen, und ich will so gerne gehen, bitte sag, dass ich darf, Lila, bitteeee.« Ich höre mich betteln und merke plötzlich, wie bescheuert das eigentlich ist. Ich bin achtundzwanzig Jahre alt, und ich komme mir vor wie ein kleines Kind, das seine Mutter anfleht, sie solle ihm erlauben, am Samstagabend zu einer Freundin zu gehen. Sollte eine Frau in meinem Alter nicht ein bisschen mehr Freiheiten haben? Erst da geht mir auf, dass ich die Luft anhalte, während ich die Antwort meiner Schwester abwarte.
»Was? Nein! Ich wollte mit den Mädels ausgehen, Evie. Nach dieser Woche muss ich dringend mal auf andere Gedanken kommen.«
»Aber Joel –«
»Joel hat dich diese Woche öfter gesehen als ich!«, fällt Delilah mir scharf ins Wort. »Du warst doch erst letzte Nacht bei ihm!«
»Ich weiß, ich weiß, aber –«, setze ich an in der Hoffnung, Delilah könnte es sich noch mal anders überlegen. Sie weiß, wie viel mir daran liegt – und wie lange ich darauf gewartet habe.
»Kein Aber, Evie«, sagt Delilah sehr bestimmt. »Du musst morgen Abend hier sein.« Und damit legt sie auf, noch ehe ich etwas erwidern kann.
Niedergeschlagen drücke ich die Wahlwiederholung mit Joels Mobilnummer.
»Hey«, meldet er sich herzlich. »Also, sehen wir uns?«
»Ähm, es tut mir wirklich sehr leid, Joel«, sage ich und muss mich zusammenreißen, damit meine Stimme nicht bricht. »Ich kann morgen nicht. Ich, ähm, ich muss babysitten.« Ich bin zwar enttäuscht, Joel nicht zu sehen, aber viel mehr macht mir zu schaffen, dass Delilah einfach aufgelegt hat. Das hat sie noch nie gemacht. Niemals.
»Ach, das ist aber blöd«, meint er etwas zerfahren. »Und ich darf dir ganz sicher nicht ein bisschen Gesellschaft leisten?«
»Nein!«, rufe ich entsetzt, um
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